Masterplan vorgestellt: Laden von E-Autos so einfach wie tanken

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Deutschland, das Land der Dichter und Denker, ist auch ein Autoland. Doch die Wende zur E-Mobilität muss sich enormen Herausforderungen stellen. Der neu präsentierte Masterplan Ladeinfrastruktur II will die wichtigsten Hürden jetzt konsequent und schnell angehen.
Symbol auf dem Boden für einen Parkplatz für E-Autos.
Das Laden von Elektroautos soll so einfach werden wie heutiges Tanken.Bildquelle: Michael Marais / Unsplash.com

Ist man mit einem Elektroauto in Deutschland unterwegs, findet man inzwischen vielerorts öffentliche Ladesäulen. Dabei überwiegen allerdings sogenannte AC-Ladepunkte, an denen die Ladung maximal mit 22 kW erfolgen kann. Das Aufladen des E-Autos kann dann mehrere Stunden dauern. Die Bundesnetzagentur weist mit Stand 1. September des laufenden Jahres in Summe 57.231 Normalladepunkte aus. Dazu kommen nur 11.044 Schnellladepunkte, die hauptsächlich entlang von Autobahnen zu finden sind und aktuell eine Ladeleistung von in der Regel bis zu 350 kW bieten. In den kommenden Jahren soll die Verfügbarkeit von Ladesäulen aber signifikant wachsen. Nach der Vorstellung des Deutschlandnetzes vor einem Jahr hat Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) jetzt den Masterplan Ladeinfrastruktur II vorgestellt

Ziel: 1 Million Ladepunkte im Jahr 2030

Darin ist unter anderem davon zu lesen, dass die Zahl der Ladepunkte von aktuell rund 68.000 bis zum Jahr 2030 auf rund eine Million wachsen soll. Denn dann sollen in Deutschland nach Vorstellung der Bundesregierung rund 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs sein. Für den theoretischen Fall, dass sich die Vorhaben wie geplant umsetzen lassen, würden sich im Jahr 2030 also rein statistisch 15 E-Autos eine Ladesäule teilen. Wohlgemerkt: Im besten Fall – und vermutlich auch eher in dichter besiedelten Regionen als in ländlichen Gebieten.

Wissing ist trotzdem überzeugt: „Der Masterplan Ladeinfrastruktur II schafft die Grundlage für eine flächendeckende, bedarfsgerechte und nutzerfreundliche Pkw- und Lkw-Ladeinfrastruktur.“ Denn: Im kommenden Jahr will das Bundesverkehrsministerium auch näher erläutern, wie sich in Deutschland ein Ladenetz für E-Lkw errichten lässt. Dann soll eine entsprechende Ausschreibung starten.

Eines der größten Probleme beim Ausbau der Ladeinfrastruktur ist allerdings das deutsche Stromnetz. Denn auch die Infrastruktur hinter den Ladesäulen muss fit gemacht werden für die Zukunft. Weiß auch Robert Habeck (Grüne), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz: „Die Ladeinfrastruktur muss systemdienlich in das Stromnetz integriert werden. Mit dem Masterplan Ladeinfrastruktur stellen wir hierfür die richtigen Weichen. Eine interministerielle Steuerungsgruppe wird die weiteren Arbeiten koordinieren, damit die vorgestellten Maßnahmen nun zügig und konsequent umgesetzt werden.“

Flächendeckender Ausbau geplant – auch in ländlichen Regionen

Geplant ist im Rahmen des jetzt vorgestellten Masterplans auch, Genehmigungsverfahren für neue Ladepunkte zu beschleunigen und die Ladeinfrastruktur durch Digitalisierung zu verbessern. Daten wie der Belegungszustand von Ladepunkten sollen künftig in Echtzeit zur Verfügung stehen. Auch ein Reservierungssystem ist denkbar. Für Verkehrsminister Wissing ist es zudem wichtig, dass Ladepunkte nicht nur in Ballungsgebieten gebaut werden, sondern auch im ländlichen Raum. Sollte es dabei für Betreiber Zweifel an der Wirtschaftlichkeit geben, sollen passende Fördermaßnahmen greifen. „Versorgungslücken darf es nicht geben“, stellt Wissing klar.

Dass Elektroautos nicht mit den aktuellen Strommaßnahmen aufgrund der europaweiten Energiekrise vereinbar sind, weiß das Bundesverkehrsministerium übrigens zu entkräften. Die aktuell in Deutschland zugelassenen E-Autos verbrauchen aktuell nur 0,5 Prozent des hiesigen Strombedarfs. Sie seien deswegen kein wesentlicher Faktor im Hinblick auf die Energieversorgung in diesem Winter. Bei 15 Millionen aktiven E-Fahrzeugen geht die Bundesregierung aktuell von einem Strommehrbedarf von circa 8 Prozent aus.

