Wer Subaru kauft, liebt Allradantrieb. Das war in der Vergangenheit bei den Verbrennern der japanischen Automobilmarke mit Boxermotor so und wird mit dem neuen Subaru Solterra nahtlos fortgeführt. Der technisch mit dem Toyota bZ4X gleichgestellte SUV bietet sowohl an der Vorder- als auch an der Hinterachse einen Elektromotor mit 80 kW (109 PS) Leistung. Neben den klassischen Fahrmodi Eco, Normal und Power ist auf Knopfdruck auch ein X-Mode für Schotter und Schnee respektive Schnee und Matsch zuschaltbar. So sollen auch Fahrten ins unwegsame Gelände mit dem designtechnisch markant und kantig gehaltenen Crossover-Modell kein Problem darstellen.
Subaru Solterra im Test: Längst nicht perfekt
Platz genommen im Innenraum, fällt schnell auf, dass die freie Sicht auf das 7 Zoll große Kombi-Instrument hinter dem Lenkrad abhängig von der Körpergröße nur mäßig möglich ist. Immerhin lässt sich das mit zahlreichen Knöpfen ausgestattete Multifunktionslenkrad aber nicht nur in der Höhe, sondern auch in der Länge vielfältig einstellen, um Abhilfe zu schaffen. Eingeschränkt, aber noch akzeptabel, ist auch die Kniefreiheit. Eine recht hohe Mittelkonsole sorgt insbesondere bei lang gewachsenen Menschen für eine gewisse Enge.
Top: Das Raumgefühl ist mit einer hohen Kopffreiheit fast schon optimal gelungen. Auch in der zweiten Sitzreihe. Hier stehen die Füße aufgrund des im Unterboden verbauten Akkus aber recht hoch. Speziell für Menschen mit langen Beinen ergibt sich deswegen eine vorwiegend bei langen Fahrten unbequeme Sitzposition. Größer als 1,85 Meter sollte man nicht sein, wenn man regelmäßig im Fond des Subaru Solterra Platz nehmen muss. Eine beeindruckende Sicht in den freien Himmel ist in der von uns getesteten Ausstattungslinie Platinum plus über ein Panorama-Glasdach mit elektrisch verstellbarer Sonnenschutzblende gewährleistet.
Viele praktische Extras
Die Gänge werden im Subaru Solterra über einen großen Drehknopf an der glänzenden und für Fingerabdrücke anfälligen Mittelkonsole eingelegt. Für einen Gangwechsel ist es notwendig, diesen Knopf auch nach unten zu drücken. Weitere Knöpfe erlauben es etwa, die Hold-Funktion zu aktivieren (Fahrzeug rollt nicht, wenn man den Fuß vom Gaspedal nimmt) oder die Fahrmodi zu wechseln. Hinter dem Lenkrad, das in 1- und 5-km/h-Schritten auch die Steuerung der adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage erlaubt, sind Schaltwippen nutzbar. Sie machen es möglich, in Windeseile vierstufig die persönlich favorisierte Stärke der Rekuperation zur Energierückgewinnung beim Segeln des Elektroautos einzustellen.
USB-Anschlüsse sind ausreichend vorhanden. Vorn sind derer drei Anschlüsse nutzbar (1 x USB-A, 2 x USB-C), in der zweiten Sitzreihe zwei USB-C-Ports. Verzichten muss man aber auf ein Handschuhfach. Stattdessen steht unter der Mittelkonsole ein Ablagefach zur Nutzung bereit. Wiederum extrem nützlich: der wahlweise auch digital verwendbare Rückspiegel. Er zeigt dann unter Zuhilfenahme einer Heckkamera ein Livebild der Geschehnisse hinter dem Fahrzeug an. Für das Auge ist das unter Umständen etwas gewöhnungsbedürftig, aber hinsichtlich der besseren Übersichtlichkeit ein extrem wertvolles Extra – ab dem Basismodell übrigens ein Teil der Serienausstattung.
Übersichtliches Zentral-Display, großartiges Soundsystem
Stolze 12,3 Zoll diagonale Abmessung bietet das horizontal ausgerichtete Infotainment-Display. Es ist Schaltzentrale für Navigationssystem, Digitalradio und kabellos nutzbares Android Auto respektive Apple CarPlay. Die Bedienung ist intuitiv möglich, weil Subaru erfreulicherweise auf zu tiefe Verschachtelungen in der Menüstruktur verzichtet.
