Wenn Sony neue Kopfhörer vorstellt, hört die gesamte Audio-Welt zu. Kein Wunder, sind die Japaner schon seit Jahrzehnten im Musik-Geschäft und wissen, wie man Sound für die Massen liefert. Im Juli 2023 hat der Weltkonzern die In-Ear-Kopfhörer Sony WF-1000XM5 vorgestellt. Und einmal mehr sollen sie allem bisher Dagewesenen die Krone aufsetzen. Ob’s klappt?
Sony WF-1000XM5: Passform und Bedienung
Bei In-Ear-Kopfhörern geht nichts über die perfekte Passform. Denn: Sitzen die Ohrstöpsel nicht richtig im Gehörgang, leidet sowohl die Soundqualität als auch die Geräuschunterdrückung. Den Sony WF-1000XM5 liegen deshalb vier unterschiedlich große Ohrpolster aus Memory-Schaum bei. Sony ist sich sicher: „Das ergonomische Kopfhörer-Design mit einer Form, die perfekt an den menschlichen Gehörgang angepasst ist, gewährleistet einen sicheren und stabilen Halt.“ Und ja, hat man die passenden Stopfen gefunden, sitzen die Kopfhörer federleicht und ziemlich bequem im Ohr. Und, das dürfte alle Menschen mit kleinen Ohren freuen: Sony legt ein paar Ohrpolster in der XS-Größe „Superklein“ bei.
Dennoch empfehlen wir an dieser Stelle, wie auch schon im Test des Vorgängers, ein paar Ohrpolster aus Silikon auszuprobieren, sollten die aus Memory-Schaumstoff nicht so richtig passen. Hinzu kommt, dass das Silikon etwas besser abdichtet und so weniger Störgeräusche durchdringen und auch der Klang eine Winzigkeit besser wird. Aber: Jedes Ohr ist anders. Probieren geht über Studieren.
Die Bedienung ist – wie bei In-Ear-Kopfhörern von Sony üblich – großartig. Musik pausieren, Lieder überspringen, Anrufe annehmen, das ANC ausschalten: All diese Funktionen lassen sich per Touchbefehl ausführen. Auch die Lautstärke lässt sich per Fingertipp regulieren, was nicht immer der Fall bei teuren Kopfhörern ist. Die Bowers & Wilkins Pi7 S2 etwa enttäuschten uns im Test diesbezüglich.
Klang und ANC der Sony WF-1000XM5
Als die Japaner die Sony WF-1000XM5 präsentiert haben, versprach man ein „Hörerlebnis von höchster Qualität“. Musikfans sollen mit dem Kopfhörer das Gefühl haben, direkt im Tonstudio dabei zu sein und komplett in den Sound einzutauchen. Ein bisschen übertrieben, zugegeben. Aber ganz Unrecht haben die Ingenieure von Sony nicht. Der Klang ist kolossal! Das bedeutet: angenehm, warm und zugleich harmonisch und natürlich. Klangliche Details lassen sich deutlich voneinander trennen, Instrumente sind auf der recht breiten Bühne gut zu orten. Für Sony etwas untypisch: In der Grundabstimmung fehlt dem Bass ein wenig der Druck. Doch der lässt sich über die Sony Headphones-App zurückholen.
→ Genialer Trick: So wird der Klang deiner Kopfhörer deutlich besser
Und wer nicht weiß, an welchen Reglern er für ein optimales Ergebnis herumschieben soll, für den hat Sony in der App einen Equalizer-Test eingebaut. Während ein Song läuft, kann man zwischen verschiedenen Optionen wählen und die beibehalten, bei der das Lied für einen persönlich am besten klingt. Diese Funktion befindet sich laut Sony noch in einer Beta-Phase, funktioniert aber dennoch überraschend gut.
Sony weiß, wie man in massentauglichen Kopfhörern eine gute Geräuschunterdrückung einbaut. Und die Sony WF-1000XM5 sollen „neue Maßstäbe für Noise Cancelling und immersiven Klang“ setzen. Offenbar ist der Walkman-Erfinder ziemlich stolz darauf, die Zen-Funktion auf ein neues Niveau gehievt zu haben. Gegenüber den Vorgängern ist auch ein Unterschied hörbar – respektive eben nicht hörbar. Das ANC der WF-1000XM5 ist also wirklich gut. Im direkten Vergleich mit unserem bisherigen ANC-König kommen sie hinsichtlich der Effektivität aber nicht an den Bose QuietComfort Earbuds II vorbei. Wenn jedoch keine Musik läuft, sind die Sony WF-1000XM5 im Vorteil. Denn sie produzieren kein hörbares Rauschen, wie es die Kopfhörer von Bose tun.
Und beim Telefonieren?
Auch wenn es ums Telefonieren geht, wirft Sony mit Superlativen um sich. Die neuen Sony-Kopfhörer haben demnach „die beste Gesprächsqualität, die Sony je ermöglicht hat.“ Und in der Tat: Die Kombination von Richtmikrofonen, Knochenschallsensoren und einem KI-Algorithmus zur Rauschunterdrückung macht Telefonate zu einem Genuss. Die Sprachverständlichkeit ist unfassbar gut. Der Gesprächspartner gegenüber hörte weder die Windgeräusche eines Ventilators noch vorbeifahrende Autos. Die eigene Stimme dagegen kam ziemlich direkt beim Gegenüber an.
