Einfach die Rollläden öffnen und neben Licht auch Strom ins eigene Haus lassen? Was wie Zukunftsmusik aus einem Science-Fiction-Roman klingt, ist längst Wirklichkeit geworden. Das japanische Unternehmen inQs stellte auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas ihre neue Methode vor, um Solarenergie aus Fensterglas zu gewinnen. Der Ansatz ist vielversprechend, denn die Strom liefernden Scheiben könnten problemlos in zukünftige Häuser und Wohnungen eingebaut werden. Sie könnten eine höhere Selbstversorgung ermöglichen.
Strom mit eigenen Fenstern erzeugen – SQPV-Technologie erklärt
Das Buntglasfenster, das inQs auf der Messe vorstellte, setzt auf die sogenannte SQPV-Technologie. Mit ihrer Hilfe kann spezielles Solarglas verwendet werden, das die Energie aus dem unsichtbaren Licht im UV- und Infrarot-Spektrum direkt in Elektrizität umwandelt. Für das innovative SQPV-Glas konnte sich inQs gleich drei Auszeichnungen auf der CES sichern. Den „Best of Innovation“-Award für „Smart Cities“, sowie jeweils einen „Innovation Award“ in den Kategorien „Smart Home“ und „Sustainability, Eco-Design & Smart Energy“. Das Unternehmen inQs hat das bisher fortschrittlichste und effizienteste Solarglas weltweit geschaffen.
Der Vorteil dieses speziellen Glases liegt dabei darin, dass nicht nur direktes Sonnenlicht genutzt werden kann. Auch diffuses Licht aus schlechter ausgeleuchteten Innenräumen und wolkenverhangenen Tagen kann das Solarglas in Strom umwandeln. Durch die verschiedenen Schichten, aus denen sich das Solarglas zusammensetzt, kann es Lichtquellen von beiden Seiten des Fensters in Strom verwandeln. Dank dieser Neuerungen ist das Glas jeder anderen Variante an Solarglas deutlich überlegen und kann pro Einheit wesentlich mehr Strom erzeugen. Bei einem Stand auf der CES war das Glas bis auf eine Kupferumrandung nicht von einer üblichen Glasscheibe zu unterscheiden. Zu Demonstrationszwecken schloss man die Kupferverkleidung an einen Ventilator an, der allein durch die Lichtquellen im Messesaal angetrieben wurde. Das Solarglas kann dadurch auch aus künstlichen Lichtquellen Strom gewinnen. Natürlich lohnt es sich nicht, die eigenen Lampen nun dauerhaft brennen zu lassen, aber ein Teil der damit ohnehin in Wohnraum genutzten Strommenge könnte so „zurückgewonnen“ werden.
Keine Siliziumzellen nötig wie bei klassischen Solarmodulen
Während klassische Solarmodule mit undurchsichtigen Siliziumzellen gefertigt werden, arbeiten transparente Solarmodule mit durchsichtigem Quarzsand. Das Solarfenster kommt somit vollständig ohne seltene Metalle aus, was eine wesentlich günstigere Produktion der smarten Fenster ermöglicht. Im Vergleich zu klassischen Solarmodulen lassen sich die Solarfenster auch deutlich einfacher recyceln. Das Grundprinzip, dass man eine transparente Fläche zur Stromerzeugung nutzt, ist aber nicht vollständig neu. Bereits zuvor lieferten Anbieter Solarzellen-Folien, die sich auf Fensterscheiben zur Stromgewinnung einsetzen ließen. Die bisherigen Ansätze liefern jedoch deutlich weniger Strom als inQs‘ neue Solarglastechnologie. Typischerweise müssen diese im Nachgang an bereits bestehenden Fenstern integriert werden.
Mit den neuen Solarfenstern hingegen ließ sich schon zu Baubeginn eine eigene Stromquelle in Gebäuden einplanen. Dezentrale Energiegewinnung für jeden Haushalt rückt damit in Reichweite. Wann genau die neuen Solarfensterscheiben in die Massenproduktion starten und wie teuer ein einzelnes Fenster ausfällt, ist bisher nicht bekannt. Zurzeit stellt inQs das Produkt nur in einer Fabrik in Tokyo her, sodass es vorwiegend in Japan erhältlich ist. Sollte sich das innovative Glas dort durchsetzen, stehen die Chancen jedoch gut, dass man es auch in andere Länder der Welt exportiert oder weitere Fertigungsstätten in anderen Ländern eröffnet.
Wenn der Preis stimmt und die Doppelverglasung sich günstig realisieren lässt, eine tolle Idee.