Ende 2025, also schon in knapp anderthalb Jahren, laufen die einst ersteigerten Nutzungsrechte für viele wichtige Mobilfunk-Frequenzen aus. Dabei geht es um die Frequenzen um 800 MHz, 1.800 MHz und 2,6 GHz. Insbesondere jene Frequenzen um 800 MHz stellen dabei eine Schlüsselrolle dar. Denn es gibt hier lediglich 2×30 MHz Spektrum, die sich sinnvoll nur als 10-MHz-Pakete nutzen lassen. Neben den drei etablierten Anbietern Telekom, Vodafone und O2 hat aber nun auch 1&1 Interesse an den Frequenzen. Auf drei mögliche Frequenzpakete kommen also vier Bieter, was die Kosten in die Höhe treiben dürfte. Daher diskutiert man seit geraumer Zeit, ob dieser Schritt einer Auktion sinnvoll ist oder ob es einen besseren Weg gibt. Diesen vermeintlich besseren Weg will die Bundesnetzagentur jetzt vorstellen.
Darum sind die Mobilfunk-Frequenzen so wichtig
Die 800-MHz-Frequenzen – auch als Band 20 bezeichnet – sind wesentlich für die Netzabdeckung mit LTE auf dem Land. Doch auch für die Versorgung in den Städten werden sie gebraucht, da sie deutlich besser in Gebäude eindringen können, als hohe Frequenzen. Ein Spektrum von 2 x 10 MHz, wie es heute in Nutzung bei Vodafone, Telekom und O2 ist, ermöglicht pro Antennensegment je nach Modulation und Empfang etwa 75 bis 90 MBit/s Datenrate für alle Nutzer. Das ist nicht viel, aber ein wesentlicher Baustein – auch für die Telefonie.
1&1 verfügt aktuell neben den hohen 5G-Frequenzen um 3,5 GHz nur über ausgeliehene Frequenzen um 2,6 GHz. Ab 2026 hat man stattdessen Frequenzen um 2,1 GHz für LTE im Zugriff. Damit lassen sich zwar Gebäude im Inneren besser versorgen, dennoch benötigt man nach eigenen Angaben auch Frequenzen im sogenannten Low-Band, also im Bereich um 700 bis 900 MHz. Zur Vergabe stehen aktuell aber nur jene um 800 MHz. Die 700er und 900er-Frequenzen sind aktuell bis Ende 2033 vergeben.
Am Montag stellt die Bundesnetzagentur ihre Entscheidung vor, wie mit den in knapp 18 Monaten auslaufenden Frequenzen verfahren werden soll. In der Branche geht man davon aus, dass die Frequenzen für mehrere Jahre gegen eine nicht genannte aber wohl hohe Gebühr verlängert werden können. 1&1 würde dann leer ausgehen. Doch bei einer Versteigerung rund um den Beginn der 2030er Jahre könnten dann weitere Frequenzen vergeben werden, die Ende 2033 auslaufen. So ließe sich eine Harmonisierung der Frequenzvergaben erreichen und es stünden deutlich mehr Frequenzen zur Vergabe. Fraglich ist jedoch, wie 1&1 es – außer über ein teures National Roaming – in den kommenden knapp zehn Jahren zu einer relevanten Netzversorgung bringen soll. Möglich also, dass hier am Montag die Bundesnetzagentur noch eine Idee, mit der niemand rechnet, präsentiert.