Akkulaufzeit und Case der Kopfhörer
Bei der Akkukapazität hat sich im Vergleich zum Vorgänger nichts getan. Dennoch sind die Werte beachtlich, erst recht, wenn man bedenkt, dass sich Größe und Gewicht deutlich verringert haben. Die volle Ladezeit beträgt circa 1,5 Stunden und kann auch induktiv, also kabellos erfolgen. Auch eine Schnellladefunktion ist vorhanden. Hieraus ergeben sich acht bis zwölf Stunden Laufzeit (ANC an/aus) beziehungsweise sechs bis sieben Stunden Gesprächszeit. Das Lade-Case fügt nochmals bis zu 16 Stunden Kapazität hinzu. Mit diesem Wert sind die Sony WF-1000XM5 für den täglichen Gebrauch, den Büroeinsatz sowie für längere Reisen in Bahn und Flugzeit bestens gerüstet. Geht dem Akku die Luft aus, wird man in mehrfacher Hinsicht rechtzeitig benachrichtigt.
Sony spricht bei den WF-1000XM5 von einer ununterbrochenen Musikwiedergabe von bis zu 8 Stunden – und das mit eingeschaltetem ANC. Lässt man die Geräuschunterdrückung aus, sind sogar bis zu 12 Stunden drin. Auch wenn diese Zahlen beeindrucken: Niemand dürfte In-Ear-Kopfhörer wohl derart lang in seinen Lauschern lassen. Und legt man sie nur für 3 Minuten ins Case zurück, lässt sich anschließend Nirvanas ganzes Nevermind-Album hören.
→ Die richtigen In-Ear-Kopfhörer finden: Diese 5 Dinge solltest du vor dem Kauf beachten
Nach 1,5 Stunden im Case sind die Kopfhörer komplett aufgeladen. Und wenn auch der Akku des Transportbehälters leer ist, muss man sich 2 Stunden gedulden, ehe es weitergehen kann. Der lässt sich aber auch aufladen, während die Ohrstöpsel ihren Dienst außerhalb verrichten. Und das, wenn man kann und möchte, auch kabellos via Qi.
Und wo wir gerade beim Case sind: Sony beseitigt bei dem WF-1000XM5 zwei Kritikpunkte, die man bei dem Vorgängermodell festgestellt hat. So ist nicht nur der neue Kopfhörer 25 Prozent kleiner und 20 Prozent leichter als die XM4. Auch das Case ist weitaus weniger pummelig. Hinzu kommt, dass die Verarbeitung besser geworden ist und die Klappe nicht mehr so wackelig in den Angeln hängt.
Unterschiede zum Vorgänger: Was macht Sony besser?
Kleiner und leichter – Kopfhörer und Case – das erwähnten wir bereits. Doch das ist nicht alles. Bei den Kopfhörern hat Sony den matten Kunststoff teilweise auf Hochglanz poliert. Vom Design einmal abgesehen: Durch die kleine Bauform und die rutschigen, glatten Oberflächen lassen sich die Kopfhörer um einiges schwerer aus dem Case hervorholen als es beim Vorgänger der Fall ist. Tipp: Nicht mit Daumen und Zeigefinger zupacken und herausziehen, sondern die Ohrstöpsel erst mit dem Daumen von der Mitte nach außen schieben und dann erst zugreifen.
Gegenüber den WF-1000XM4 hat Sony die Akkulaufzeit bei den XM5 zwar nicht verbessert, aber beibehalten. Das ist deshalb beachtlich, da das neue Modell deutlich kompakter und leichter ist. Zudem haben die Japaner die Treiber überarbeitet, was sich in einem besseren Sound niederschlägt. Auch das ANC ist ein stückweit effektiver. Der neue Kopfhörer ist also in jeder Kategorie einen Deut besser. Ob das einen Preisaufschlag rechtfertigt? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Verlangte Sony für die WF-1000XM4 zum Marktstart 279 Euro, kosten die Sony WF-1000XM5 rund 320 Euro. Doch der Preis fällt bereits. So bekommt man Sonys aktuelles Flaggschiff derzeit für rund 300 Euro. Dennoch gibt es die Vorgänger aktuell für rund 180 Euro.
Sony WF-1000XM5 im Test: Das Fazit
Sony zeigt mit dem WF-1000XM5, was man im Bereich von In-Ear-Kopfhörern heute leisten kann. Und das ist so einiges. Der Klang der Kopfhörer ist grandios und lässt sich dem individuellen Gehör auch per Equalizer in der App ziemlich gut anpassen. Das ANC ist gegenüber dem Vorgänger besser geworden. Für den Titel „Bestes ANC“ reicht es aber nicht ganz. Dafür gibt es kein Grundrauschen, wenn man die Geräuschunterdrückung einschaltet.
Zudem ist die Akkulaufzeit beachtlich. Auch deshalb, weil Sony sich einen der größten Kritikpunkte des Vorgänger-Modells zu Herzen genommen und sowohl die Kopfhörer als auch das Case deutlich schlanker und leichter gemacht hat. All das hat aber seinen Preis. Rund 300 Euro muss man ausgeben, um in den Genuss der Sony WF-1000XM5 zu kommen. Den wohl größten Konkurrenten gibt es für etwa 100 Euro weniger.
Pro
- Kolossaler Klang
- Sehr starkes ANC
- Hervorragende Passform
- Schön klein und leicht
- Lange Akkulaufzeit
Contra
- Teurer als Vorgänger
- Mit IPX4 nur vor „Spritzwasser“ geschützt