Wer nicht aufpasst, kann sich im Internet schnell einen Computervirus einfangen, seine persönlichen Daten preisgeben oder gar ein Abonnement abschließen. Doch nur selten kommt es vor, dass eine Betrugsmasche zum Strafverfahren führen kann – und zwar nicht gegen den Täter, sondern gegen das ahnungslose Opfer. In den vergangenen Jahren ist genau diese Betrugsmasche immer häufiger in Erscheinung getreten. Mittlerweile sind jährlich tausende Bürger in Deutschland betroffen. Und auch das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen hat bereits eine Warnung veröffentlicht.
Perfide Betrugsmasche auf dem Vormarsch
Laut einem aktuellen Bericht des Spiegel kam Stefanie Wenger, eine junge Mutter aus Bayern, 2021 in Kontakt mit der vergleichsweise neuen Betrugsmasche. Demnach erhielt sie zunächst eine Facebook-Mail mit der Nachricht, dass ihr Konto gesperrt wurde. Kurz darauf schränkte Mutterkonzern Meta auch das Instagram-Konto ein. Den Grund erfuhr die Frau jedoch erst Wochen später, als sich die Kriminalpolizei bei ihr meldete. Sie sei aufgrund der Verbreitung von Missbrauchsbildern Verdächtige in einem Strafverfahren. Aufgrund von technischen Hinweisen gehe man jedoch davon aus, dass sie selbst Opfer von Cyberkriminellen geworden sei. Tatsächlich haben sich Hacker Zugriff zum Facebook-Konto der Frau verschafft und darauf kinderpornografisches Material veröffentlicht. Dieses wurden von Facebooks Algorithmen automatisch erkannt und das Konto gesperrt.
Die Folgen der neuen Betrugsmasche können überaus ernst sein. Wenger hatte für den Zeitpunkt ein Alibi und auch die Kriminalpolizei scheint schnell Hinweise auf Hacking gefunden zu haben. Unter anderen Umständen hätten die strafrechtlichen Folgen deutlich schlimmer ausfallen können. Hinzu kommen gegebenenfalls Folgen im sozialen Umfeld, sofern die Missbrauchsbilder öffentlich auf dem Facebook-Konto erscheinen. Und auch das Konto selbst ist möglicherweise für immer verloren. Wenger gelang es zumindest bis zum heutigen Tag nicht, es wiederherzustellen.
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Motiv unklar
Vonseiten des LKA Niedersachsen hieß es Anfang 2023, dass allein in den vergangenen vier Monaten eine Anzahl derartiger Fälle im mittleren dreistelligen Bereich dokumentiert wurde. Das Motiv ließe sich bislang jedoch nicht eindeutig festlegen: „Gegebenenfalls spielen im Vorfeld oder im Nachgang derartiger Taten mögliche Erpressungshandlungen mit finanziellen Forderungen durch die Täter eine Rolle. Ebenso ist auch in die Rufschädigung, beziehungsweise der Diskreditierung der Betroffenen in der Öffentlichkeit ein mögliches Motiv.“ Laut Spiegel und ZAC NRW (Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime der Staatsanwaltschaft Köln) hätten die Täter über die gehackten Konten jedoch betrügerische Werbeanzeigen geschaltet. Dies könnte wiederum eine Begründung für die Betrugsmasche darstellen. Denn sobald ein Konto gesperrt ist, lässt sich eine darüber geschaltete Werbekampagne offensichtlich nicht ohne Weiteres stoppen.
Für Internetnutzer bedeutet dies unterm Strich, dass sie umso mehr auf die Sicherheit ihrer Konten achten sollten. Heißt: verschiedene sowie starke Passwörter verwenden, falls möglich, eine Zwei-Faktor-Authentifizierung einrichten und verstärkt auf potenzielle Phishing-Mails achten.