Kein Gerät auf dem Markt spaltet die Technik-affine Gesellschaft so sehr wie das iPhone. Während die einen es teilweise vergöttern und auch über offensichtliche Mankos hinwegsehen, stürzen sich die anderen genau auf diese negativen Punkte – teils zu Recht, teils aber auch aufgrund von Unwissenheit. Apple präsentiert mit dem iPhone nun mehr die vierte Generation seines äußerst erfolgreichen Handys. In der neuesten Version wartet Apple mit einigen technischen Neuerungen auf, die in der Handywelt nahezu unbekannt sind. Mit Retina-Display, BSI-Sensor und Facetime will Apple bei den Kunden Punkten. Doch was versteckt sich hinter den Begriffen? Welche Neuerung kann man von Apple noch erwarten? Dies und noch mehr, klärt der aktuelle Testbericht auf inside-digital.de.
Das neue iPhone wird in einem sehr kleinen Karton geliefert. Auf der Vorderseite prangt ein Bild des Gerätes und auf der Rückseite steht das Kleingeschriebene, welches die wichtigsten Fakten des Gerätes umfasst. Das Handy liegt in einer Plastikschale und darunter befindet sich das weitere Zubehör, wie ein Headset, eine USB-Kabel und ein USB-Adapter für die Steckdose – alles in schickem Weiß gehalten. Eine Kurzanleitung samt einem kleinen Werkzeug zum Entfernen der SIM-Karte, liegen ebenfalls bei.
Wie auch schon bei den Vorgängerversionen, lässt sich beim iPhone 4 der Akkudeckel für einen Wechsel der Batterie nicht entfernen. Grundsätzlich stellt dies keinen Nachteil dar. Die Akkus haben heutzutage meist eine längere Haltbarkeit als das Gerät selber. Von daher wird man nur in den seltensten Fällen auf den Kundendienst von Apple angewiesen sein. Denn diesen muss man für den Austausch des Akkus behelligen. Ein Nachteil dieser Bauart stellt es hingegen für Vielreisende oder auch Geschäftskunden dar. So kann die Akkulaufzeit nur mit teurem Zubehör verlängert werden und nicht durch einen vergleichsweise preisweiteren zweiten Akku. Die SIM-Karte wird über einen kleinen Schacht auf der rechten Seite in das Gerät eingelegt. Dafür braucht es das kleine beigelegte Werkzeug, um die SIM-Karten-Halterung aus dem Gerät zu drücken – SIM-Karte in die Halterung legen und diese wieder ins Gerät schieben - fertig.
Die Vorder- und Rückseite bestehen aus einem gehärteten Glas aus Aluminosilikat, welches laut Apple bis zu 30 mal widerstandsfähiger sein soll als herkömmliches Plastik. Dies hat zum einen den Vorteil, dass es kratzfester und robuster ist. Die verwendeten Materialien wirken äußert hochwertig. Aber genau diese haben im wahrsten Sinn des Wortes auch ihren Preis. Zudem ist das Gerät mit 137 Gramm kein Leichtgewicht, sondern liegt satt in der Hand. Dank der geringen Maße von 115,2 x 58,6 x 9,3 Millimeter, kann dem iPhone 4 durchaus noch eine handschmeichlerische Eigenschaften zu geschrieben werden.
Die Haptik ist sehr gut und die Oberfläche ist angenehm kühl. Ein silberfarbener Metallsteifen umrandet komplett das Gerät. Die Vorder- und Rückseite sind knapp zwei Millimeter höher und so sind die teils scharfen Karten anfangs störend. Allerdings gewöhnt man sich recht schnell daran. Oberhalb des Displays befinden sich eine kleine Lautsprecheröffnung und die Kamera für die Facetime-Videotelefonie. Unter dem Display, wie auch schon von den früheren Versionen bekannt, liegt der runde Zurück-Button, welcher mittlerweile auch die Funktion für das Multitasking übernimmt. Dazu später mehr. An der linken Seite sind die Tasten für die Lautstärkeregelung und ein Schieberegler, um das Gerät in den Lautlos-Modus zu stellen. Die Stirnseite beherbergt den 3,5 Millimeter Kopfhöreranschluss und den Knopf für die Displaysperre, welcher auch als An- und Ausschalter fungiert. Dem gegenüber liegt der Anschluss für das Datenkabel oder die Dockingstation. Dieser ist nicht durch eine Abdeckung geschützt und somit anfällig für die Ansammlung von Dreck und Staub. Links daneben befindet sich das durch ein Gitter geschützte Mikrofon sowie der Lautsprecher für die Freisprecheinrichtung und den MP3-Player.
