Illegale SIM-Karten: O2 vor ungelöstem Riesen-Problem?

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Seit 2017 bekommst du in Deutschland keine SIM-Karte mehr, ohne sie auf deinen Namen zu registrieren. Theoretisch. Doch noch einem Bericht der WirtschaftsWoche sieht die Praxis ganz anders aus, was für O2-Netz-Betreiber Telefónica ein Problem zu sein scheint.
Half-SIM-Träger von O2
Half-SIM-Träger von O2Bildquelle: Telefónica

Sie sind bei Kriminellen sehr beliebt: vorregistrierte SIM-Karten. Was nach einem Service-Angebot für Normalnutzer klingt, ist in der Tat nichts anderes als eine Umgehung der gesetzlichen Auflagen. Die SIM-Karten sind auf Personen registriert, die davon gar nichts wissen – oder die es nicht einmal gibt. Mit Folgen für die Kriminalitätsbekämpfung. Nach Angaben der WirtschaftsWoche in ihrer aktuellen Ausgabe steht dabei vorwiegend Telefónica in der Kritik, dass man es Shops und Händlern sehr einfach mache, Kriminelle mit quasi anonymen SIM-Karten zu versorgen. Besonders auffällig seien hier die Ethno-Marken Ortel und Ay Yildiz. Das Provisionsmodell tue sein Übriges dazu.

So funktioniert die anonyme SIM-Karten-Masche

Wie die Händler der SIM-Karten vorgehen und auf wen sie die Karten tatsächlich registrieren, ist unterschiedlich. So gibt es Berichte, dass Händler, wenn du einen Vertrag abschließt, zusätzlich Prepaid-Karten auf deinen Namen registrieren. Ohne dein Wissen. Damit bekommen die Shops einen Provisions-Boost und können ein zweites Mal Geld für eine vorregistrierte SIM-Karte kassieren. Wird mit dieser SIM Schindluder getrieben, hast du unter Umständen das Problem, nachzuweisen, dass du damit nichts zu tun hattest.

Andere Händler nutzen persönliche Daten aus Darknet-Datenbanken oder generieren vermeintlich persönliche Daten, auf die sie die SIM-Karten registrieren, die sie später verkaufen. Dem WiWo-Bericht nach macht das Telefónica-Provisionsmodell das Verfahren besonders attraktiv. Dass es dabei nicht nur um eine handvoll illegaler Handy-Karten geht, zeigt der Bericht auch. Als 2019 in Dresden in das Grüne Gewölbe eingebrochen wurde, führten die digitalen Spuren zu einem Internetcafé in Berlin-Neukölln. Dort setzte man zur Registrierung fiktive Daten ein. Bei einer Razzia stellten Beamte demnach fest, dass das Internetcafé monatlich 20.000 SIM-Karten auf diesem Weg registriert hatten. Auch bei anderen Razzien fallen immer wieder Shops negativ auf.

Das Problem sei bei Telefónica auch aufgrund der laschen Systemvorgaben besonders hoch. Bei der Telekom müsse sich ein Kunde zu Hause per Webcam und Ausweis persönlich legitimieren und so nachweisen, dass er die SIM-Karte nutzen wolle, heißt es in dem Bericht. Im Telekom-Shop gebe es zusätzliche Mobilfunk-Karten nur, wenn der Kunde sich per SMS-TAN vor Ort legitimieren könne. Telefónica wollte sich gegenüber der WiWo nicht äußern. Der Bundesnetzagentur scheint das Problem dem Bericht nach bekannt. Sie kritisiert das Vorgehen einiger Mobilfunker in dem Bericht der Zeitschrift. „Es gibt Möglichkeiten, wie Anbieter den Missbrauch ein ganzes Stück eindämmen können“, lässt sich die zuständige Referatsleiterin Haya Hadidi zitieren. „Und es gibt auch Unternehmen, die das heute schon besser machen als andere.“

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