Solarstrom aus dem Weltall? Ein Land prescht vor

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Solarmodule im Weltall diskutieren Forscher weltweit bereits seit Langem. Die Vorteile liegen auf der Hand, könnte doch Strom rund um die Uhr wetterunabhängig zur Erde gesandt werden. Ernste Vorstöße zur Realisierung gab es dennoch bis jetzt keine, da allein die Investitionskosten hoch ausfallen.
Solarkraftwerk auf Erde
Solarstrom aus dem Weltall - Ein Land prescht vorBildquelle: n American Public Power Association/Unsplash

PV-Anlagen sind auf der Erde bereits eine verbreitete Möglichkeit, Strom günstig zu generieren. Doch die Anlagen sind gewissen Limitationen ausgesetzt. Je weniger Sonne durch Wetterbedingungen scheint, desto geringer fällt die Stromproduktion aus. Spätestens nachdem die Sonne untergeht, können in der Nacht keinerlei Erträge mehr erzielt werden. Für eine zuverlässige Stromproduktion muss diese aber dauerhaft in planbarer Menge zur Verfügung stehen. Das Weltall würde sich als Standort daher anbieten. Doch die Kosten für ein solches Projekt wären immens. Die Solarmodule müssten aufwendig in den Weltraum transportiert werden. Auch die Übertragung des Stroms auf die Erde ist mit gewissen Hürden verbunden. Ein Land könnte den Vorstoß nun dennoch wagen.

China will Solarstrom aus dem Weltall gewinnen

Wie die South China Morning Post berichtet, könnte China inzwischen tatsächlich konkrete Pläne ausarbeiten, um sich das Weltall als Stromquelle zu sichern. In einem Forschungszentrum der Chinesischen Akademie der Wissenschaften enthüllte der hochrangige Raumfahrtingenieur Long Lehao während eines Vortrags einen Plan, der für Aufsehen sorgte. China verfolgt dabei einen ehrgeizigen Plan. Mit Schwerlastraketen will das Land Solarkraftwerke ins All schießen, die danach rund um die Uhr Energie erzeugen und zur Erde übertragen sollen. Das Vorhaben hat den Projektnamen „Ein weiteres Drei-Schluchten-Staudammprojekt über der Erde“, der wohl an das weltweit größte Wasserkraftwerk in China angelehnt sein dürfte, die Drei-Schluchten-Talsperre im Jangtsekiang in China.

Entlang einer geostationären Umlaufbahn rund 36.000 km über der Erde will China eine Solaranlage errichten, die eine Breite von einem Kilometer einnehmen soll. Im Jahr soll sie dabei exakt so viel Energie liefern wie die gesamte heutige Ölproduktion der Erde. Damit aus diesem Vorhaben jedoch Realität werden kann, sind technologische Fortschritte bei weltraumtauglichen Solarkraftwerken obligatorisch. Ebenso benötigt man an den Bodenstationen Schwerlastraketen, die die notwendigen Materialien ins Weltall bringen können. Eine Trägerrakete, die für das Projekt zum Einsatz kommen soll, wird die Marsch-9 (CZ-9) sein, an der Long Lehao gemeinsam mit seinem Team arbeitet. Die Pläne beweisen, dass der Wettstreit um die Solarenergie aus dem All bereits begonnen hat. Dabei ist China keineswegs das einzige Land, das die Möglichkeiten für sich erörtert. Sowohl die Europäische Weltraumorganisation ESA, die USA und Großbritannien prüfen mögliche Solarkraftwerke im All.

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Solarmodule müssten über Schwerlastraketen in den Orbit gelangen

Projekt „Solaris“ könnte Europa sich Solarenergie aus All sichern

Europa verfolgt bereits ein eigenes Projekt, das für ordentlichen Umsatz sorgen könnte. Einnahmen von bis zu 600 Milliarden könnte sich die EU mit „Solaris“ sichern, wenn die Solarenergie im Weltraum entsprechend genutzt würde. Diesen Einnahmen gegenüberstünden jedoch geschätzte Ausgaben von 400 Milliarden Euro. Allein die Sonneneinstrahlung ist oberhalb der Erdatmosphäre bereits 40 Prozent intensiver, sodass Solarkraftwerke dort etwa das fünf- bis zwanzigfache an Solarstrom erzeugen können als vergleichbare Anlagen auf der Erde. Vor allem die konstante Verfügbarkeit wäre für den Austausch fossiler Energieträger ein enormer Gewinn.

Ob die EU jedoch den Sprung in die Solarenergie im Weltall wagt, soll erst Ende 2025 entschieden werden. Der Strom, den die Anlagen erzeugen, müsste über Mikrowellen auf die Erde geschickt werden. Langfristig könnten sich diese Projekte als günstiger und ertragreicher weisen als auf der Erde installierte Anlagen. Allerdings ist das nur möglich, wenn dabei zugleich die kommerzielle Raumfahrt kostengünstig bleibt. Denn einer der größten Kostenfaktoren bleibt der Transport der Solarmodule ins Weltall.

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