Tasten für das Anrufmanagement oder die Kamera sucht man vergebens. Diese Funktionen werden direkt über das Display gesteuert. Die Reduzierung auf die nötigen Tasten sorgt für das äußerst ansprechende und klare Design des neuen iPhones.
Apple genoss in den vergangen Wochen einen unfreiwilligen Medienrummel. Grund hierfür, waren die nach dem Verkaufstart bekannt werdenden Antennen-Probleme. Berührt man das iPhone an einer bestimmten Stelle, kann dies zu einem Empfangsverlust bis hin zu einem Gesprächsabbruch führen. Schuld hierfür, ist das neue Antennendesign, welche Apple erstmals im iPhone 4 verwendet. Die Antenne für die Telefonie liegt mit der W-Lan-Antenne in dem Metallrahmen um das Gehäuse. Wenn man das Gerät beim Halten an der linken unteren Ecke berührt, entsteht eine Art Überbrückung zwischen der Telefonie- und der W-Lan-Antenne, wodurch der Empfang erheblich vermindert wird. Dies hat zur Folge, dass bei betreffenden Kunden die Balkenanzeige der Netzstärke von fünf auf bis zu null Balken abfallen konnte, wodurch im schlimmsten Fall das Gespräch abgebrochen wurde. Apple begründete dies zunächst mit einer falschen Berechnung der Netzanzeige, weshalb die Nutzer mehr Balken sahen, als ihnen eigentlich zur Verfügung standen und räumten ein, dass das iPhone an Empfangsleistung bei Berührung der besagten Stelle verliert. Sie veröffentlichten ein Software-Update, welches die Anzeige korrigiert. Dem Nutzer soll nun gar nicht erst ein voller Empfang angezeigt werden und das iPhone demnach auch keine bis zu fünf Balken verlieren. Allerdings ist dies nur kosmetischer Eingriff. Zunächst einmal muss man sagen, dass der Empfang grundsätzlich gut ist. Im Test ließ sich aber die Reduzierung des Empfangs ohne Probleme nachstellen, sobald der Finger oder die Hand die linke untere Seite verdeckt. Dies ist allerdings nur dann problematisch, wenn man das Gerät beim normalen Gebrauch auch so hält bzw. seine Finger so platziert, dass der Bereich verdeckt ist. Im Test wurde das iPhone bei diversen Testgesprächen versehentlich genau an der empfindlichen Stelle länger Zeit berührt, sodass während des Telefonates nur noch ein oder gar kein Balken mehr vorhanden war. Der Gesprächspartner versteht dann nur noch Satzbrocken bis hin zum kompletten Abbruch. Sobald man den Finger wegnimmt oder das Gerät im Gespräch anders hält, funktioniert die Telefonie wieder tadellos. Es muss also jeder selbst testen, wie er das iPhone beim Telefonieren berührt, um festzustellen, ob es zu Problemen kommt. Hält man das Gerät „richtig“, gibt es an dem Empfang nichts auszusetzen. Wenngleich man das Problem auch nicht wegdiskutieren kann. So ein Szenario ist bei Tests aktueller Geräte der letzten Monate in diesem Umfang nicht aufgefallen.
Die Sprachqualität ist sehr gut und die Stimme hat einen sauberen und voluminösen Klang. Auch in lauter Umgebung kann die Lautstärke in mehreren Stufen angepasst werden, so dass eine Kommunikation problemlos möglich ist. Die Ausgabe über die Freisprecheinrichtung kann indes nicht überzeugen. Zwar kann sie ziemlich laut gestellt werden, allerdings ist dies dann durch einen unsauberen und leicht verzerrten Klang begleitet. Der Akku des iPhone liefert laut Hersteller eine Gesprächszeit von bis zu 14 Stunden im GSM-Netz und bis zu sieben Stunden im UMTS-Netz. Bei der Standyby-Zeit unterscheidet Apple nicht bezüglich des Netzstandards und gibt eine Laufzeit von 300 Stunden an. Im Test musste das iPhone nach drei 20-minütigen Gesprächen, aktiviertem E-Mail-Push, ständig aktivem W-Lan, ca. drei Stunden Internet-Nutzung und gut zwei Stunden spielen nach knapp 20 Stunden wie an der Steckdose.
