Wer in Unterföhring aus der S-Bahn aussteigt und die Medienallee entlanggeht, kommt gleich an mehreren TV-Sendern und Regionalstudios vorbei. Lässt man Sky sprichwörtlich links liegen, folgen auf der linken Seite Satellitenschüsseln. Keine Schüsseln, wie du sie zu Hause am Balkon für den TV-Empfang befestigt hast. Sondern große Schüsseln mit neun Meter Durchmessern. Hier verlassen unzählige TV-Signale die Erde, um zu dir nach Hause auf den Fernseher zu kommen. Es sind die Satellitenschüsseln für den Astra-Satelliten, die hier viele der deutschen TV-Sender ins All schicken. Doch bevor das passieren kann, geschieht viel. Wir haben uns umgesehen.
Astra: Hunderte TV-Sender aus einem Gebäude
In unmittelbarer Nähe der Satellitenschüsseln steht ein Gebäude, das einst TV-Geschichte schrieb. Hier wurde einst DF1 produziert, die erste digitale TV-Plattform in Deutschland. Nach der Insolvenz der Kirch-Gruppe und zahlreichen Übernahmen und Umbenennungen ist es nun die SES, die im Auftrag zahlreicher TV-Stationen das Fernsehprogramm produziert. Denn das Signal, das du zu Hause auf dem Fernseher siehst, kommt nicht direkt aus dem Gebäude des jeweiligen Senders, sondern in alle Regel aus einem sogenannten Playout-Center. Ein solches betreibt auch die SES, die Firma, die auch die Astra-Satelliten betreibt. Es ist nicht das einzige Playout-Center in Deutschland und doch eines der wichtigsten. Denn allein 130 TV-Programme aus Deutschland und Europa spielt die SES hier im Auftrag der Sender aus. Große Sendeanstalten wie ProSiebenSat1 oder die RTL-Gruppe unterhalten allerdings auch eigene Playout-Center.
Im Fall von Astra überspielen die TV-Sender die produzierten Sendungen, Hinweistrailer auf Programme, Werbung und vieles mehr per Glasfaser an das Playout-Center. Nach einem Virencheck nehmen Mitarbeiter – Content Management Operatoren – die Inhalte in Empfang und kontrollieren sie. Sind die Bildformate korrekt? Ist eine Tonspur vorhanden? Sind die Sendungsdaten dabei? Jede einzelne Videodatei wird so geprüft. In der Regel aber nur als Stichprobe am Anfang, in der Mitte und am Ende der Datei.
Sicherheit und Redundanz werden bei Astra großgeschrieben
Die Inhalte werden von hier auf Speicher abgelegt, die nur intern angesteuert werden können. Eine Sicherheitsmaßnahme, damit kein Angriff von Außen auf das Herz des Playoutcenters möglich ist.
Ohnehin wird Sicherheit bei SES großgeschrieben. Man gehöre zur kritischen Infrastruktur. Und dafür gibt es für alles, was man uns im Playout-Center zeigt, eine A-Strecke und eine B-Strecke. Fällt ein technischer Baustein aus, übernimmt direkt das Backup. Egal, ob es dabei um den Playout-Server, den Strom oder die Satellitenschüssel für den Uplink geht, für alles gibt es ein Backup. Beim Strom hat man sich sogar mehrfach abgesichert und lässt mit einem Diesel-Aggregat (Diesel-Vorrat für eine Woche ist eingelagert) eine dritte Redundanz anlaufen, sollte einer der beiden Haupt-Stromwege einmal ausfallen.
Fällt eine Satellitenschüssel aus oder muss gewartet werden, kann nahtlos auf eine dafür bereitstehende Nachbarantenne umgeschaltet werden. Fällt der ganze Sendestandort beispielsweise wegen eines Unwetters aus, gibt es mit dem SES-Hauptstandort Betzdorf in Luxemburg ein weiteres Backup, auf das binnen Sekunden umgeschaltet werden kann. Und auch, sollte das Playout-Center einmal geräumt werden müssen, ist die SES nicht machtlos. Die nötigsten Arbeiten können sie aus einem Backup-Raum erledigen, der sich außerhalb des Hauptgebäudes befindet. Ein Ausfall scheint ausgeschlossen.
