Nachdem Skeptiker bereits vorhersagten, 1&1 werde sein Mobilfunknetz nie startet, hat der neue Netzbetreiber nun Details für genau dieses Ereignis offiziell bekannt gegeben. Ab dem 8. Dezember hat 1&1 demnach wieder ein viertes Mobilfunknetz, in dem sich auch Smartphones ganz offiziell einbuchen können. Das Netz sendet bereits seit mehreren Monaten, wurde aber nur als „5G zu Hause“-Netz vermarktet. Nun erfolgt die Freischaltung mobiler Dienste. „Ab dem 8. Dezember 2023 kann das 1&1 5G-Netz auch mit Smartphones genutzt werden“, teilt 1&1 heute mit. „Dann ist das Netz voll funktionsfähig.“
Überraschung beim National Roaming
Allerdings bleibt dabei ein großes Manko: Das Netz ist noch nicht wirklich ein Netz. Erst vor wenigen Tagen sprach Konzernchef Ralph Dommermuth über die Anzahl der tatsächlich sendenden Antennenanlagen. Demnach sind es gerade einmal 60 in ganz Deutschland. Zum Vergleich: Die etablierten Netzbetreiber Telekom, Vodafone und O2 betreiben jeweils weit mehr als 20.000 Anlagen, die Telekom spricht sogar von weit über 30.000 Antennen.
Daher greift 1&1 zu einem Trick, den viele ältere Handynutzer noch vom O2-Vorgänger Viag Interkom kennen: National Roaming. Überall dort, wo das im Aufbau befindliche 5G-Netz noch über keine eigene Abdeckung verfügt, greift 1&1 auf das Netz von Telefónica/O2 zurück. Dabei gibt es eine positive Überraschung: Denn neben GSM und LTE kann 1&1 nun offenbar auch 5G von O2 nutzen. Den Zugriff auf das 5G-Netz hatte man bei Telefónica stets verweigert, weswegen sich 1&1 mit Vodafone einen anderen Roaming-Partner gesucht hat. Dieser soll ab Sommer 2024 bereitstehen. Dann werde1&1 nationales Roaming planmäßig von Vodafone nutzen und Vorleistungen von Telefónica Deutschland schrittweise verringern, teilte 1&1 mit.
1&1 setzt auf bestehende Tarife
Eigene, neue Tarife wird es zum Start des neuen Netzes nicht geben. „1&1 verfügt über ein sehr attraktives und leistungsstarkes Tarifangebot, die auch im eigenen Netz gelten“, teilte ein Sprecher des Unternehmens gegenüber inside digital mit. Das bedeutet, dass du, wenn du ab 8. Dezember einen Tarif der Firmengruppe buchst, im 1&1-Netz mit National Roaming telefonieren und surfen wirst. Das betrifft auch die diversen Discounter-Marken, die man durch die Übernahme der Drillisch geerbt hat. Auch bestehende Kunden werden mit Start des neuen Netzes „sukzessive“ umgezogen. Das betrifft mehr als 12 Millionen Bestandskunden. Bis Ende 2025 soll dieser Prozess abgeschlossen sein.
Der Aufbau des Mobilfunknetzes der 1&1 hatte sich immer wieder teils drastisch verzögert. Gemäß den Lizenzauflagen hätte man Ende vergangenen Jahres bereits 1.000 aktive Antennen betreiben müssen. Tatsächlich war es eine niedrige einstellige Zahl an Masten. 1&1 führte das auf Behinderungen seiner Partner zurück, die man für den Netzaufbau engagiert hatte. Man zog deswegen sogar vor das Bundeskartellamt.