Der SAR-Wert liegt laut Apple bei maximal 0.93 W/kg.
Eine der vielen Neuerungen ist das IPS-LCD-Display. Anders als namenhafte Konkurrenten, setzt Apple nicht auf ein OLED-Display, sondern verwendet weiterhin einen LCD-Bildschirm. Die IPS-Technologie sorgt indes für einen höheren Kontrast und Leuchtkraft als herkömmliche LCDs. Im direkten Vergleich mit Samsungs Super-Amoled fällt kaum ein Unterschied auf. Beide Display-Arten sind hell und haben eine sehr gute Sättigung. Auch ist mit beiden das Ablesen bei direkter Sonneneinstrahlung problemlos möglich. Einziger Vorteil der OLED-Technologie ist seine stromsparendere Eigenschaft gegenüber LCDs. Das 3,5 Zoll große Display des iPhone 4 löst mit 960 x 640 Pixeln bei 326 Pixel pro Inch auf. Da dies mehr ist, als das menschliche Auge wahrnehmen kann, gab Apple dem Display den Namen „Retina“, was so viel wie „Netzhaut“ bedeutet. Hier zeigt sich mal wieder, dass Apple stets bemüht ist, besser zu sein als die Konkurrenz. In Sachen Auflösung und Pixeldichte ist ihnen das durchaus gelungen. Dennoch stellt sich die Sinn-Frage. Braucht es ein Display mit so einer hohen Auflösung auf einem verhältnismäßig kleinen Display?
Das Retina-Display ist über allen Zweifel erhaben und gestochen scharf. Selbst auf bei maximaler Vergrößerung von Texten oder Internetseiten, lässt sich bei den Buchstaben keine Treppchenbildung erkennen. Beim normalen Gebrauch fällt das Mehr an Pixeln bei kleinerem Display im Vergleich zum Samsung Galaxy S - dem wohl schärfsten Konkurrenten im Moment für das iPhone - nicht auf. Das iPhone 4 verfügt über diverse Display-Sensoren. Ein Lagesensor dreht die Anzeige in die gewünschte Position. Dies macht es allerdings mit einer kleinen Verzögerung. Der Helligkeitssensor passt die Helligkeit an die bestehenden Lichtverhältnisse an und der Annäherungssensor schaltet das Display ab, sobald das Handy an das Ohr gehalten wird. Als erstes Handy auf dem Markt ist das iPhone mit einem Kreiselsensor ausgestattet, dem Gyroskop. Dieser ermöglicht es den Entwicklern Spiele zu entwerfen, in denen die Bewegung um die eigene Achse eine Rolle spielt. Somit können zukünftige Applikationen nicht mehr nur die Steuerung per Neigesensor (rechts, links, vorne, hinten Kippen) nutzen, sondern auch eine Bewegung des iPhones um die eigene Achse.
Die fünf Megapixel-Kamera des iPhone verfügt über Touch-Autofokus sowie einem Foto- und Videolicht. Gestartet wird die Kamera über das entsprechende Icon auf dem Bildschirm und ist innerhalb von zwei Sekunden einsatzbereit. Einstellungen gibt es so gut wie keine. In der linken oberen Ecke befindet das Symbol zum Wechsel zwischen der vorderen oder der hinteren Kamera. Links unten wird das LED-Licht gesteuert. Dies kann entweder immer eingeschaltet, automatisch geregelt oder ausgeschaltet werden. An der rechten Displayseite sitzt mittig der Auslöser. Darüber liegt der Button zum Wechseln in den Videomodus und rechts unten wird die Galerie gestartet. Mittels des Touch-Autofokus wird der scharfzustellende Bereich auf dem Display berührt. Für das Fokussieren benötigt das iPhone etwas mehr als eine Sekunde. Nahezu ohne Verzögerung wird das Bild geschossen und in der Galerie gespeichert, so dass die Kamera nach einer Sekunde wieder für das nächste Bild bereit ist.
