Es tut sich was in der EU. Laut Handelsblatt arbeitet die EU-Kommission an einem Papier, um die Paketschwemme aus China einzudämmen. Und mit Paketschwemme meine ich die mehr als 400.000 Sendungen, die täglich bei uns eintreffen. Turbokapitalismus-Buden wie Shein nutzen transporttechnische Schlupflöcher aus und überfordern damit unter anderem den Zoll. Gut also, dass jetzt auf EU-Ebene gehandelt wird.
Gebühren gegen Temu und Shein
Wie genau, ist noch nicht klar. Wir wissen weder, wie hoch die Gebühren ausfallen, noch, wann sie greifen – oder welche weiteren Maßnahmen die Kommission plant. Zumindest wird über eine größere Kontrollpflicht für chinesische Unternehmen nachgedacht. Denn es geht nicht nur um die Menge an Ware, die nach Europa strömt. Oft handelt es sich um Produkte, die hier gar nichts verloren haben – wegen schädlicher Stoffe, fehlender Schutzsiegel oder nicht eingehaltenen Qualitätsstandards.
Falls du das Thema verpasst hast: Ich habe Shein bereits ausführlich durchleuchtet und mich drüben bei nextpit im Podcast auch mit Temu beschäftigt. Hör gerne mal rein – und sag mir, ob Temu einen eigenen, tiefgehenden Artikel verdient hätte.
Die EU ist auf dem richtigen Weg, muss aber noch viel weiter gehen
Falls das so umgesetzt wird, ist es ein guter erster Schritt. Höhere Gebühren machen Temu- und Shein-Produkte teurer – vielleicht schreckt das schon einige Käufer:innen ab. Und ja, ich höre die Einwände schon: „Alles ist ohnehin viel zu teuer – warum gönnst du uns nicht wenigstens hier die kleinen Preise?“
Ja, verstehe ich. Aber diese Preise sind nicht fair. Sie sind absichtlich so niedrig, um uns zu fluten, riesige Kundenstämme aufzubauen und damit Plattformen wie TikTok zu überschwemmen. Wenn du das Gefühl hast, dass du einen zu niedrigen Preis zahlst, dann sei dir sicher: irgendwo zahlt jemand einen zu hohen! Deshalb darf der EU-Schritt nur der Anfang sein. Die EU hat die Probleme immerhin erkannt. Ein Lieferkettengesetz wäre ein weiterer richtiger Ansatz, aber Temu und Shein umgehen es geschickt.
Die EU konzentriert sich auf die Herstellung, die Arbeitsbedingungen und die Qualitätsstandards. Das ist gut – und sie sollte genau hier weitermachen. Dafür sorgen, dass keine gefährlichen Produkte bei uns landen. Dafür sorgen, dass keine Kinder oder unterbezahlten Arbeiter:innen unter schlechten Bedingungen diese Waren produzieren müssen.
Aber auch wir sind gefragt
Wir können nicht einfach auf „die da oben“ zeigen und abwarten. Wie bei jedem globalen Problem müssen wir uns als Gesellschaft selbst hinterfragen – jeder Einzelne von uns. Bei meiner Shein-Recherche fiel mir auf, dass immer mehr Kids nicht nur ihre Hauls zeigen, sondern auch ihre Outfits. Soweit okay – aber als ich merkte, dass sie die Kleidung exakt für dieses eine Foto oder Video tragen und dann nie wieder, war ich fassungslos.
So kann es nicht weitergehen! Nicht zehn Shirts bestellen, zwei behalten und acht zurückschicken. Nicht Klamotten kaufen, die nach zwei Wäschen auseinanderfallen, nur weil sie billig waren. Das gilt übrigens genauso für Temu. Wir bestellen haufenweise Ramsch und freuen uns, wenn wenigstens ein Produkt „okay“ ist. Und wenn die 10-Euro-Kopfhörer dann doch nichts taugen? Egal, ab in die Tonne.
Wir sind klüger als Temu und Shein
Die Betreiber dieser Plattformen wissen genau, wie sie uns mit psychologischen Tricks ködern. Aber wir können es besser. Und wenn wir wirklich eine nachhaltigere Welt wollen, dann müssen wir es besser machen. Gerade in Deutschland können wir nicht konsumieren, als hätten wir drei Erden zur Verfügung.
Also, tu mir einen Gefallen: Schimpf nicht auf die geplanten EU-Gebühren. Versteh, warum sie nötig sind – auch wenn sie direkt deinen Geldbeutel treffen.
Und sensibilisiere dein Umfeld! Deine Kids, deine Freund:innen, deine Familie. Die Welt ist größer als dein TikTok-Feed. Irgendwo da draußen sitzen Menschen, die diesen Kram fertigen, transportieren – und später entsorgen. Irgendwo da draußen wachsen riesige Müllberge. Es wird Zeit für einen echten, revolutionären Trend: einfach nur das kaufen, was man wirklich braucht. Bist du dabei?