Preiskampf mit Solarmodulen: Chinesische Hersteller mit Milliardenverlusten

3 Minuten
Die Billigpreise der Solarmodule aus China treiben nicht nur die lokale Solarindustrie in die Insolvenz. Auch im eigenen Land sorgt der Preiskampf rund um die günstigsten Preise für einen hohen Konkurrenzdruck, der chinesischen Herstellern Milliardenverluste beschert. Jetzt greift die Regierung ein.
Preiskampf mit Solarmodulen - Chinesische Hersteller mit Milliardenverlusten
Preiskampf mit Solarmodulen - Chinesische Hersteller mit MilliardenverlustenBildquelle: Foto von Chelsea auf Unsplash

Günstige Solarmodule könnten ein Grund zur Freude sein, um die Energiewende in Deutschland für mehr Haushalte preiswert zu ermöglichen. Die Realität sieht jedoch völlig anders aus. Tiefpreise in Deutschland sind bereits mit großen Wellen auf die lokale Solarindustrie getroffen. So haben unter anderem die Unternehmen Meyer Burger und Solarwatt ihre Produktionen bereits eingestellt. Auch Heckert Solar hat die eigene Herstellung bereits reduziert. Einen echten Gewinner scheint es in diesem Preiskampf nicht zu geben. Selbst das bislang als Weltmarktführer geltende Unternehmen Longi Green Energy prognostiziert einen Verlust von umgerechnet 700 Millionen Euro.

Preiskampf mit Solarmodulen: Nur Verlierer, keine Gewinner

Longi Green Energy ist nicht das einzige Unternehmen, das Verluste vorhersagt. Auch der Photovoltaikhersteller Tongwei schätzt bereits mit einem Halbjahresverlust von 400 Millionen Euro. Allein diese beiden Unternehmen erreichen einen Verlust von 1,1 Milliarden Euro. Dabei ist das Jahr bis jetzt nicht zu Ende und unzählige weitere Hersteller produzieren Massen an Solarmodulen in China. Die mittlerweile größten Solarkonzerne der Welt stehen am Rand von Milliardenverlusten, da sie den Preiskampf nicht nur in andere Länder, sondern auch gegen einander ausgetragen haben.

Zwar installiert China mehr Solaranlagen als jedes andere Land weltweit. Allein rund zwei Drittel aller Windkraft- und Solaranlagen weltweit stehen in China. Aber die Produktion des Landes hat die weltweite Nachfrage bereits um ein Vielfaches überschritten. Infolge dieser massiven Überproduktion mussten sich Unternehmen einen heftigen Konkurrenzkampf um Kunden liefern – und besiegelten damit ihren eigenen Schaden. Genauso wie den an viele anderen Unternehmen, die in Europa Solarmodule produziert haben. Die Preise für Solarmodule chinesischer Hersteller sind im vergangenen Jahr um die Hälfte gesunken. Auf diesem Niveau verlieren selbst führende Unternehmen Geld, anstatt Gewinne einzuheimsen. Die chinesische Regierung versucht nun einzugreifen und mit neuen Regulierungsmaßnahmen gegenzusteuern.

Diesen Eingriff forderten Branchenvertreter schon seit Langem, um den Preiskampf zu stoppen. Die Lösung soll jetzt in Krediten der Regierung liegen, mit denen der Bau und Ausbau von Fabriken verteuert werden soll, wie aus einem veröffentlichten Verordnungsentwurf der chinesischen Behörden hervorgeht. Gleichzeitig will man die Qualitätsanforderungen erhöhen und sich stärker auf Innovationen statt auf Masse konzentrieren. Diese Regulierung dürfte jedoch wenig positive Auswirkungen auf kleine Unternehmen mit sich bringen, sondern eher die größeren Hersteller schützen. Diese setzen bereits stark auf Qualität und Innovation, um sich gegenüber der Masse behaupten zu können.

Überangebot bleibt bestehen

Trotz dieser Maßnahmen dürfte das Überangebot an Solarmodulen weltweit nicht mehr verschwinden. Die Lager sind voll, der Absatz der schieren Masse kaum zu bewerkstelligen. Wer Projekte plant, die große Mengen an Solarmodulen benötigen, kann jetzt zuschlagen und die Module zu besonders günstigen Preisen erhalten. Doch ganz gleich, ob die Module inzwischen günstig auf dem Markt weiterverkauft werden oder zu Tausenden in Lagerhallen verharren. Der Schaden, den die Praktik international angerichtet hat, hat bereits Wellen geschlagen, die sich auch mit politischen Gegenmaßnahmen nicht mehr aufhalten lassen. Jetzt bleibt nur ein Umdenken und eine Begrenzung des Schadens, in dem auch Deutschland die eigenen Innovationen weiter voranbringt. Pläne, um noch bessere Solarzellen in Europa zu fertigen, laufen bereits.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Mi, mi, mi.
    Erst haben Medien gestöhnt, es geht mit Energiewende nicht schnell genug, und jetzt, wo auch die Normalobürger sich eine kleine Solaranlage auf dem Balkon leisten können, ist es wieder nicht gut.
    Das, was gerade passiert, nennt sich Kapitalismus.
    Der Markt bereinigt sich selbst. Die staatlich regulierte Wirtschaft bricht zusammen, und wirtschaftlich geführte Unternehmen überleben.
    Das chinesische Beispiel soll eine Lehre für EU und Berliner Kommunisten sein, wie kläglich staatlich subventionierte Planwirtschaft scheitert.
    Ich freue mich über günstige Preise, und wo die Solarpaneele herkommen, ist mir persönlich absolut egal. Noch vor 10 Jahren haben dieselben Medien über globalisierte Märkte und „alle zusammen“ ein Lied gesungen, und heute heißt es in EU und Deutschland, nach dem Trump Motto“ America first“, EU first.
    Wenn AfD die Parole spricht, ist es Nazi, wenn EU nach dem Motto handelt, ist es liberal.
    Mann sollte vielleicht über neue Handelsregeln nachdenken, 1 zu 1, ohne Handelsüberschüsse, dann wird vielleicht auch mit der Wirtschaft besser klappen.
    Diese Welt ist verdorben und kaputt.

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