Apple verwendet im iPhone eine neue Art von Kamerasensor und reagiert somit auf ein vorherrschendes Problem der kleinen Alleskönner. Bei guten Lichtverhältnissen lassen sich mit den meisten Handys brauchbare Abzüge für das Fotoalbum erstellen. Lediglich bei schlechtem Licht stoßen die Handykameras aufgrund der kleinen Größe ihrer Sensoren und Linsen an ihre Grenzen. Um dem entgegen zu wirken, setzen viele Hersteller auf eine Erhöhung der ISO-Werte des Sensors. Leider ist dies immer begleitet mit einer Verschlechterung der Bilder durch Signalstörungen, das sogenannte Bildrauschen, welches sich meist in dunklen Bereichen durch grüne oder rote Punkte zeigt. Die Brauchbarkeit fürs Fotoalbum erhöht sich dadurch nur bedingt, weil gute oder helle Bilder lassen sich damit nicht erzielen – zumindest nicht auf den Handys. Apple geht einen anderen Weg und verwendet einen sogenannten rückwärts-belichteten Sensor (backside illuminated sensor). Bei diesem liegt die lichtempfindliche Sensorschicht oberhalb der sonstigen Sensorbauteile. Somit kann mehr Licht ungehindert auf den kleinen Sensor fallen. Die BSI-Sensoren verzeichnen eine bis zu 30 Prozent höhere Lichtempfindlichkeit als herkömmliche Sensoren. Dadurch reduziert sich die Verwacklungsunschärfe und brauchbare Bilder sind auch bei relativ wenig Licht möglich.
Bei guten Lichtverhältnissen kann die Kamera komplett überzeugen. Die Bilder haben eine sehr gute Sättigung und liefern knackige Farben. Sie sind hell und weisen eine gute Dynamik und Grundschärfe auf. Bei Tageslichtaufnahmen mit schattigen Bereichen, stößt die Kamera zuweilen an ihre Grenzen. Grund hierfür, ist der zu geringe Kontrastumfang und die von Apple verwendete Matrix-Belichtungsmessung. Fotografiert man ein Objekt welches im Schatten liegt, so wird dieses selbst mit manuell platziertem Fokus nicht vollkommen korrekt ausgeleuchtet, sobald der Helligkeitsanteil im Bild bei über 50 Prozent liegt. Die Belichtungsmessung nimmt den hellen Bereich als Referenz, was dazu führt, dass das Objekt im Schatten nicht ordentlich belichtet wird. Hier hätte Apple gerne eine Auswahl der Belichtungsmessung integrieren dürfen, welche dem Nutzer die Wahl zwischen Spot- oder Matrixmessung ermöglicht.
Bei Bildern mit wenig Licht spielt der BSI-Sensor seine Vorteile gegenüber herkömmliche Sensoren im vollen Umfang aus und ermöglicht so noch akzeptable Schnappschüsse. Ein Problem bleibt indes bestehen: Auch bei dem BSI-Sensor erhöht sich das Bildrauschen, je weniger Licht vorhanden ist. Apple setzt dagegen eine ziemlich aggressive Berechnung der Rauschunterdrückung ein. Das vermindert zwar das sichtbare Bildrauschen (gegenüber anderen Geräten – bei diesen ist es meist um einiges höher), kostet aber auch Bilddetails und Kantenschärfe, da die Rauschunterdrückung in den meisten Fällen das Bild weicher macht, um die störenden Fragmente auf ein Minimum zu reduzieren. Dies führt bei einer Vergrößerung der Bilder zu einem einzigen Pixelmatsch. Feine Strukturen und Kanten gehen verloren. Und so lassen sich für die Bilder maximal eine Schnappschussqualität bescheinigen. Aber: Das Problem des Bildrauschens ist bei Handys allgegenwertig und somit schneidet das iPhone hier nicht schlechter ab als andere Geräte. Im Gegenteil. Durch den BSI-Sensor lassen sich noch bei wenig Licht Schnappschüsse erstellen, wo andere Handys längst ihren Dienst quittieren würden.