Deutsche Mobilfunk-Frequenzen im Überblick
Frequenzbereich | Anbieter | gepaartes Spektrum | Netzstandard | Zuteilungsdauer |
---|---|---|---|---|
700 MHz | Telekom | 2 × 10 MHz | 5G SA Band N28 | 31.12.2033 |
Vodafone | 2 × 10 MHz | LTE Band 28, 5G Band N28 im DSS-Verfahren | 31.12.2033 | |
Telefónica | 2 × 10 MHz | 5G Band N28 | 31.12.2033 | |
800 MHz | Telekom | 2 × 10 MHz | LTE Band 20 | 31.12.2025 |
Vodafone | 2 × 10 MHz | LTE Band 20 | 31.12.2025 | |
Telefónica | 2 × 10 MHz | LTE Band 20 | 31.12.2025 | |
900 MHz | Telekom | 2 × 15 MHz | GSM & LTE Band 8 | 31.12.2033 |
Vodafone | 2 × 10 MHz | GSM & LTE Band 8 | 31.12.2033 | |
Telefónica | 2 × 10 MHz | GSM & LTE Band 8 | 31.12.2033 | |
1500 MHz | Telekom | 1 × 10 MHz (ungepaart) | LTE Band 32 | 31.12.2033 |
Vodafone | 1 × 10 MHz (ungepaart) | LTE Band 32 | 31.12.2033 | |
1800 MHz | Telekom | 2 × 30 MHz | LTE Band 3 | teilweise 31.12.2033, teilweise 31.12.2025 |
Vodafone | 2 × 25 MHz | LTE Band 3 / 5G N3 im DSS-Verfahren | 31.12.2033 | |
Telefónica | 2 × 20 MHz | LTE Band 3 / 5G N3 im DSS-Verfahren | teilweise 31.12.2033, teilweise 31.12.2025 | |
2100 MHz | Telekom | 2 x 20 MHz | LTE Band 1 / 5G N1 im DSS-Verfahren | 2040 |
Vodafone | 2 x 20 MHz | LTE Band 1 | 2040 | |
Telefónica | 2 x 20 MHz | LTE Band 1 | ab 01.01.2026 ( 2 x 10 MHz) | |
1&1 | 2 x 10 MHz | LTE Band 1 / 5G N1 im DSS-Verfahren | ab 01.01.2026 | |
2600 MHz | Telekom | 2 × 20 MHz | LTE Band 7 | 31.12.2025 |
Vodafone | 2 × 20 MHz | LTE Band 7 | 31.12.2025 | |
Telefónica | 2 × 20 MHz | LTE Band 7 | 31.12.2025 | |
1&1 (Überlassung von Telefónica) | 2 × 10 MHz | LTE Band 7 | 31.12.2025 | |
2600 MHz | Telekom | 5 MHz ungepaart | LTE Band 38 | 31.12.2025 |
Vodafone | 25 MHz ungepaart | LTE Band 38 | 31.12.2025 | |
Telefónica | 20 MHz ungepaart | LTE Band 38 | 31.12.2025 | |
3400 – 3700 MHz | Telekom | 90 MHz | 5G Band N78 | 2040 |
Vodafone | 90 MHz | 5G Band N78 | 2040 | |
Telefónica | 70 MHz | 5G Band N78 | 2040 | |
1&1 | 50 MHz | 5G Band N78 | 2040 | |
3700 – 3800 MHz | Industrieunternehmen | 100 MHz | 5G Band N78 | Vergabe per Antrag |
26 GHz | offen | offen | 5G Band N85 | Vergabe per Antrag |
60 GHz | offen | offen | 5G | Vergabe offen |
Verlängerung von Frequenzen wohl nur mit hohen Ausbauauflagen
Für Vodafone, Telekom und O2 wäre eine Verlängerung der Frequenzen gegen eine Gebühr allerdings auch kein Selbstläufer. Zum einen geht man davon aus, dass diese Kosten vergleichsweise hoch sein werden – wenn auch nicht so hoch wie bei einer Auktion. Zum anderen wird die Bundesnetzagentur den Mobilfunkern Auflagen machen. In einer ersten Version vor einigen Monaten war davon die Rede, dass bis Ende 2028 mindestens 98 Prozent der Haushalte in dünn besiedelten Gebieten in jedem Bundesland mit mindestens 100 Mbit/s versorgt sein müssen. Dabei reicht es nicht mehr aus, wenn einer der Anbieter einen Ort versorgt – jeder Einzelne muss dieses Ziel erreichen. Weitere Auflagen soll es für Verkehrswege geben.
So oder so: Die Entscheidung der Behörde ist zunächst ein Konsultationsentwurf. Er wird anschließend noch diskutiert werden. Doch die finale Entscheidung drängt. Schließlich scheint es nicht ausgeschlossen, dass 1&1 nicht auch noch die Gerichte bemüht, wenn man sich benachteiligt sieht. Ein von 1&1 in Auftrag gegebenes Gutachten kommt jedenfalls zu dem Urteil: Eine Frequenzverlängerung ohne Berücksichtigung des vierten Netzbetreibers wäre verfassungswidrig. Eine Entscheidung muss aus Sicht der Netzbetreiber aber so schnell wie möglich her, da man im schlimmsten Fall die Netze noch umplanen muss, bis die Frequenzen Ende 2025 wegfallen.