Es funktioniert! Dieses Kit macht dein Fahrrad zum E-Bike

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Ist es möglich, ein lieb gewonnenes Fahrrad eigenständig so weit zu tunen, dass es zum waschechten E-Bike wird? Und das praktisch ohne handwerkliches Geschick? Das Nachrüst-Kit von Swytch Bike soll genau dies ermöglichen. Wir verraten, wie sich das Swytch Go+ im Test schlägt.
Nachrüst-Kit zum E-Bike

Swytch Go+ im Test

E-Bikes erfreuen sich in Deutschland einer hohen Beliebtheit. Bereits im Jahr 2022 war jedes achte Fahrrad in Privathaushalten elektrisch betrieben. Dennoch sprechen gleich mehrere Gründe gegen einen Kauf. Einerseits belegen E-Bikes, die es wert sind, gefahren zu werden, meistens ziemlich hohe Plätze auf der Preisskala. Andererseits halten sich vor allem Fahrrad-Enthusiasten zurück, denn sie möchten ihren eigenen Tretesel nicht missen. Was viele jedoch nicht ahnen: Mittlerweile hat sich eine Lösung für beide Probleme gefunden: Nachrüst-Kits. Wir haben das Swytch Go+ aus dem Hause Swytch Bike auf Herz und Nieren getestet und verraten, ob es sich dabei tatsächlich um ein Allheilmittel handelt. Vorweg: Ja, das Nachrüst-Kit funktioniert wirklich und das Fahrrad fühlt sich beim Fahren wie jedes gute E-Bike an. Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten.

Swytch Go+ im Test

Zunächst ein paar Worte zum Hersteller: Bei Swytch Bike handelt es sich um ein vergleichsweise junges Start-up. Erst 2017 wurden die ersten Patente angemeldet, gefolgt von einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne. Ein Jahr später verschickte der Hersteller dann die ersten Swytch Kits – in über 45 Länder. Mittlerweile bietet das Start-up zwei Produktlinien an: die Air- respektive Max-Linie und die Go-Reihe. Erstere werden dabei am Lenkrad befestigt und sind flexibler, bieten dafür jedoch auch weniger Kapazität. Letztere sollen derweil am Fahrradrahmen angebracht werden; und genau so ein Modell haben wir getestet. Konkret das Swytch Go+. Dieses soll eine Reichweite zwischen knapp 50 und 65 km bieten. Beim Flaggschiff-Modell, dem Go++, sollen derweil laut Hersteller sogar bis zu rund 95 km möglich sein, doch zurück zum Thema.

Hardware

Zunächst einmal ist das Swytch Go+-Kit nach IPX6 zertifiziert und damit geschützt gegen Strahlwasser, was für ein E-Bike ein nicht unwesentlicher Aspekt ist. Die Akkukapazität liegt derweil bei 280 Wh, das Gewicht der Batterie beträgt 2,5 kg und die Ladezeit liegt je nach verwendetem Ladegerät bei 3 bis 4 Stunden. Der Motor befindet sich seinerseits im mitgelieferten Vorderrad, und ja, ein Rad müssen Käufer auswechseln. Ist das erledigt, beträgt das maximale Drehmoment 40 Nm, während die Nennleistung des Motors bei 250 Watt liegt. Bleiben noch die Ausmaße des Akkus, denn dieser ist schließlich abnehmbar. Hier müssen sich Radler auf 267 x 147 x 73 Millimeter einstellen. Wirklich handlich ist die Batterie also nicht. Umso interessanter ist, dass der Akku mittels Klettverschluss am Rahmen befestigt wird. In unserem Test schien die auf den ersten Blick wenig überzeugende Konstruktion überraschend gut zu halten. Wie lange der Klettverschluss bei regelmäßigem Abnehmen des Akkus hält, ist allerdings unbekannt.

Swytch Go+, Swytch Bike
Quelle: Artem Sandler / inside digital
Swytch Go+, Swytch Bike
Quelle: Artem Sandler / inside digital
Swytch Go+, Swytch Bike
Quelle: Artem Sandler / inside digital
Swytch Go+, Swytch Bike
Quelle: Artem Sandler / inside digital
Swytch Go+, Swytch Bike
Quelle: Artem Sandler / inside digital
Swytch Go+, Swytch Bike
Quelle: Artem Sandler / inside digital
Swytch Go+, Swytch Bike
Quelle: Artem Sandler / inside digital
Swytch Go+, Swytch Bike
Quelle: Artem Sandler / inside digital

Kauf und Montage

Bereits der Kauf eines Swytch-Kits kann sich als eine kleine Herausforderung gestalten. Zumindest, wenn das aufzurüstende Fahrrad nicht in einer entsprechenden Liste enthalten ist. Glücklicherweise bietet Swytch Bike für solche Fälle einen guten Kundenservice. So hat der Käufer etwa die Möglichkeit, ein Foto von seinem Fahrrad hochzuladen und sich die Kompatibilität bestätigen sowie weitere Unterstützung zukommen zu lassen.

