Sonos Ace im Test: Premium-Kopfhörer reift noch beim Kunden

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Sonos war bisher vor allem eines: Ein Multiroom-Lautsprecher-Hersteller. Seit Jahren aber fordern die Nutzer auch einen Kopfhörer von Sonos. Mit Sonos Ace ist dieser nun da. Wie gut ist er? Erfüllt er die Erwartungen? Wir haben Sonos Ace getestet.
Sonos Ace im Test

Sonos Ace im Test

Um eines vorwegzunehmen: Der Sonos Ace ist vor allem ein Kopfhörer, wie jeder andere Bluetooth-Kopfhörer von Teufel, Bose oder anderen Herstellern. Denn die Integration ins Sonos-System wirkt eher halbherzig. Statt eines weiteren Raumes in deinem Sonos-System, wie du ihn beispielsweise mit den mobilen Lautsprechern Sonos Roam oder Sonos Move anlegen kannst, ist der Sonos Ace nur ein „Anhängsel“ deiner Soundbar Sonos Arc. Du kannst ihn innerhalb deines Sonos-Systems nur nutzen, um den TV-Sound deiner Arc abzuschalten und ihn auf dem Ace-Kopfhörer weiterzuhören. Willst du zu Hause Musik hören, benötigst du einen Zuspieler per Bluetooth oder USB-C-Kabel (Adapter für USB-C und Klinke auf USB-C liegen bei). Das dürften sich die meisten Sonos-Fans anders gewünscht haben – vor allem bei einem Listenpreis von 499 Euro. Technisch war es aber wohl vor allem mit Blick auf die Akkulaufzeit nicht anders möglich, einen Kopfhörer fürs Sonos-System auf den Markt zu bringen.

Der erste Eindruck: Tragegefühl und Case

Doch beginnen wir beim ersten Eindruck. Wie bei Sonos inzwischen üblich, kommt der neue Kopfhörer in einer komplett plastikfreien Verpackung. Selbst das mitgelieferte Transport-Case scheint aus nachhaltigen Rohstoffen. Ob es allerdings lange optisch schön bleibt, wenn es immer wieder in Rucksäcken abtaucht und an andere Gegenstände aneckt, darf bezweifelt werden. Auch der Reißverschluss des Case dürfte nach unserer Einschätzung eine überschaubare Halbwertszeit haben. In unserem Test hakt er nach grob zweiwöchiger Nutzung schon.

Im Case selbst findest du neben dem Over-Ear-Kopfhörer auch ein kleines magnetisch haltendes Etui für das USB-C-Lade- und Klinkenkabel. Optisch wirkt das Etui wie ein Transportschutz – also Achtung beim Auspacken. Sowohl optisch als auch haptisch wissen die Sonos Ace zu gefallen – wenngleich sie sehr an die Apple Airpod Max erinnern.

Der Sonos Ace in seinem Transport-Case mit Kabel-Etui

Die Verarbeitung wirkt hochwertig, das Tragegefühl ist angenehm. Der Kopfhörerbügel ist mit weichem Kunstleder gepolstert, die Größe lässt sich stufenlos anpassen. Auch die Ohrpolster sind mit Lederpolstern ausgestattet und halten magnetisch. Du kannst sie austauschen – etwa wenn sie verschlissen sind oder du dir den Kopfhörer mit jemandem teilst und aus hygienischen Gründen eigene Ohrpolster möchtest. Allerdings: Mit 49 Euro sind die Ersatz-Polster bei Sonos auch nicht gerade günstig.

Zurück zum Tragegefühl: In unserem Fall liegen die Kopfhörer mit einem perfekten Anpressdruck auf den Ohren. Für Brillenträger wichtig: Die Polster drücken nicht auf die Brillenbügel. Beim dauerhaften Tragen kann man so fast vergessen, dass man sie aufhat und damit 312 Gramm mehr auf dem Kopf hat. Gleichzeitig sitzen sie so fest, dass man auch beim Sprint zur U-Bahn keine Angst haben muss, sie vom Bürgersteig aufheben zu müssen. Als Sportkopfhörer würden wir sie aber nicht empfehlen – alleine schon, weil ihnen eine IP-Zertifizierung fehlt und sie dafür dann doch zu locker sitzen.