Ab der Ausstattungsvariante Platinum können sich Käufer nicht nur auf eine Qi-Ladestation für das drahtlose Aufladen ihres Smartphones freuen, sondern auch auf ein Audiosystem von Harman/Kardon. Es bietet neben zehn statt im Basismodell nur sechs verbauten Lautsprechern auch einen Subwoofer und einen 8-Kanal-Verstärker. Die Tonqualität ist ein wahrer Genuss und bereitet nicht nur auf langen Fahrten viel Freude. Praktisch: Wer Radio hört, kann das Programm bei Bedarf sogar zurückspulen.
Navigationssystem mit Schwächen
Das integrierte Navigationssystem ist übersichtlich und reagiert schnell auf sämtliche Eingaben, ist aber hinsichtlich der anzeigbaren Ladestationen nicht auf dem neuesten Stand. Zahlreiche auch schon länger verfügbare Ladepunkte waren im Navi des Subaru Solterra nicht vermerkt. Wiederum nicht verfügbare Ladestationen wurden im Test auch dann angezeigt, wenn man in den Einstellungen auswählt, dass nur verfügbare Ladesäulen anzuzeigen sind. Erstaunlich auch, dass in den Einstellungen keine Möglichkeit zu finden ist, auf der Langstrecke unausweichliche Ladestopps zu berücksichtigen. Vielleicht bessert Subaru hier zu einem späteren Zeitpunkt per Software-Update nach. Wünschenswert wäre es.
Der Platz im Kofferraum mit elektrischer Klappe ist ordentlich. Subaru gibt ein Ladevolumen von 441 Litern an. Im Test war es problemlos möglich, fünf Getränkekisten zu transportieren. Das im Lieferumfang inkludierte Mode2-Ladekabel mit Schukostecker lässt sich platzsparend im passenden Fach des Kofferraumunterbodens verstauen. Ausreichend Platz für ein optional erhältliches Mode 3 Ladekabel für den Einsatz an AC-Ladesäulen oder Wallboxen ist ebenfalls vorhanden. Stauraum in einem Frunk unter der Motorhaube gibt es im Solterra aber nicht.
Niedriger Verbrauch abseits der Autobahn
Überrascht hat uns der Subaru Solterra im Verbrauchs-Check. Im Stadtverkehr steht nach Abschluss unseres Tests trotz des recht hohen Leergewichts von rund zwei Tonnen ein durchschnittlicher Verbrauch von 16,8 kWh pro 100 Kilometer zu Buche. Das ist etwas mehr als beim Nissan Ariya (Test), aber spürbar weniger als beispielsweise beim Volkswagen ID.4 Pro (Test).
Im Regionalverkehr haben wir auf der Landstraße einen Verbrauch von durchschnittlich 18,1 kWh pro 100 Kilometer gemessen. Geht es auf die Autobahn, steigt der Verbrauch deutlich an. Unter weitgehender Einhaltung der Richtgeschwindigkeit sind wir mit eingeschalteter Klimatisierung auf einen durchschnittlichen Strombedarf von 21,3 kWh pro 100 Kilometer gekommen.
Sparsamer ist hier der Citroën e-C4 Electric (Test) unterwegs, Volvo C40 Pure Electric (Test) und Volvo XC40 Recharge Pure Electric (Test) verbrauchen deutlich mehr.
Ladegeschwindigkeit: Mehr AC-Leistung wäre wünschenswert
Enttäuschend: Eine Wiederaufladung an einer AC-Ladesäule oder an einer Wallbox ist maximal mit 7,4 kW möglich. Hier sollte sich Subaru ein Vorbild an Renault nehmen, das den Renault Megane E-Tech (Test) serienmäßig mit 22 kW aufladen lässt. Das ist insbesondere dann ein Vorteil, wenn mal keine Schnellladesäule verfügbar ist.
Steuert man mit dem Subaru Solterra einen öffentlichen HPC-Charger an, ist in der Spitze unter optimalen Bedingungen eine Ladeleistung von 150 kW möglich. Wir haben im Test aber selbst nach einer vorherigen Autobahnfahrt maximal 111 kW gemessen. Bei Bedarf ist es möglich, während eines Ladevorgangs den Modus „Mein Raum“ zu aktivieren. Der Motor bleibt dann zwar ausgeschaltet, Klimatisierung und Infotainment-Display sind aber inklusive Radio weiter nutzbar.
