Basis dafür ist der längst in Vergessenheit geratene Dienst Cell Broadcast. Es handelt sich dabei – untechnisch ausgedrückt – um eine SMS, die als eine Art Radiosignal über die Mobilfunknetze verschickt wird. In der Praxis bedeutet das, dass die Mobilfunkanbieter allen Handys, die im Bereich bestimmter Sendemasten sind, eine Nachricht schicken. Wie beim Radio erfolgt diese Aussendung aber anonym, ohne Rückbestätigung und erreicht alle Handys, die gerade eingeschaltet und in der Nähe sind. Das vermeidet die Überlastung der Netze durch zehntausende Nachrichten und falsche Zuordnungen von Nutzern aufgrund ihrer Meldeadresse.
Die Bundesnetzagentur hat in dieser Woche die „Technische Richtlinie DE-Alert“ veröffentlicht. Diese regelt die technischen Einzelheiten, damit zukünftig auch die Mobilfunknetze bei Katastrophen und größeren Unglücksfällen zur Warnung der Bevölkerung eingesetzt werden können. „Die Mobilfunknetzbetreiber haben nun die Rahmenbedingungen, DE-Alert technisch umzusetzen“, sagt Jochen Homann, der noch amtierende Präsident der Bundesnetzagentur.
Cell Broadcast zusätzlich zu App, Sirene und Rundfunk
Der Cell-Broadcast-Dienst der deutschen Mobilfunkanbieter bekommt die Warnungen vom bestehenden „Modularen Warnsystem des Bundes“ (MoWaS). Die Mobilfunker übermitteln die Warnmeldungen dann über die Netze in jenen Regionen, wo die Warnung relevant ist. Da die Mobilfunknetze sehr kleinzellig sind, ist auch eine sehr kleinteilige und gezielte Warnungen möglich. Das Warnmittel DE-Alert wird damit zukünftig neben bestehende Warnmittel wie Sirenen, Rundfunkmeldungen oder Apps treten, sie aber nicht ersetzen. Das MoWaS wird vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe verwaltet und von den zuständigen Behörden genutzt, um Warnmeldungen zu verbreiten.
Die Mobilfunkanbieter müssen die neue Warn-Methode umsetzen und in ihren Netzen einbauen. Nahezu jedes Handy auf dem Markt unterstützt Cell Broadcast. So ist eine effektive Warnung der Bevölkerung möglich. Bisher setzte man im Bereich Mobilfunk vor allem auf Warn-Apps, die sich Nutzer aber erst aktiv herunterladen müssen. Zudem versagten die Apps bei Testläufen aufgrund von Überlastung immer wieder. Es ist davon auszugehen, dass der Dienst noch in diesem Jahr zum Einsatz kommt.