Tesla-Tunnel im Test: Ist Elon Musks Auto-U-Bahn die Zukunft?

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Mit “The Boring Company” hat Elon Musk 2016 ein Unternehmen angekündigt, das innerstädtische Verkehrsprobleme mit Tunnelbau lösen will. Wir machen die Probe aufs Exempel und haben sein erstes funktionierendes Tunnelsystem in Las Vegas ausprobiert.
Tesla-Tunnel Loop in Las Vegas
Tesla-Tunnel Loop in Las VegasBildquelle:

Eins kann man Elon Musk nicht vorwerfen: mangelnde Kreativität. Ob er mit Space X nach den Sternen greift oder mit Tesla den Automobil-Markt umkrempelt – der streitbare Unternehmer setzt immer wieder neue wilde Ideen in die Tat um. Musks Firma “The Boring Company” hat unterhalb des Messegeländes von Las Vegas zwei rund 1,3 Kilometer lange Tunnel gegraben. Durch die beiden Tunnel fahren im Einbahnverkehr Fahrzeuge der Modellreihen 3, X und Y von Tesla. Sie fahren dabei zwischen drei Stationen hin und her, um Messebesucher auf dem weitläufigen Gelände schneller zu transportieren. Aus 20 Minuten Fußweg werden durch den Tesla-Tunnel drei bis vier Minuten Autofahrt.

Fahrer statt Computer

Anders als ursprünglich geplant sind die Teslas nicht fahrerlos unterwegs. Ein Chauffeur steuert die E-Autos durch den Tesla-Tunnel. Mit bis zu 60 Kilometern pro Stunde steuern die Fahrer den Tesla mit bis zu drei Passagieren auf dem Rücksitz durch den Tunnel von den beiden oberirdischen Endstationen zur jeweils anderen Endstation oder von und zu der unterirdischen Mittelstation. The Boring Company kann die Tunnel bunt beleuchten. Während unserer Fahrt war die Lichtshow allerdings außer Betrieb. Die Fahrer sollen mit den bunten, flackernden Lichtern nicht dauerhaft gestresst werden.

Doch wie ist das Erlebnis für den Fahrgast? Nachdem man eine der Stationen erreicht und sein gewünschtes Ziel genannt hat, wird man einem der wartenden Fahrzeuge zugewiesen. Unsere Probefahrt hat außerhalb der Rush Hour stattgefunden, sodass es keinerlei Wartezeiten gab. An vollen Messetagen muss man vor der Station warten bis ein Fahrzeug frei wird. Es ist umstritten, wie viele Passagiere Musks Firma tatsächlich transportieren kann. Unter idealen Bedingungen mit drei Passagieren auf der Rückbank und 62 Fahrzeugen im störungsfreien Betrieb sollen 4.400 Personen pro Stunde durch den Loop fahren können.

System läuft nicht rund

Nicht nur in Corona-Zeiten ist es aber schwer vorstellbar, dass die Boring Company kontinuierlich drei potenziell fremde Personen gemeinsam auf die Rückbank setzten kann. Auch bei unserem Test des Tesla-Tunnels während einer schwach besuchten Zeit gab es bei einer der Fahrten das Problem, dass in der Station, an der wir aussteigen wollten, keine Parklücke frei war. Die Fahrerin nannte es einen “Bug”, den man noch abstellen müsse. Im vollen Messebetrieb kann aus diesem “Bug” allerdings ein erheblicher Rückstau werden.

Station des Tesla-Tunnel Loop in Las Vegas
Station des Tesla-Tunnels Loop in Las Vegas

Insgesamt war die Fahrt angenehm, komfortabel und schnell. Im Vergleich zu den langen Fußwegen, bei denen sogar eine mehrspurige Straße mit langen Ampelphasen überquert werden muss, ist die Fahrt im Loop, insbesondere zwischen den Endstationen, eine erhebliche Verbesserung für Messebesucher. Hinterfragen muss man allerdings, ob man dieses Ziel nicht auch mit einer klassischen U-Bahn, einer Hochbahn oder einem Transportband hätte erreichen können. Den aufwendig gegrabenen Tunnel hätte man effizienter nutzen können als mit Teslas, in denen sogar noch ein Fahrer sitzt.

Tesla-Tunnel ist kein ernst zu nehmendes Verkehrsmittel

Im Moment ist Elon Musks Tesla-Tunnel mehr eine Spielerei für Messebesucher als ein ernsthaftes Verkehrsmittel. In Las Vegas soll der kurze Tunnel auf dem Messegelände allerdings auch nur der Anfang sein. Die Stadt hat die Freigabe erteilt, um ein insgesamt fast 50 Kilometer langes Tunnelsystem zu graben. Das soll über 51 Stationen bis zu 57.000 Passagiere pro Stunde befördern können. Für die chronisch überlasteten Straßen von Las Vegas, die kaum einen funktionierenden ÖPNV kennen, könnte der Loop mit diesem Ausbau eine echte Entlastung bringen.

Aber auch hier stellt sich die Frage, ob der Stadt nicht mit einer U-Bahn, Hochbahn oder Gondelbahn besser gedient wäre. Wenn die Teslas weiterhin mit Fahrern durch die Tunnel geschickt werden, dürfte das System für die Stadt oder die Fahrgäste neben den erheblichen Baukosten der Tunnels ohnehin unbezahlbar werden. Der Loop unter dem Messegelände funktioniert finanziell nur aufgrund der erheblichen Finanzzusagen der Messegesellschaft.

Fazit zum Tesla-Tunnel

Elon Musks “The Boring Company” ist mit ihren Tunnelbau-Projekten eine interessante Ergänzung für die Mobilität in Städten. Das System gibt einen Ausblick darauf, wie mit kleinen, automatischen Fahrzeugen individuelle Mobilität auch in Großstädten möglich sein könnte. Das System ist allerdings derzeit noch nicht ausgereift. Es ist deutlich zu kurz gesprungen, wenn man einfach E-Autos mit Chauffeur von der Straße in ein Tunnelsystem steckt. Im Moment ist das System nur ein flippiges Tesla-Taxi für Messebesucher mit platten Füßen.

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