Illegale Ladesäulen in Deutschland: Stromproblem ist real

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Stell dir vor, du nutzt eine Ladesäule, aber sie ist gar nicht rechtmäßig in Betrieb. Gibt's nicht? Gibt's doch. Und zwar unzählige Male mitten in Deutschland. Das hat jetzt eine neue Recherche des "Handelsblatt" aufgedeckt. Besserung ist zwar in Sicht, aber nur halbherzig.
Hand zieht einen Stecker an einer öffentlichen Ladesäule.
Viele Ladesäulen in Deutschland sind illegal. Und niemand unternimmt ernsthaft etwas dagegen.Bildquelle: DG FotoStock / ShutterStock.com

Wer mit einem Elektroauto unterwegs ist, muss es regelmäßig laden. Entweder an den heimischen vier Wänden an einer Wallbox oder an öffentlichen Ladestationen. Dass es beim Aufladen zu Ladeverlusten kommt, ist hinlänglich bekannt. Weit weniger verbreitet ist aber die Tatsache, dass zahlreiche der hiesigen Ladestationen offenbar das Eichrecht missachten. Laut eines aktuellen Berichts des „Handelsblatt“ ist das insbesondere bei Teslas Superchargern der Fall. Sie können offenbar die tatsächlich geladene Strommenge nicht exakt abrechnen – und sind deshalb bei strenger Auslegung sogar illegal.

Eichrecht an Ladesäulen nicht immer Standard

Erst vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass Tesla die ersten von insgesamt 1.800 SuperChargern in Deutschland auch für Nutzer fremder Fahrzeuge öffnet. Weil die Ladepreise vergleichsweise hoch ausfallen, sind die Tesla-Ladesäulen zwar nur im Notfall eine echte Alternative, trotzdem ist mehr Auswahl eine gute Nachricht für alle Fahrer von Elektroautos. Wenn aber das Eichrecht nicht eingehalten wird, ist eine Nutzung natürlich grundsätzlich infrage zu stellen. Denn die deutsche Rechtsprechung ist ohne Wenn und Aber von jedem Unternehmen gleichermaßen einzuhalten.

Auf der anderen Seite muss man aber auch wissen: Dass Tesla-Ladesäulen dem Vernehmen nach keinen eichrechtskonformen Zähler besitzen, war lange weder vorgesehen noch überhaupt notwendig. Denn Tesla-Fahrer konnten ihre Autos nach dem Kauf an den Superchargern kostenlos laden. Da bedurfte es keiner eichrechtskonformen Abrechnung. Inzwischen müssen aber auch Tesla-Fahrer für jede geladene Kilowattstunde (kWh) zahlen.

Tesla ist mit seinen Superchargern hinsichtlich des fehlenden geeichten Stromflusses aber nicht allein. Das „Handelsblatt“ hat nämlich auch recherchiert, welche Hersteller in Deutschland noch darauf verzichten, eichrechtskonforme Ladestationen einzusetzen. Dem Vernehmen nach ist das beispielsweise bei Ladesäulen von Efacec, Tritium und Delta der Fall. Positiv hervorzuheben seien die Ladesäulen von Compleo und Alpitronic. Letztgenannter Hersteller hatte erst vor wenigen Tagen bekannt gegeben, gemeinsam mit e.On eine Ladesäulen-Offensive in Deutschland und Europa zu starten. Auch alle Ladesäulen von Aral Pulse sollen das Eichrecht einhalten.

Niemand fühlt sich für illegale Ladesäulen verantwortlich

Besserung hinsichtlich der nicht gesetzeskonformen Ladesäulen ist aber in Sicht. Denn die bisher noch illegalen Ladepunkte müssen nach Angaben des „Handelsblatt“ nachgerüstet werden. Aber: „Es ist zu erwarten, dass sich der Nachrüstungsprozess der Schnellladeinfrastruktur noch bis zum Ende des Jahres 2023 hinziehen wird“, sagte eine Sprecherin des vom Bundeswirtschaftsministerium unterstützten Förderprojekts „IKT für Elektromobilität“ gegenüber der Wirtschaftszeitung.

Und noch etwas erweist sich gegenwärtig als schwierig: Ladesäulen wegen fehlender Eichung stillzulegen, würde die ohnehin noch überschaubare Anzahl an Schnelllademöglichkeiten spürbar zurückwerfen. „Das gäbe einen politischen und gesellschaftlichen Aufschrei“, sagte Thomas Weberpals, Leiter des Bayerischen Landesamts für Maß und Gewicht, dem „Handelsblatt“. Eine klassische Zwickmühle sozusagen.

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