Sonos Ace: Einfache Bedienung, gute Reichweite

Betrachten wir Sonos Ace zunächst einmal nur als normalen Over-Ear-ANC-Kopfhörer. Du verbindest ihn wie jeden anderen Kopfhörer per Bluetooth 5.4 (aptX HD wird unterstützt) oder Kabel. Einstellungen machst du über die Sonos App auf deinem Smartphone oder Tablet. Hier kannst du initial einstellen, dass sich Sonos Ace mit zwei Geräten gleichzeitig verbinden kann (Musik vom PC hören bei automatischem Umschalten aufs Handy, wenn ein Anruf reinkommt.) Positiv ist die Reichweite. In unserem Homeoffice-Setup spielt Sonos Ace noch Musik in höchster Klangqualität an Orten in der Wohnung ab, wo andere Kopfhörer in der Vergangenheit mit dem gleichen Abspielgerät bereits einen Verbindungsabbruch signalisiert haben.

Auch weitere Einstellungen sind hier möglich. So kannst du eine automatische Trageerkennung einstellen, bei der die Musik automatisch pausiert, wenn du den Kopfhörer absetzt. Zumindest das erneute Starten der Musik funktionierte im Test aber nicht immer. Schade: Setzt du den Kopfhörer dauerhaft ab, schaltet er sich nicht ab, sondern geht nur in einen Ruhemodus.

Durchdachtes Bedienkonzept mit wenigen Knöpfen

Über die Knöpfe am Kopfhörer kannst du die ANC-Modi einstellen. Eine Multi-Funktionstaste erlaubt es dir, lauter und leiser einzustellen, aber auch Musik zu pausieren und Titel zu skippen. Das zu lernen bedarf etwas Übung, hat man es aber verinnerlicht, wie die Bedienung funktioniert, klappt sie sehr gut. Auch der TV-Sound der ARC lässt sich so per Knopfdruck auf den Kopfhörer „swappen“.

Akku: Kopfhörer binnen drei Minuten wieder nutzbar

Interessant sind Modi wie das Head-Tracking. Hier merkt sich der Kopfhörer die Position bei der Aktivierung und zentriert den Sound anschließend. So kommt beispielsweise dein Videokonferenz-Partner stimmlich immer aus Richtung Monitor, auch wenn du den Kopf drehst. Das gilt auch für den TV Swap sowie für Musik. Beim Abspielen von Musik empfanden wir diese Funktion aber als eher störend, insbesondere wenn wir uns bewegten, statt auf der Couch den Klängen zu lauschen. Hinzu kommt, dass der Modus die Akkulaufzeit auf ein Drittel des Möglichen reduziert.

Regulär hält der Akku laut Hersteller 30 Stunden durch. Das erwies sich im Test als realistisch. Ebenfalls realistisch: Binnen drei Minuten ist dein Akku wieder so weit aufgeladen, dass du ihn drei Stunden nutzen kannst. Praktisch, wenn der Akku des Kopfhörers kurz vor einer Reise oder Videokonferenz mal wieder leer ist. Das vollständige Aufladen dauert allerdings vergleichsweise lange.

Der Sound: Räumlicher, dynamischer Klang auch ohne 3D-Audio

Worauf es bei einem Kopfhörer am Ende wirklich ankommt, das ist der Klang. Und der ist bemerkenswert. Egal, ob es der Spotify-Standard-Stream vom PC oder aber die verlustfreie Übertragung per Kabel oder aptX HD eines Ultra HD-Streams von Amazon ist: Es passt einfach. Die Standardeinstellungen des Sonos Ace liefern dir dynamischen, leicht basslastigen Sound, der gefällt. Je besser das Ausgangssignal, desto räumlicher wirkt der Sound, selbst wenn er eigentlich gar nicht räumlich daher kommt. Der Klang ist glasklar und differenziert verschiedene Akzente, die die Künstler gesetzt haben, hervorragend. Natürlich sind die Sonos Ace keine Studiokopfhörer und audiophile Menschen haben sicher etwas an dem Klang aussetzen. Für die breite Masse der Nutzer dürfte der Klang aber besser und dynamischer sein als bei allen bisher genutzten Kopfhörern.

Acht eingebaute Mikrofone sorgen einerseits für ein gutes Noice-Cancelling, ermöglichen dir aber auch angenehme Videotelefonate oder eben normale Telefongespräche. Bei Telefonaten berichteten unsere Gesprächspartner, dass Hintergrundgeräusche nicht wahrnehmbar waren. Dabei war es egal, ob wir uns in einem geschlossenen Raum befanden oder auf einem Balkon mit Stadt-Hintergrundgeräuschen saßen.