Alles gut am Masterplan? Nein!

Kritik an den neu vorgestellten Plänen gibt es aber auch. Der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) moniert, dass eine bedarfsgerechte Kombination aus Ladepunkten mit hoher und niedriger Ladeleistung im Masterplan Ladeinfrastruktur II nicht mit der notwendigen Deutlichkeit zum Ausdruck komme. Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung, sagt: „Nur wenn es uns gelingt, durch einen Mix unterschiedlicher Ladeoptionen allen Menschen den Zugang zur Elektromobilität zu ermöglichen, können wir perspektivisch die Klimaziele im Verkehrssektor erreichen.“

Der Auto Club Europa (ACE) fordert zudem, dass speziell für Bewohner in Städten mehr getan werden müsse als bisher. Insbesondere dann, wenn sie ohne einen eigenen Pkw-Stellplatz leben. Auch die an vielen Ladesäulen üblichen Blockiergebühren sieht der ACE kritisch. Speziell an Park&Ride-Parkplätzen sollten sie wegfallen, um längere Lade- und damit Parkzeiten zu ermöglichen.

Mitreden

3 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Thomas

    Viel unschöner finde ich den Wirrwarr an benötigten Ladekarten/-app’s, monatlicher Grundgebühr einiger Anbieter bzw. höhere Ladepreise für Nichtkunden des jeweiligen Anbieters. Da ist Stress vorprogrammiert und wenn
    die kWh knapp einen Euro kostet ist die Kostenbilanz gegenüber Verbrennern äußerst schwierig, zusätzlich zu den Einschränkungen beim eigtl. fahren, z.B. Durchschnittsgeschwindigkeit, Reichweite.

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  2. Nutzerbild Emaier

    Ich habe mir den Plan angesehen. Wie im Kommentar zuvor erwähnt und zusätzlich die Studie von der Stanfort University bleiben beträchtliche Zweifel. Das Laden ist das eine. Meine Stadt setzt wie viele auf das Schnellladen. Grundsätzlich erstmal in Ordnung, wenn man bedenkt, dass dafür erstmal die Infrastruktur (Stromleitungen und viele Paragraphen eingehalten werden müssen. Dazu gehört auch der Lärmschutz. Die Studie sagt ab 30-40% EAnteil erhebliche Auswirkungen auf das Stromnetz voraus. Zudem laden die meisten Leute nachts. Da haben wir dann wieder unser Problem mit dem Energieversorgung aus regenerativen. Vor allem Überschüsse aus Solar könnten prima in einen Puffer gespeichtert werden. Der beste Puffer wäre doch das Auto direkt.somit muss man es schaffen den Leuten tagsüber eine Lademöglichkeit zu bieten, gibt es dann schnellladepausen durch den Arbeitgeber? Oder ist es dann nicht sinnvoller im der breiten Masse die Autos am Netz zu haben, dafür aber langsam zu laden. Eine wallbox ist für kleines Geld schnell an die Wand geschraubt. wesentlich kostengünstiger als eine Schnellladesäule. Das größte Problem in den Städten ist Kabel über den Gehweg, dafür muss eine Lösungen gefunden werden, wie barrierefreie Kanäle als Plasterersatz. einfach und praktisch denken. Den Strom mit solar oder Wind haben wir, denn zu oft muss noch abgeschaltet werden. Die schnelllader müssten dazu auch Tagsüber hauptsächlich genutzt werden.

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  3. Nutzerbild Andrej

    Der Plan wird nicht aufgehen, 1) Unsere Stromnetz ist nicht mal in der Lage heutzutage 60T heißlufter mit Strom gleichzeitig zu versorgen, „haben ja in Nachrichten von ein paar wochen erzählt“ und Sie wollen mit luft und Sonne energie 15 mio. Autos laden? 🙂 Finde fehler, würde ich mal sagen.
    2) Die preise fürs E-S..Autos, sind utopisch, für ein Normales ding knapp 50k. zu bezahlen ist nicht jedem möglich, Lade pausen sind viel zu lang, Preise für Ladensoilen „wie 1ste Kommentar“ sind verwiert, und nicht richtig.
    3) Parkplatze sollen besser ausgebaut werden bei Wohngemeiden mit sehr viele Menschen an einen Haufen, damit dieser Leute auch Autos abstellen und laden können vorm Wohnblocken.
    4) wie ich schon erwähnt hab Müssen Preise sinken, wenn die Konkurent fähig sein wollen mit Benziner und Disel für Ländliche Regionen.
    Ich hoffe für Jeden, das man geld hat für die Autos die man haben will. Nun wir als Deutschland können Komplette Klima nicht Reten, also Weiter machen, und Autos kaufen die man haben will.

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