Jede eingehende Videodatei wird kontrolliert
Auf mehreren hundert Playout-Servern, die sich in einem riesigen Rechenzentrum im Gebäude befindet, hinterlegen die Sender nicht nur ihre Inhalte, sondern auch ihre Sendeabläufe. Die Server spielen alles aus und das Programm läuft. Gemacht vom Computer. Die Kontrolle, ob alles richtig ist, erfolgt weitgehend automatisch. Dennoch gibt es eine ganze Schar an Mitarbeitern, die zwei Stockwerke über den Servern vor einer riesigen Kontrollwand sitzen. Sie kontrollieren die automatisch auflaufenden Alarme – etwa, wenn ein TV-Bild plötzlich schwarz ist. Ist das vom Regisseur möglicherweise als Schwarzblende geplant? Oder ist ein Fehler im Sendesignal? Stellt ein Kunde einen Fehler fest, kann er im Playout-Center anrufen, die Operator können umgehend kontrollieren.
Sie haben aber noch eine weitere wichtige Aufgabe: Sendet ein Sender einmal nicht aus der Konserve, sondern will live on Air gehen, muss das Playoutcenter eingreifen. Es muss dann das entsprechende Zuliefersignal in das Sendesignal einspeisen. Insbesondere bei Nachrichtensendern oder Vollprogrammen, die bei einem unerwarteten Ereignis kurzfristig on Air gehen wollen, kann das schon Mehrarbeit bedeuten. Geplanter Live-Betrieb hingegen ist gewohnter Ablauf.
Letzter Schritt: Das Signal geht zum Satelliten
Vom Playout-Center geht das Signal auf die andere Straßenseite zum Teleport, also den Satellitenschüsseln. Ein kleines Gebäude nebenan dient als Schaltzentrale. Hier schalten die Mitarbeiter neue Programme auf oder Transponder um. Unter den großen Parabolspiegeln, die zwischen 1997 und 2008 entstanden sind, befindet sich die Sendetechnik. Sie bereitet die TV-Signale auf und wandelt sie zu einem Sendesignal für den Satelliten. Anschließend gehen sie auf ihre Reise ins All, um 72.000 Kilometer später wieder in deiner Satellitenschüssel zu landen.
Damit das einwandfrei funktioniert, führen Computer die 9-Meter-Antennen alle 15 Minuten automatisch nach. Denn die Satelliten steht nicht fest an einer Position im Weltall, sondern können sich in einem Korridor von 70 Kilometern Kantenlänge bewegen. Kontrolliert werden die Satelliten vom Stammsitz der SES in Astra im luxemburgischen Betzdorf.
Das Signal aus dem Playout-Center nimmt aber auch noch andere Wege und wird beispielsweise von Kabelnetzbetreibern, IPTV– und TV-Streaming-Diensten oder anderen Satellitenanbietern abgenommen, die das Signal ebenfalls benötigen. Signale aus dem Playoutcenter in Unterföhring bekommst du übrigens auch, wenn du Videostreaming-Plattformen nutzt. Denn bei SES hat man durch Kunden Zugriff auf ein 8 Petabyte großes Film-Archiv, unter anderem aus der Leo-Kirch-Ära. Diese Filme bereitet man bei SES auf, um sie den Kunden zum Playout bereitzustellen – auch per Streaming. Es kann also durchaus sein, dass du einen Film auf verschiedenen Plattformen oder Sendern siehst und er jedes Mal vom selben Master stammt, den die Mitarbeiter in den Räumen der SES bearbeitet haben.
Wir sind keine Premium fernseegucker uns hat alles gereicht. Eine große Sauerei die Umstellung. Für uns sinnlos
Ich finde diese Vorgehensweise echt richtig …. bitte genau hinsehen in in Richtubg Einschaltquoten und Interesse .