Videos werden in HD-Auflösung mit 720p aufgenommen. Wie auch bei den Bilder gibt es keine Einstellungsmöglichkeiten, bis auf das zuschaltbare Videolicht. Auf dem iPhone betrachtet sind die Videos scharf und kontrastreich. Zwischen hellen und dunklen Bereichen vermag die Kamera sehr schnell zu unterscheiden und findet die richtige Belichtung. Auf dem PC-Monitor betrachtet fallen minimale Mikro-Ruckler auf. Diese Ruckler entstehen durch geringe Verluste von den aufgenommenen Bilder pro Sekunde und ist bei jedem HD-Kamera-Handy zu beobachten. Diese Ruckler sind allerdings nicht sonderlich störend.
Mit dem iPhone 4 hält auch eine die neue Software-Version iOS4 Einzug. Optisch hat sich gegenüber den Vorgängerversionen nicht viel geändert. Dies ist auch nicht von Nöten, denn Apple hat eines der klar strukturiertesten und einfachsten Betriebssysteme auf dem Markt – zumindest was die Bedienung angeht. Eine ausführliche Anleitung wird eigentlich obsolet, da die komplette Menü-Hierarchie sehr flach gehalten ist. Tiefe Verzweigungen oder verschachtelte Menüs gibt es nicht. Auf der unteren Leiste befinden sich die Schnellstartsymbole für das Telefon, das Mail-Programm, den Browser und den MP3-Player. Den Rest des Bildschirms belegen sämtliche Icons von installierten Programmen. Die einzelnen Seiten lassen sich nach rechts und links durch Wischen verschieben. Die obere Statusleiste beherbergt die Akku- und Netzanzeige, sowie die Uhrzeit und Verbindungssymbole. Die Anordnung der Icons ist veränderbar und so können häufig genutzte Programme auf die ersten Seiten gelegt werden, während weniger häufig gebrauchte Applikationen an das Ende verschoben werden.
Mit iOS4 entledigte sich Apple zwei großen Kritikpunkten der letzten Jahre. Zum einen lassen sich nun Ordner auf dem Startbildschirm erstellen, um Programme für einen besseren Überblick zu gruppieren. Ein ständiges hin und her wischen auf den Bildschirm entfällt. Die Erstellung der Ordner löste Apple genial einfach. Um Programme zu gruppieren, reicht es aus, ein Icon auf der anderes zu verschieben. Automatisch erstellt das System einen Ordner und benennt ihn anhand der darin enthaltenen Applikationen, z.B. Multimedia oder Dienstprogramme. Der Name kann allerdings auch manuell gewählt werden.
Zum anderen öffnet sich Apple dem Multitasking und gibt den Entwicklern von Programmen und Spielen Werkzeuge an die Hand, mit denen sie das Multitasking für ihre Applikationen ermöglichen können. Bisher war dies nur Systemprogrammen wie dem E-Mail-Programm oder dem Browser vorbehalten. Alle anderen Applikationen liefen nicht im Hintergrund und mussten teilweise neu gestartet werden. Nun werden die Programme in eine Art Ruhemodus geschickt. Es liegt nun an den Entwicklern, die neue Funktion, echtes Multitasking, in ihre Programme zu integrieren und das Update in den AppStore einstellen zu lassen. Beim doppelten Druck auf den Button unter dem Display, erscheint am unteren Rand eine Leiste, welche alle gestarteten Programme auflistet. Diese sind, wie auch die Bildschirmseiten, nach rechts und links durch scrollbar. Somit ist ein schneller Wechsel der Applikationen problemlos möglich. Offenen Programme, welche im Hintergrund liegen, können geschlossenen werden, was zu einer Verlängerung der Akkulaufzeit führt. Berührt man in dem Taskmanager für knapp eine Sekunde die Icons, lassen sie sich kurzerhand beenden.
Für die Erstellung einer Nachricht genügen zwei Klicks. Man wählt den Empfänger aus der Kontaktliste aus und kann direkt mit dem Schreiben beginnen. Über ein Kamerasymbol lassen sich der SMS Fotos oder Videos hin zufügen und das Handy erstellt daraus eine MMS. Die Eingabe über die virtuelle Tastatur ist sehr gut und kann ohne Zweifel als „State of the Art“ bei den Touchscreen-Tastaturen bezeichnet werden. Die integrierte Fehlerkorrektur erkennt das zu schreibende Wort und verbessert direkt etwaige Fehler. Einzig die Belegung der Satz- und Sonderzeichen ist ein wenig umständlich. So muss für jedes Komma oder Fragezeichen das Zahlenmenü aufgerufen werden, was den Schreibfluss ein wenig einschränkt. Ein doppeltes Antippen der Leertaste fügt einen Satzpunkt mit dazugehörigem Leerzeichen hinzu. Ein Setup-Programm erleichtert das Einrichten seiner E-Mail-Konten. Die Darstellung der Texte ist sehr gut und passt sich automatisch der Bildschirmbreite an. Auch mit HTML-Mails hat das iPhone keine Probleme. Das Abrufen geht entweder im Push-Verfahren oder mit einem festgelegten Intervall von statten. Wer dies nicht wünscht, kann die Mails auch manuell abrufen. Anhänge können aus der Mail heraus gespeichert und betrachtet werden. Wer ein IMAP-Konto besitzt, kann neben dem Postfach auch seinen Kalender und die Kontakte mit dem Gerät synchronisieren.