- HPC-Ladung 1 bei 22 Grad Celsius Außentemperatur: 50 bis 90 Prozent in 31 Minuten; auf 100 Prozent in 55 Minuten. Maximale Ladeleistung: 70 kW
- HPC-Ladung 2 bei 25 Grad Celsius Außentemperatur: 4 bis 80 Prozent in 38 Minuten. Maximale Ladeleistung: 111 kW
- HPC-Ladung 3 bei 25 Grad Celsius Außentemperatur: 51 bis 80 Prozent in 20 Minuten; auf 90 Prozent in 32 Minuten. Maximale Ladeleistung: 83 kW
Die WLTP-Reichweite liegt nach Herstellerangaben bei der von uns getesteten Fahrzeugausstattung bei 416 Kilometern. Das Basismodell schafft 50 Kilometer mehr. Auf der Autobahn haben wir im Fahrmodus „Normal“ mit eingeschalteter Klimaanlage wegen der dann niedrigeren Rekuperation aber nur eine Strecke von rund 275 Kilometern geschafft. Auch in dieser Disziplin haben wir uns vom Allradler aus Japan mehr erhofft.
Was kostet der Subaru Solterra?
Angeboten wird der Subaru Solterra mit acht Jahren Garantie bis zu einer Laufleistung von 160.000 Kilometern und ausschließlich in der von uns getesteten Variante mit Allradantrieb und 160 kW (218 PS) Systemleistung.
Bei der Ausstattung kannst du zwischen den Paketen Comfort, Platinum und Platinum plus wählen. Während das Basismodell zu Preisen ab 58.490 Euro zur Verfügung steht, musst du für das Platinum-Modell, das neben dem besseren Audiosystem zum Beispiel auch eine LED-Ambientebeleuchtung und 20 Zoll große Leichtmetallfelgen sowie eine Sitzheizung bietet, mindestens 60.990 Euro auf den Tisch legen. Für die Ausführung Platinum plus mit Glas-Panoramadach sind mindestens 61.990 Euro zu bezahlen.
Metallic-, Perleffekt- und Zwei-Farb-Lackierungen kosten bis zu 990 Euro Aufpreis. In Summe stehen sieben Lackierungen zur Wahl. Stoffpolster sind im Basismodell Teil der Serienausstattung, die beiden Platinum-Modelle sind vorne und hinten mit Sitzen inklusive Ledernachbildung ausgestattet.
Fazit zum Subaru Solterra: Es wäre mehr möglich
Mit dem Subaru Solterra ist ein weiteres Elektroauto im Crossover-Segment erhältlich, das insbesondere durch seinen niedrigen Verbrauch im Stadt- und Regionalverkehr punkten kann. Auch eine serienmäßige Wärmepumpe, der recht große Kofferraum und der geräumige Innenraum wissen zu überzeugen; sofern man als Fahrer oder Beifahrer nicht zu groß ist. Dass zwei Fahrmodi für besonders tückische Untergründe wie Tiefschnee und Schlamm nutzbar sind, wird hauptsächlich Alpinisten oder Förster freuen. Die Bodenfreiheit von 210 Millimetern ebenso.
Gar nicht zeitgemäß ist das langsame AC-Laden mit maximal 7,4 kW. Das würde man allenfalls bei billigsten Stromern der Einsteigerklasse vermuten, aber keinesfalls bei einem mindestens knapp 60.000 Euro teuren Elektroauto. Auch bei der Langstrecken-Reichweite lässt der Subaru Solterra leider viel sich bietendes Potenzial ungenutzt. Dafür ist das fein abgestimmte Soundsystem in allen Situationen ein echter Genuss für die Ohren und der niedrige Verbrauch im Stadt- und Regionalverkehr ein echter Pluspunkt für Pendler. Agiles Fahren ist jederzeit möglich, Sicherheit über diverse Assistenzsysteme gewährleistet.
Gefallen hätte uns in so mancher Situation ein Heckscheibenwischer. Den gibt es nämlich leider nicht, obwohl Feuchtigkeit auf der Heckscheibe selbst bei höheren Geschwindigkeiten nur langsam durch den Fahrtwind abtrocknet. An dieser und anderer Stelle muss man aber nicht nur Subaru, sondern auch Kooperationspartner Toyota die Frage stellen, was bei der Entwicklung nicht ganz optimal gelaufen ist. An der in Summe hochwertigen Verarbeitung des Subaru Solterra gibt es aber keine Zweifel.
Vorteile Subaru Solterra
- niedriger Verbrauch im Stadt und Regionalverkehr
- Rekuperationsstufen über Schaltwippen hinter dem Lenkrad einstellbar
- geräumiger Innenraum
- Elektrische Heckklappe
- umfangreiche Assistenzsysteme inklusive Notbremssystem
Nachteile Subaru Solterra
- niedrige AC-Ladeleistung
- enttäuschende Langstrecken-Reichweite
- fehlender Heckscheibenwischer
- kein Handschuhfach
Hinweis: Der Subaru Solterra wurde unserer Redaktion von Subaru Deutschland für die Dauer von zwei Wochen kostenlos für diesen Test zur Verfügung gestellt.