Flug- oder auch Lufttaxis haben in den vergangenen Jahren die Hoffnung auf eine neue Revolution der Mobilität geschürt. Dank elektrischer Antriebe sollten die kleinen Fluggeräte zu Vorreitern einer klimaneutralen Luftfahrt werden. Ihre Passagiere sollten sie am besten autonom vom Start- zum Zielort transportieren.
Zuletzt wurden jedoch immer mehr Probleme, insbesondere bei den deutschen Flugtaxi-Tüftlern, offensichtlich. Das Start-up Lilium musste Insolvenz anmelden. Weder Investoren noch der deutsche Staat waren bereit, die fehlenden Mittel bereitzustellen. Nun geht mit Volocopter, einem weiteren Pionier aus Deutschland, allem Anschein nach ebenfalls die Luft aus. Das 2011 gegründete Unternehmen, dessen Wert 2022 noch auf 1,9 Milliarden US-Dollar beziffert wurde, konnten von namhaften Partnern wie Mercedes-Benz, DB Schenker, Blackrock Inc. oder Neom, der saudi-arabischen Wüstenstadt, mehr als 600 Millionen US-Dollar für die Entwicklung seines Lufttaxis einsammeln. Doch Volocopter enttäuschte gleichermaßen die Hoffnungen seiner Geldgeber.
Volocopter enttäuschte bei den Olympischen Spielen
Der Flugtaxi-Hersteller hatte zwar in diesem Jahr die Olympischen Spiele in Paris zur großen Bühne für seine neuartigen Fluggeräte auserkoren. Allerdings konnten die notwendigen Genehmigungen für den Flugbetrieb des zweisitzigen, VoloCity genannten Modells nicht rechtzeitig eingeholt werden.
Zwar gibt sich Volocopter-CEO Dirk Hoke zuversichtlich, dass seine Fluggeräte im ersten Halbjahr des kommenden Jahres offiziell starten werden, ohne eine chinesische Beteiligung scheint es jedoch nicht mehr zu gehen. Auch wenn bisher nicht alle Verhandlungen mit den beteiligten Investoren abgeschlossen sind, soll allem Anschein nach der chinesische Geely-Konzern 85 Prozent der Anteile übernehmen und dafür 95 Millionen US-Dollar zahlen wollen. Als weiterer Investor ist der Industrielle Gerhard Sturm im Gespräch. Der Wert des Unternehmens würde dann auf 110 Millionen US-Dollar zusammenschmelzen.
Steht Volocopter vor einem Umzug nach China?
Unklar ist, was die Volocopter-Übernahme darüber hinaus bedeuten würde. Eine Sprecherin des Flugtaxi-Herstellers bezeichnet die in Deutschland aufgebaute Produktion, die aktuell zweisitzige Maschinen fertigt, gegenüber Bloomberg als Referenzanlage. Sie dient nicht nur der Entwicklung einer möglichst effizienten Fertigung, sondern soll vor allem zur Blaupause für eine spätere Skalierung der Produktion werden. Und der Produktionsstandort könnte dann in China liegen.
Die Volksrepublik hat immer wieder gezeigt, wie mit neuen Technologien, die bereits einen hohen Entwicklungsstand aufweisen, und viel staatlichem Geld in den jeweiligen Bereichen führende Unternehmen aufgebaut werden können. Das zeigt sich nicht zuletzt bei der Auto-Industrie.