Das iPhone bringt in Sachen Verbindungsmöglichkeiten alles mit, was ein Handy heutzutage braucht. Neben Quad-Band GSM und UMTS, beherrscht das Handy noch die Datenübertragung über HSDPA und HSUPA. Sollte UMTS nicht verfügbar sein, steht immerhin noch EDGE bereit. Für das heimische Netzwerk oder die Nutzung an öffentlichen Hotspots verfügt das iPhone über W-Lan mit den Standards b, g, und n. Letzterer ermöglicht Downloadraten von bis 100 Megabit pro Sekunde, insofern ein entsprechendes Netzwerk die Geschwindigkeit liefert. Bluetooth und eine USB-Verbindung sorgen für die Anbindung an den Rechner. Das Testgerät verfügt über 16 Gigabyte internen Speicher und lässt sich nicht per MicroSD-Karten erweitern. Zudem gibt es das iPhone noch mit einem 32 GB Speicher.
Für den Datenaustausch bedarf es die Synchronisations-Software iTunes von Apple. Genau an diesem Programm scheiden sich die Geister. Während die einen kein Problem mit dem Programm haben und diesem nur gute Eigenschaften abgewinnen, ist diese Zwangsbindung an iTunes für die anderen ein großer Kritikpunkt. In der Tat hat iTunes einige Probleme und gehört generalüberholt. Allerdings bringt das Programm auch ein paar Vorteile mit sich, welche das Arbeiten mit dem iPhone wesentlich vereinfacht. Über iTunes lässt sich seine komplette Mediensammlung sortieren, ordnen und auf das iPhone übertragen. Ein lästiges Bearbeiten auf dem Gerät entfällt. Zudem gleicht iTunes bei jeder Verbindung mit dem iPhone seine Daten ab. So lässt sich kurzerhand eine komplette Sicherung aller auf dem Gerät befindlichen Daten erstellen und im benötigten Falle auch wieder auf das Gerät zurückspielen. Auch wird es für die Softwareaktualisierung des iPhones benötigt. iTunes stellt ebenso das Bindeglied zwischen Outlook und dem iPhone dar, worüber sich problemlos Kontakt- und Kalenderdaten abgleichen. Vorhandene E-Mail-Konten werden übertragen und Lesezeichen aus dem Safari-Browser finden sich in kurzer Zeit auch auf dem iPhone wieder.
Der Safari-Browser des iPhone besticht durch seine perfekte Seitendarstellung und dem rasanten –aufbau. Das Portal von inside-digital.de lädt über W-Lan in knapp 13 Sekunden. Das Rendering ist perfekt und die wie schon beim Display erwähnt ist die Darstellung der Schrift gestochen scharf. Gezoomt wird entweder per Fingerspreiz oder doppeltem Antippen des Bildschirms. Das Verschieben des Seitenauschnittes geht butterweich von statten. Um an das Seitenende zu gelangen, bedarf es allerdings eines mehrmaligen Verschiebens der Seite. Das kinetische Scrollen geht nur in kleinen Etappen von statten und so kann es bei Seiten mit viel Text schnell nervig werden, sechs oder sieben mal nach oben zu wischen, nur um an das Seitenende zu gelangen. Für die schnelle Navigation an den Seitenanfang, reicht allerdings ein einziger Klick auf die Statusleiste und die komplette Seite verschiebt sich an den Anfang. Der Browser verfügt über die Darstellung mehrerer Tabs, zwischen den problemlos gewechselt werden kann. Beliebte Seiten lassen sich als Schnellstartsymbol auf den Startbildschirmlegen oder per E-Mail als Link versenden.
