Die Luftfahrtbranche hat sich in den vergangenen Monaten nur selten mit Ruhm bekleckert. Tausende Flüge waren entweder stark verspätet oder fielen ganz aus. Die Folge: Es regt sich Widerstand gegen die aktuelle Bezahlpraxis, dass Flugverbindungen grundsätzlich vorab zu bezahlen sind. Verbraucherschützer fordern jetzt eine Reform der Art und Weise, wie Flüge abzurechnen sind. Denn: Passagiere müssen ihrem Geld immer häufiger lange hinterherlaufen, wenn sie Anspruch auf eine Entschädigung haben. Nicht selten ist ohne anwaltliche Hilfe sogar gar keine Chance auf die Fluggastrechte in Aussicht.
Verbraucherschützer wollen dem Vorkasse-Prinzip an den Kragen
Marion Jungbluth vom Verbraucherzentrale-Bundesverband (vzbv) sagte dem „Handelsblatt“: „Passagiere sind es leid, den Airlines zinslose Kredite zu geben, bei abgesagten Flügen auf den Kosten sitzen zu bleiben oder im schlimmsten Fall das Risiko einer Insolvenz tragen zu müssen.“ Pleiten hatte es in er deutschen Luftfahrt-Industrie in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben. Die Geschehnisse um Air Berlin oder Germania sind in diesem Zusammenhang nur zwei unrühmliche Beispiele.
Für Jungbluth kann es deswegen nur eine Konsequenz geben: „Die Vorkassepraxis bei Flugbuchungen muss die Bundesregierung reformieren.“ Aufgrund des Chaos an deutschen Flughäfen in diesem Sommer sei dringender Handlungsbedarf gegeben. Ziel müsse es sein, die zuständigen Bundesminister, beteiligte Airlines, Flughäfen und Verbraucherverbände an einen Tisch zu bekommen, um eine Veränderung der Vorkassepraxis vorzubereiten. Insbesondere die Fluggesellschaften dürften daran aber wenig Interesse haben.
Bezahlung erst nach Check-in?
Am vergangenen Wochenende hatte es einen Vorstoß der Landesregierung von Niedersachsen gegeben. Die niedersächsische SPD und CDU wollen laut „Handelsblatt“ mit einer Initiative im Bundesrat das Vorkasseprinzip auf Flugreisen abschaffen, weil es in den vergangenen Jahren wiederholt zu erheblichen Schwierigkeiten für Reisende geführt habe. Und zwar immer dann, wenn Flüge nicht wie geplant durchgeführt worden sind. Ziel müsse sein, dass Flugtickets in Zukunft erst mit dem Check-in zu bezahlen sind.
Nur zum Vorteil wäre eine Anpassung der Vorkassepraxis für Endkunden aber nicht. Denn weil die Flug- und Reiseanbieter dann selbst mit Extrakosten kalkulieren müssten, würden sich Flugbuchungen um bis zu 3,3 Prozent verteuern, Pauschalreisen um rund 1,1 Prozent. Das gehe aus einem Gutachten der Hochschule Luzern im Auftrag des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes hervor, berichtet das „Handelsblatt“ weiter.
Allerdings stammt dieses Gutachten auch schon von Ende 2020 und spiegelt deswegen unter Umständen nicht die tatsächlichen Kostensteigerungen der vergangenen Monate wider. So oder so wird es in den kommenden Wochen und Monaten sicherlich noch die eine oder andere interessante Entwicklung in der Debatte rund um die Fragestellung geben, ob Flüge auch in Zukunft noch im Prepaid-Verfahren zu bezahlen sind.
Meiner Meinung nach bringt es nichts, denn dann wird es zwei Preise geben: X Euro (sehr hoch) bei check-in zu zahlen oder mit Skonto bei Sofortzahlung im Voraus. Und alle werden mit Skonto zahlen wollen…
Lieber wäre es mir wenn das Verbot aufgehoben wird, die Flüge nicht in der gebuchten Reihenfolge abzufliegen. D.h., bei einem Flug Amsterdam-Frankfurt-New York wäre es nicht mehr verboten, die Strecke AMS-FRA verfallen zu lassen oder später zu fliegen.
Das wäre mal wirklich im Sinne der Verbraucher!