Zu den – zumindest gefühlt – großen Nachteilen von E-Autos gehört ihre Reichweite. Nur langsam können mit den in den Böden der Fahrzeuge eingesetzten Batterien vergleichbare Strecken absolviert werden. Zudem hängt die Anzahl der möglichen Kilometer von den äußeren Bedingungen ab.
Bei niedrigen Temperatur nimmt die Reaktionsgeschwindigkeit in den Akkus ab, die dann zusätzlich beheizt werden müssen. Je nach Akku kann die Minderleistung dann um bis zu 30 Prozent geringer ausfallen. Im letzten ADAC-Wintertest wurden sogar Differenzen von mehr als 50 Prozent ermittelt. Auch unter welchen Bedingungen das Auto bewegt wird, kann großen Einfluss auf die mit einer Batterieladung maximal möglichen Strecken haben. Allerdings finden sich derartige Einflussgrößen begrenzt in den Angaben der Hersteller wieder, die zumeist auf den WTLP-Standard vertrauen.
Der Standard, der unter dem vollen Namen „Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicle Test Procedure“ für eine weltweite Vergleichbarkeit sorgen soll, gilt zwar als aussagekräftiger als vorherige Verfahren, weil das Verhalten der Fahrer im Alltag in die Simulation einfließt. Allerdings werden die Fahrzeuge auch hier unter Laborbedingungen überprüft. Die Außentemperaturen und damit der zusätzliche Energieaufwand, der für den Betrieb der Heizung bzw. der Klimaanlage aufgebracht werden muss, fällt aus der Betrachtung schnell heraus. Auch Einbußen im Rahmen der Alterung des Akkus finden in den Angaben der Hersteller keine Beachtung.
Verbrauchsangaben bei Akkus zu praxisfern
Den Wettbewerbshütern in Italien sind die Abweichungen, auf die sich Fahrer von E-Autos in der Praxis einlassen müssen, zu hoch, wie Reuters berichtet. Sie sehen in dem Ausblenden der vielen Faktoren, die die Akku-Leistung begrenzen, ein Beschönigen der Angaben und damit eine Täuschung der Käufer von batterieelektrisch angetriebenen PKW im Hinblick auf die tatsächlich mögliche Reichweite.
Schon die Webseiten der Hersteller lieferten nur ungenügende und teilweise widersprüchliche Informationen, so der Vorwurf der Wettbewerbshüter. Welche Faktoren die maximale Reichweite beeinflussen, wird kaum deutlich. Manche Details würden vollständig ausgeklammert, dies gilt etwa für die Beeinträchtigung der Batterieleistung durch die Alterungsprozesse.
Im Rahmen der aufgrund dieses Verdachts eingeleiteten Ermittlung wurden Geschäftszentralen von BYD, Stellantis, Tesla und Volkswagen in Italien durchsucht. Sollte sich dieser im Laufe der Untersuchung gegen die Hersteller erhärten, drohen Strafen zwischen 5.000 und zehn Millionen Euro.