Über das integrierte GPS-Modul können Standort-basierte Anwendungen wie Google Maps genutzt werden. In dem App-Store findet man bei Bedarf auch eine komplette Navigationslösung zum Kauf. Der Sat-Fix klappt unter freiem Himmel in knapp zehn Sekunden. Selbst in geschlossenen Räumen ist ein Empfang der Satelittendaten möglich, wenngleich dies knapp acht Sekunden länger dauert.
Als MP3-Player steht die Apple-eigene iPod-Lösung bereit. Wie schon erwähnt, werden die Musikdaten über iTunes mit dem iPhone synchronisiert. Dabei können eigene Playlisten erstellt werden. Zudem listet der Player die Datenbank nach Interpreten auf oder zeigt alle verfügbaren Titel auf dem iPhone an. Der Player selbst beinhaltet kaum Einstellungen. Neben einer Zufallswiedergabe findet man nur noch eine Wiederholungsfunktion. Einen Equalizer sucht man in dem Player vergebens. Dieser versteckt in dem normalen Menü für die Haupteinstellungen. Mit der Cover-Flow-Darstellung lässt sich die Musiksammlung anhand der Albumcover durchsuchen, insofern man diese vorher den Titeln hinzugefügt hat. Dies lässt sich mit iTunes sehr einfach umsetzen. Der Klang über den integrierten Lautsprecher ist klar und laut. Leider fehlt es an Dynamik in der Ausgabe, so dass alles ziemlich gleich klingt, egal ob man Rock oder Jazz hört. Der Klang ist zwar ausgewogen, jedoch dominieren die Höhen und Mitten. Tiefen oder gar richtige Bässe lässt das iPhone vermissen. Zudem ist die Ausgabe mit einem leichten Hall versehen, sobald das Gerät auf dem Tisch liegt, was wohl einen Raumklang simulieren soll. Auch eine Veränderung mittels der 22 verschiedenen Equalizer-Spektren bringt keine wirkliche Verbesserung. Schließt man die mitgelieferten Kopfhörer an, zeigt sich ein komplett anderes Bild. Die Wiedergabe klingt über das komplette Klangspektrum sehr gut. Auch bei der Verwendung des iPhones als Mediastation und dem Anschluss an die heimische Musikanlage ist der Klang nahezu perfekt. Ein Radio wurde von Apple nicht integriert. Allerdings können die Lieblingssender über das Internet auf dem iPhone abgespielt werden.
Der Kalender des iPhone stellt Termine und Ereignisse in Monats- oder in Tagesansicht dar. Zudem verfügt er über eine Listenansicht, welche alle anstehenden Termine chronologisch anzeigt und das zwei Jahre im Voraus. Einem Ereignis können Titel, Ort, Notiz und eine Erinnerungsfunktion hinzugefügt werden. Zudem lässt sich der Kalender mit Outlook auf dem Rechner synchronisieren. Einem Kontakt können nahezu unbegrenzt Informationen hinzugefügt werden, wie diversen Telefonnummern, E-Mail-Adressen, Firmen-spezifische Daten, Instant-Messenger, Notizen und mehrere Postanschriften. Für jeden Eintrag lassen sich eigene Klingeltöne definieren und ein Foto hinzufügen. Wie auch der Kalender, sind die Kontaktdaten ebenfalls mit Outlook synchronisierbar. Mit dem teils noch vorherrschenden Klischee, das iPhone sei nicht Business-tauglich, kann somit getrost gebrochen werden.
Vordefiniert befindet sich noch ein Wetter-Programm, eine Aktien-Applikation, ein Youtube-Client, ein Rechner, ein Kompass und eine Aufnahme-Funktion für Sprachmemos auf dem iPhone. Über den App-Store von Apple, lassen sich schier unzählige weitere Programme auf das Handy laden. Mit dem iPhone 4 hält ein Thema in der Handywelt wieder Einzug, welches lange Zeit eher stiefmütterlich behandelt wurde – die Videotelefonie. Neben dem Umstand, dass es für viele Handynutzer schlichtweg zu teuer war, kommt hinzu, dass die Qualität über das Mobilfunknetz doch eher zu wünschen übrig ließ. Zwar gibt es mit Skype oder Fring Alternativen, welche kostenlos über das W-Lan genutzt werden können. Aber auch hier ist die Qualität nicht das, was man sich davon erhofft. Mit Facetime versucht Apple die angestaubte Videotelefonie wieder in den Fokus der Handys zu rücken. Und auch wenn dies natürlich keine neue Erfindung ist, hat es Apple geschafft, die Qualität der Videoübertragung um Welten zu verbessern. Es bleibt zu hoffen, dass die Ankündigung, Facetime als offenen Standard durchsetzen zu wollen, auch Früchte trägt. Und dass die Hersteller die Vorlage von Apple auch annehmen und zukünftig in ihre Geräte integrieren.
