Deutschlandticket nutzlos? Diese Zahlen sind alarmierend

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Wenn du das 9-Euro-Ticket genutzt hast, dann warst du Teil eines großen Experiments. Die Ergebnisse dieser Untersuchung könnten wichtige Konsequenzen für das Deutschlandticket haben. Denn das Ticket verfehlte seine Wirkung.
Kritik am Deutschlandticket
Kritik am DeutschlandticketBildquelle: Thorsten Neuhetzki / inside digital

Das Ifo-Institut hat untersucht, wie das 9-Euro-Ticket, das es im Sommer 2022 für drei Monate gab, genutzt werde. Die Studie zeigt, dass das 9-Euro-Ticket zu einem massiven Anstieg der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel geführt hat. Denn während der dreimonatigen Gültigkeit des Tickets stiegen die Zugfahrten um beeindruckende 30 bis 35 Prozent. Dies entspricht fast 430.000 zusätzlichen Personen pro Tag, die den Zug nutzten. Besonders am Wochenende und zu touristischen Zielen wurden die Züge deutlich voller. Allerdings ist die Zahl der Autofahrten nur um etwa 4 bis 5 Prozent gesunken. Dabei war das Ticket eigentlich geplant, um in Zeiten hoher Benzin– und Diesel-Preise mehr Leute vom Auto auf die Schiene zu bekommen. Die Studie zeigt nun aber, dass das Ticket nur einen begrenzten Einfluss darauf hatte, Menschen vom Auto in die Bahn zu bewegen. Was heißt das für das Deutschlandticket?

9-Euro-Ticket sorgte für Verspätungen

Ein weiteres Problem war die Infrastruktur: der Bahn. Die erhöhte Nachfrage führte zu einer spürbaren Zunahme von Zugverspätungen. Vor Einführung des Tickets waren etwa 14 Prozent der Züge verspätet. Während des Aktionszeitraums stieg dieser Wert auf 18 Prozent an. Besonders betroffen waren Regionalzüge, aber auch Fernzüge, obwohl das Ticket dort gar nicht galt. Mögliche Ursache: In Deutschland teilen sind Regional- und Fernverkehrszüge sowie Güterzüge in der Regel ein Gleis. Das zeigt, dass die öffentliche Verkehrsinfrastruktur durch die starke Nutzung stark belastet wurde.

Die Zahlen zeigen, dass das 9-Euro-Ticket primär für Freizeitaktivitäten genutzt wurde. Der tägliche Pendelverkehr auf der Straße zwischen Arbeit und Wohnung hat hingegen kaum abgenommen. Er wäre für die Entlastung des Straßennetzes und die Reduktion von Emissionen entscheidend gewesen. Das bedeutet, dass das Ticket zwar für günstige Fahrten in der Freizeit nützlich war, aber nicht dazu beigetragen hat, den täglichen Autoverkehr wesentlich zu reduzieren. Es hat eher für zusätzlichen Verkehr gesorgt.

Was bedeutet das nun für das Deutschlandticket? Die Studie lässt vermuten, dass das deutlich teurere Deutschlandticket ebenfalls nicht zu einem massiven Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel führen wird. Da das Deutschlandticket 49 Euro pro Monat kostet, könnte es eher für diejenigen attraktiv sein, die ohnehin schon regelmäßig den öffentlichen Nahverkehr genutzt haben. Sie sparen allein in ihrem Verkehrsverbund monatlich Geld und können das Ticket darüber hinaus auch noch in ganz Deutschland nutzen. Da das Ticket bundesweit gilt, könnte es zu einer finanziellen Belastung ländlicher Regionen kommen, während städtische Gebiete, wo der öffentliche Nahverkehr stärker genutzt wird, profitieren. Denn: Das Geld der ÖPNV-Stammkunden fließt in die Städte, auf dem Land wird der Bus dann quasi gratis mitgenutzt.

Hat die Studie Folgen für das Deutschlandticket?

Kurz gesagt, auch wenn das 9-Euro-Ticket für viele eine preiswerte und bequeme Option war, zeigt die Studie, dass es keine langfristige Lösung für die Verkehrsprobleme in Deutschland darstellt. Das Deutschlandticket dürfte ähnliche Herausforderungen mit sich bringen, insbesondere wenn es darum geht, den Autoverkehr zu reduzieren. Auch an der Infrastrukturproblematik wird sich seit 2022 wenig geändert haben.

Für die Politik dürften die Ergebnisse der Studie ein Hinweis darauf sein, dass stark vergünstigte ÖPNV-Tickets keine Allheilmittel für den Verkehr sind. Stattdessen sollten alternative Maßnahmen erwogen werden, die effektiver dazu beitragen, Menschen vom Auto auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel umsteigen zu lassen. Ob die Folge sein wird, das umstrittene Ticket wieder abzuschaffen, ist ungewiss. Als gesichert gilt zumindest, dass es mehr kosten wird als die aktuell veranschlagten 49 Euro im Monat.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    In ländlichen Regionen, wo gar keine Bahn fährt und die Busse sind nur morgens und abends zu sehen, wenn überhaupt, nutzen solche Tickets nicht viel.
    Vielleicht sollte man bei denen anfangen, die vermehrt an solche Tickets angewiesen sind bzw. solche nutzen.
    In allen Großstädten soll eine Infrastrukturabgabe eingeführt werden, weil am meisten die dortigen Bewohner von solchen Tickets profitieren.
    Und Autoverkehr zu reduzieren, bedeutet, die Grundlage für unseren Wohlstand zu vernichten.

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