Ist diese Hürde überwunden, erhält man ein Paket mit einer Batterie, einem Vorderrad, einem Pedal-Sensor sowie Kabeln und einem Ladegerät. Darüber hinaus bietet Swytch Bike jedoch auch eine ganze Reihe an ergänzendem Zubehör, wie etwa einen Drehgriff oder ein LED- respektive OLED-Display. Vor allem Letzteres ist mit Blick auf die bequeme Nutzung beinahe schon obligatorisch; daher ist schade, dass das Display nicht im normalen Lieferumfang enthalten ist.

Nun zur Montage: Diese ist zwar grundsätzlich recht simpel, allerdings nur dann, wenn man die einzelnen Schritte bereits kennt. So können Montageanleitung und Montagevideos teilweise etwas verwirrend sein, das eigentliche Problem ist jedoch ein anderes. Zwei Probleme, um genau zu sein. Zunächst einmal ist das für die Montage benötigte Werkzeug nicht im Lieferumfang enthalten. Darauf sollten sich Käufer vorab einstellen. In unserem Fall hatten wir alle benötigten Instrumente griffbereit, dafür entpuppten sich die überlangen Kabel als eine größere Herausforderung. Das Wort „Kabelsalat“ ist da beinahe schon eine Untertreibung. Wir waren gezwungen, die Kabel teilweise mehrfach am Rahmen hin und her zu führen, bis es ansatzweise passte. Einen Preis für das beste Design dürfte das frischgebackene E-Bike so nicht gewinnen. Doch das Äußere ist bekanntlich nicht alles. Es kommt auch auf die inneren Werte an.

Das Swytch Go+ sorgt für Kabelsalat

Fahrgefühl mit dem Swytch-Kit

Als das Swytch-Kit installiert war, haben wir uns an den wohl wichtigsten Punkt des gesamten Tests gemacht: das Fahrgefühl. Schließlich wirkt es auf den ersten Blick als eher unwahrscheinlich, dass ein improvisiertes Nachrüst-Set mit fest verbauten und hervorragend aufeinander abgestimmten Komponenten eines E-Bikes mithalten kann – zumal diese oftmals deutlich teurer sind. Umso erstaunlicher das Ergebnis: kein Unterschied. Der Motor reagierte genauso, wie er sollte, und es bei teuren E-Bikes tut. Auch setzt die Tretunterstützung im richtigen Moment ein und hilft genauso viel, wie verlangt. Tatsächlich haben wir sogar bereits teure Modelle mit einem deutlich schlechteren Fahrkomfort getestet. Allerdings sollten wir an dieser Stelle auch erwähnen, dass unser Swytch-Kit um weiteres Zubehör ergänzt worden ist. Allem voran: ein QLED-Display zum Anzeigen der Geschwindigkeit und bequemen Steuern der Tretunterstützungs-Stufe.

Eine Steuerung per App sowie dazugehörige Zusatzfeatures wie ein Alarmsystem sind derweil nicht vorhanden. Wir empfanden dies jedoch sogar als ziemlich angenehm, da solche Anwendungen abseits einer Alarmanlage und mangels intuitiver Nutzeroberfläche oftmals mehr stören als nützen.

Fazit

Bei dem Swytch Go+ aus dem Hause Swytch Bike handelt es sich um eine ambitionierte Idee, die wider Erwarten auch in der Praxis hervorragend funktioniert. Wer sein Fahrrad liebt und ihm ein Upgrade verpassen möchte, macht mit dem Nachrüst-Kit nichts falsch. Zumindest, wenn man über rudimentäre handwerkliche Fähigkeiten und passendes Werkzeug verfügt. Lediglich der Preis des Swytch Go+ ist mit mindestens 719 Euro etwas hoch angesetzt. Zumal jedes Extra zusätzlich auf die Preiswaage schlägt. Dafür vermochte es das selbst zusammengeschusterte E-Bike, in puncto Fahrgefühl wirklich zu überzeugen.

Pros des Swytch Go+:

  • innovativer Ansatz
  • hervorragendes Fahrgefühl

Contras des Swytch Go+:

  • Kabelsalat unvermeidbar
  • Basispaket ausbaufähig
  • recht teuer

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