Man kann es drehen und wenden wie man will. Das iPhone 4 ist ein feines Stück Ingenieurskunst, keine Frage. Genauso unumstritten ist aber auch die Tatsache, dass dies nicht das perfekte Handy ist und durchaus noch Platz für Kritik lässt. Apple kommt wieder einmal mit einer Menge an neuen, und vor allem brauchbaren, Innovationen daher, wie den Kreiselsensor, das IPS-LCD oder den rückseitig belichteten Kamerasensor. Die neue Software iOS 4 räumt mit zwei vorherrschenden Kritikpunkten auf. Zum einen verfügt das iPhone nun über die Möglichkeit eines vollständiges Multitasking und desweiteren erlaubt sie dem Nutzer, Applikationen in Ordner zu gruppieren, wodurch nun endlich Ordnung auf dem Bildschirm geschaffen werden kann. Nach drei nahezu gleichen Designversionen, schaut das iPhone 4 erfrischend anders aus, ohne dabei auf das gradlinige und extravagante Design der Vorgänger zu verzichten. Facetime erlaubt Videotelefonie in beeindruckender Qualität und es bleibt zu hoffen, dass auch andere Hersteller hier nachziehen. Die Akkulaufzeit bewegt sich in einem akzeptablen Rahmen und so sollte das iPhone getrost einen kompletten Arbeitstag durchstehen.
Dennoch, kommt man um Kritik nicht umher. So kann der neue Bildsensor zwar bei guten Lichtverhältnissen punkten und auch bei wenig verfügbarem Licht, lassen sich noch brauchbare Aufnahme rausholen, aber die viel zu aggressive Rauschunterdrückung und der damit verbundene Verlust an Details und Schärfe sind so nicht akzeptabel und hier muss Apple unbedingt noch einmal per Update nachbessern. Die Ausgabe über den integrierten Lautsprecher, sei es mit der Freisprecheinrichtung oder mit dem MP3-Player, kann nicht überzeugen. Die Zwangsanbindung an iTunes muss man nicht lieben und sorgt des Öfteren für Diskussion. Allerdings liefert iTunes all das, was man für das iPhone braucht, um sämtliche Daten mit dem Rechner abzugleichen. Das Problem mit der Antenne und der ominösen Gehäusestelle, welche man am besten nicht berühren sollte, ist klar eines der größten Kritikpunkte welche man anbringen kann. Zur Verteidigung sei aber zu sagen, dass es hier auf den Nutzer selbst ankommt, genauer gesagt darauf, wie er das iPhone hält. Im besten Fall merkt er von dem Problem gar nichts. Im schlimmsten Fall bricht ein Empfang komplett weg. Von daher sollte dies jeder einmal selbst austesten und schauen, wie es sich mit dem Empfang verhält, wenn man das iPhone in seiner vertrauten und gewohnten Position hält. Zu guter Letzt wäre da noch der stolze Preis für das iPhone. Schlussendlich muss jeder selbst entscheiden, wie viel er bereit ist für ein Handy zu zahlen, welches sehr gut ist, aber eben auch nicht perfekt.
Pro
- exzellente Verarbeitung und hochwertige Materialien
- sehr scharfes Display
- ausgezeichnete Bildqualität bei gutem Licht
- einfaches und klar strukturiertes Betriebssystem
- Programmvielfahlt
- Videotelefonie in beindruckender Qualität
Kontra
- hoher Empfangsverlust bei Berühung der linken unteren Seite
- aggressive Rauschunterdrückung bei wenig Licht
- MP3-Ausgabe über Lautsprecher ohne Dynamik
- hoher Preis