Nach fünfzehn Jahren ist es endlich so weit: Die legendäre STALKER-Reihe hat eine Fortsetzung bekommen. Dabei handelt es sich um STALKER 2: Heart of Chernobyl. Nach so langer Zeit hatten Fans hohe Erwartungen an das Spiel, dessen Entwicklung alles andere als einfach war. Doch trotz des Krieges und anderen Schwierigkeiten schaffte es das ukrainische Studio GSC Game World, das Spiel am 20. November zu veröffentlichen. Ich habe für dich einen Blick ins Spiel geworfen.
Story: Eine tolle Story mit kleinen Schwächen
STALKER 2 hat es direkt geschafft, mich zu packen. Als großer Fallout-Fan gefällt mir das Setting des Spiels sehr gut und auch die alten STALKER-Spiele habe ich in der Vergangenheit zumindest mal angespielt. Die Story schafft es, die Atmosphäre im Inneren der Zone gut herüberzubringen. Die Handlung gewinnt schnell an Tiefe und der Konflikt zwischen verschiedenen Fraktionen ist gut durchdacht.
Dennoch mangelt es jedoch an manchen Stellen. So wirken beispielsweise manche Charaktere recht flach und es ist schwer, sich direkt in die Story einzufühlen. Ein Faktor, der dazu beiträgt, ist auch die fehlende Motivation des Protagonisten. Während der ersten Stunden des Spiels ist mir nicht klar gewesen, warum ich gewisse Dinge tue und warum sie dem Protagonisten wichtig sind. Dementsprechend trieb mich eher meine eigene Neugier im Spiel voran. Das mag für manche kein Problem sein, doch ich mag es, meinen Protagonisten besser zu verstehen.
Beam me up, Vladimir!
Ein ulkiges Detail des Spiels, das ich nicht unerwähnt lassen möchte, ist die Vertonung. Ich spiele das Spiel auf Englisch und direkt fiel mir dabei etwas Witziges auf. Und zwar, dass jeder zweite Stalker scheinbar aus Schottland stammt. Das Spiel präsentiert mir einen Mann mit einem dicken schottischen Akzent und will mir diesen Mann als einen Banditen namens Vladimir verkaufen. Es ist ein kleines Detail, das einen großen Einfluss hat. Denn es nimmt mir einen Teil meiner Immersion.
STALKER 2 hat versucht, sich vom stereotypischen Akzent zu verabschieden. Das ist zwar gelungen, doch der resultierende Mischmasch aus britischen und amerikanischen Akzenten ist im besten Fall verwirrend, manchmal gar völlig abstrus.
Gameplay: Selbst ist der Mann!
Das Gameplay von STALKER 2 unterscheidet sich kaum von anderen Shooter-Survival Games des Genres. Es gibt eine große Auswahl an verschiedenen Rüstungen und Waffen, generell gibt es so viele verschiedene Gegenstände, dass ich nichts vermisse. Insgesamt macht das Gameplay Spaß und beim Spielen ist mir nichts negativ aufgefallen.
Balancing und Schwierigkeit
Es gibt jedoch auch hier ein paar kleine Anmerkungen. So zum Beispiel die fehlende Steigerung der Schwierigkeit. Einer der ersten Gegner, denen du im Spiel begegnest, ist bereits aus vergangenen STALKER-Spielen bekannt. Hier war der Gegner jedoch Teil des Endspiels. Zusätzlich gibt dir das Spiel keinerlei Informationen dazu, wie du manche Gegner bekämpfen kannst.
Das ist ein Problem, denn um einen anspruchsvollen Gegner bei normaler Schwierigkeit zu töten, musst du oft mehrere Magazine entleeren. Zu Beginn dachte ich deswegen, ich würde etwas falsch machen, da der Gegner einfach nicht starb. Generell bereitet mir das Balancing an manchen Stellen Probleme. So ist beispielsweise Munition extrem schwer zu finden, während Essen, Trinken und Medizin überall herumliegen.
