Auch an der Luftfahrt geht die Wende bei Antriebstechnologien nicht vorbei. Airbus forscht deswegen schon seit einigen Monaten an seinem ZEROe-Projekt, einem Flugzeug, das mit einem Wasserstoff-Antrieb ausgestattet ist. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) wiederum hat jetzt ein Flugzeug entwickelt, das du so wahrscheinlich noch nie gesehen hast. Das Fluggerät HAP alpha (HAP = High Altitude Platform) wiegt nur 138 Kilogramm und soll unbemannt und solarbetrieben in der Stratosphäre zum Einsatz kommen. Die Einsatzmöglichkeiten sind umfangreich.
HAP alpha: Viel kleiner als ein Riesen-Airbus
Derzeit arbeiten nach Angaben des DLR gleich 17 Institute an dem neuen Stratosphärenflugzeug. Es ist 11 Meter lang, hat eine Spannweite von 27 Metern und soll in etwa 20 Kilometern Flughöhe zum Einsatz kommen. Zum Vergleich: Ein Airbus A380 bringt es auf eine Länge von fast 73 Metern, fliegt in maximal 13 Kilometern Höhe und kommt auf eine Spannweite von knapp 80 Metern. Der neue DLR-Flieger, dessen Erstflug für Ende 2022 geplant ist, hebt also in eher kompakten Abmessungen ab. Aber warum eigentlich?
Das Flugzeug-Leichtgewicht mit einem Startgewicht von maximal 138 Kilogramm, das mit Sonnenenergie angetrieben wird und sich in späteren Versionen dauerhaft in der unteren Stratosphäre positionieren lassen soll, ist in erster Linie für Forschungszwecke zur Erdbeobachtung gedacht. Dazu zählen beispielsweise die Überwachung von Schifffahrtswegen, Aufklärung bei Flutkatastrophen und Waldbränden sowie das Monitoring von Eisflächen. Perspektivisch ist auch vorstellbar, dass HAP-Flugzeuge als Knotenpunkt für digitale Kommunikation dienen. Zum Beispiel als Unterstützung für ein 5G-Netz.
Aber auch hinsichtlich der Sicherheit sind Einsatzmöglichkeiten vorstellbar. Dafür ist HAP alpha mit moderner Kamera- und Radar-Technologie ausgestattet. Kontakt zur Erde hält das Fluggerät über mobile Bodenstationen. Hier koordinieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in bis zu 100 Kilometern Entfernung die Missionen und den Datenempfang.
Wie geht es mit dem Projekt-Flieger weiter?
Zunächst sind mit HAP alpha Testflüge in einigen Hundert Metern Höhe geplant. Diese Flüge sollen Ende 2022 über dem Gelände des Nationalen Erprobungszentrums für unbemannte Luftfahrzeuge in Cochstedt stattfinden. Verlaufen die ersten Flüge erfolgreich – dazu bedarf es natürlich auch einer umfangreichen Schulung des Bodenpersonals – sind nach und nach weitere Höhenflugkampagnen vorgesehen; bis zur Zielhöhe von 20 Kilometern. In ersten Tests soll sich das Solar-Flugzeug aber nur etwa zwei Stunden in der maximal vorgesehenen Flughöhe aufhalten.