Bei Mieterstrom stattet man die Dächer von Mehrfamilienhäusern mit Solaranlagen aus, wodurch mehrere Mietparteien direkt mit Strom versorgt werden. Die aktuelle Gesetzgebung regelt die Stromerzeugung und deren Verteilung für Mehrparteiengebäude bereits. In einigen Fällen ist sogar eine staatliche Förderung möglich, aber es finden sich viele regionale Unterschiede. Was zurzeit fehlt, ist eine bundesweite Standardisierung, die den Prozess für alle Beteiligten vereinfachen würde. Allein das Potenzial für Mieterstrom schätzen Experten auf etwa 43 Terawattstunden (TWh). Zum Vergleich: Alle aktuell verbauten Solaranlagen erreichen laut Fraunhofer-Institut für Solar Energiesysteme zurzeit 61 TWh. Bisher sind lediglich 0,16 TWh Stunden an Mieterstrom ausgeschöpft.
Mieterstrom: Keine einheitlichen Standards für Interessierte
In Deutschland finden sich allein 19 Millionen Haushalte in Mehrfamilienhäusern. Davon könnten rund 14,3 Millionen die Vorteile von Mieterstrom für sich nutzen, um die ungenutzten Potenziale zu erschließen. Dadurch entstünden sowohl für Mieter als Vermieter Vorteile. Der vom Vermieter bereitgestellte Strom wäre deutlich kostengünstiger, da er öffentliche Netze nicht nutzt. Dadurch entfielen die Netzentgelte sowohl für Vermieter als auch Mieter. Selbst wenn der Vermieter den Strom noch mit Gewinn für den Mieter anbieten würde, läge der Strompreis im Durchschnitt unter denen von Energieversorgern. Dabei müsste keineswegs nur auf Solartechnik zurückgegriffen werden. Auch Strom aus Windkraftanlagen, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen oder Blockheizkraftwerken käme für Mieterstrom in Betracht.
Doch warum nutzen so wenige Parteien die sich bietende Option bisher? Wie die Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) feststellt, sind hauptsächlich die vielen Vorgaben ein Hindernis für den Mieterstrom. Den bisherigen Regelungen mangelt es sowohl an einer Standardisierung als auch an einer bundesweiten Umsetzungsmöglichkeit. So gibt es nicht einen Katalog aus Richtlinien, den Vermieter für die Bereitstellung von Mietstrom beachten müssen. Je nach Bundesland können die Vorgaben stark voneinander abweichen.
Das IW fordert darum die Einführung einer bundesweiten Regelung für Mieterstrom, die Mieter und Vermietern unkompliziert ermöglicht, diese Potenziale zu heben. Insbesondere in großen Mehrfamilienhäusern, in denen Menschen mit niedrigerem Einkommen leben, könnte das eine hohe Ersparnis bedeuten. Je höher die Energiekosten allgemein ausfallen, desto stärker leiden vornehmlich Bevölkerungsschichten mit geringem Einkommen darunter. Um diese Gruppen jedoch vor überteuerten Preisen durch Vermieter zu schützen, sollte ebenfalls ein gesetzlicher Rahmen geschaffen werden, der die Preise auf dem Mieterstrom-Markt reguliert.