Spielwelt und Grafik von STALKER 2
Ein persönliches Highlight des Spiels ist in meinen Augen die riesige, offene Spielwelt. Es gibt an jeder Ecke etwas zu erkunden und dank der Anomalien fühlt sich die Welt tatsächlich lebendig an. Auch an der Grafik habe ich nichts auszusetzen. Das Spiel sieht gut aus und schafft es vor allem auch, eine tolle Atmosphäre aufzubauen. Als Spieler fühlt man sich so direkt in die Spielwelt eingebunden.
Insbesondere die Zwischensequenzen sind hervorragend umgesetzt. Sie sind gut animiert, toll vertont und nehmen den Spieler gekonnt mit. Gerade die Übergänge zwischen Spiel und Zwischensequenz fühlen sich flüssig an und vermitteln nicht den Eindruck, dass man aus dem Spiel gerissen wird.
Performance: Eine große Baustelle
Einer der größten Kritikpunkte am Spiel ist aktuell die Performance. Ich habe das Spiel auf meinem PC mit einem i9-13900K, einer RTX 4090 und 64 GB RAM gespielt. Dennoch habe ich einige Performance-Probleme bemerkt. Diese sind meistens nicht weiter schwerwiegend, fallen jedoch auf. Bei Spielern mit schwächerer Hardware scheint es laut Steam Bewertungen noch öfter zu Problemen zu kommen. Jedes Mal, wenn ich mein Tablet weglege, hängt das Spiel sehr stark.
Immer wieder fallen auch Fehler in der Welt auf. So flackern manche Wände entweder stark, oder der Übergang von Texturen ist klar zu sehen. Insgesamt ist das Spiel sehr dunkel und die Lampe des Protagonisten schafft es kaum, dunkle Räume vernünftig zu beleuchten.
Verbuggte Quests
An manchen Stellen sind auch die Quests noch stark verbuggt. So musste ich beispielsweise dreimal versuchen, mit Squint zu reden, bevor dieser sich mit einer Granate selbst in die Luft gejagt hat. Zum Glück überlebte er seine eigene Granate nach dem dritten Laden des letzten Checkpoints.
Hin und wieder legt sich das Spiel mit seinem Questdesign auch selbst Steine in den Weg. So entdeckte ich beispielsweise eine Höhle schon vor der zugehörigen Quest. Als ich die Höhle dann im Rahmen der Quest nochmals betrat, erschienen plötzlich die Quest-Gegenstände und Feinde. Hier geht auch ein Teil der Immersion verloren.
Fazit zu STALKER 2 Heart of Chernobyl
Insgesamt ist STALKER 2 ein Spiel, das mir viel Spaß bereitet hat. Das große Potenzial des Spiels lässt sich klar erkennen, obwohl es an manchen Stellen noch hakt. Die Entwickler haben die Probleme jedoch bereits erkannt und sich mit der Community in Verbindung gesetzt. Von daher gehe ich davon aus, dass gerade die Performance-Probleme in den nächsten Wochen oder Monaten behoben werden. Das Feedback der Community scheint allgemein sehr ernst genommen zu werden.
Meinerseits ist das Spiel dementsprechend eine klare Kaufempfehlung. Wer über einige Startprobleme hinwegschauen kann, der findet hier eine tolle Fortsetzung der STALKER-Reihe, die eine spannende Story und eine grandiose Spielwelt bietet. Das Spiel kostet aktuell 60 Euro. Diesen Preis kann ich angesichts des Umfangs des Spiels, seiner Qualität und der Entwicklungsschwierigkeiten rechtfertigen.
Pros von STALKER 2
- Spannende Story
- Grandiose Atmosphäre
- Große, detaillierte Spielwelt
Cons von STALKER 2
- Performance-Probleme
- Balancing-Probleme
- Mangelnde Leitung