ANC nicht perfekt, aber gut

Wesentlich ist auch die ANC-Funktion eines Kopfhörers, wenn dieser mit der Geräuschunterdrückung wirbt und auch noch 500 Euro kostet. Auch hier kommen die acht Mikrofone zum Einsatz. Sie schaffen es zwar, wie üblich, nicht, restlos alle Umgebungsgeräusche wegzufiltern, aber doch einen sehr wesentlichen Anteil. Leichter Wind ist kein Problem für die Kopfhörer, wenn aber der Wind etwas stärker ist und dich auch noch frontal trifft, hat Sonos Ace das gleiche Problem wie andere Kopfhörer mit einer ANC-Funktion: Der Klang wird schlimm. Bist du aber in der Bahn oder gehst durch die Stadt, schafft er der Sonos-Kopfhörer, dich soundtechnisch in eine andere Welt zu versetzen. Doch wenn die S-Bahn mal besonders laut ist oder Geräusche ungewöhnliche Frequenzen haben, ist auch Sonos Ace mit dem Unterdrücken am Ende. Das gilt auch, wenn du leise Musik an einer Straße hörst. Hörst du aber Rock satt Klassik, so kann dir der Straßenlärm egal sein.

Solltest du zu denjenigen gehören, die es nicht schaffen, bei einem Gespräch mit jemandem die Kopfhörer abzusetzen, kannst du per Knopfdruck auch den sogenannten Aware-Modus aktivieren. Hier werden deine Umgebungsgeräusche verstärkt, sodass du deinen Gesprächspartner verstehen kannst. Allerdings wirkt das Signal oft verrauscht und unangenehm. Hier ist noch Luft nach oben.

Sonos Ace als TV-Kopfhörer

Eine Besonderheit dieses Kopfhörers von Sonos ist sicherlich die Integration ins Sonos-System. Auch wenn diese aktuell nur für Nutzer der Sonos Arc existiert und nur den TV Sound betrifft. Mittelfristig sollen weitere Soundbars von Sonos unterstützt werden bis hin zur Beam der ersten Generation. Und: Aktuell musst du ein iPhone zur Hand haben, um den sogenannten TV Swap einrichten zu können. Aus unerfindlichen Gründen ist die entsprechende Funktion in der Android-Version der App nicht eingebaut. Hast du kein iPhone zur Hand, kannst du die Funktion nicht einrichten. Ist sie eingerichtet, kannst du den TV Sound von der Arc durch langes Drücken auf den Multifunktionsschalter auf deine Kopfhörer legen.

Das Ohrpolster ist austauschbar

Sonos hat Anfang Mai wohl aufgrund der neuen Kopfhörer seine App für das Sonos-System komplett auf links gekrempelt. Seitdem gibt es bei vielen Nutzern Probleme mit der App und Funktionen sind verschwunden, die nun nach und nach mit Updates zurückkommen. Berücksichtigt man das, muss man sich doch wundern, dass dann noch nicht einmal die Kopfhörer richtig implementiert sind, wegen der die neue App notwendig wurde. Es wirkt nach Außen, als habe man die Kopfhörer mit Gewalt noch vor dem Sommer auf den Markt bringen wollen, statt zu warten, bis die Programmierer die App rund geschliffen haben. Das zeigt sich auch durch kryptische Zeichen, die bei der Einrichtung des TV Swaps auftauchen. Zu befürchten ist, dass Sonos hier viel verbrannte Erde bei seinen Nutzern hinterlassen hat.

Kinofunktion TrueCinema soll noch kommen

Hast du Sonos Ace aber mit der Sonos Arc gekoppelt, so ergibt sich für dich ein ganz neues Sounderlebnis. Du hast den neuesten Dolby Digital Blockbuster plötzlich sprichwörtlich im Kopf, ohne deine Familie zu belästigen. Das Kind kann auf der Couch schlafen, die Partnerin oder der Partner am Wohnzimmertisch arbeiten, während du dir die neueste Netflix-Serie anschaust. Hier ergibt dann auch die Head-Tracking-Funktion Sinn. Drehst du deinen Kopf nach links, kommt der Sound wie von der Soundbar gewohnt weiterhin aus Richtung des Fernsehers.

Ein anderes Feature soll demnächst ermöglichen, dass dein mit Sonos TruePlay eingemessener Raum auf den Kopfhörer projiziert wird und die Hörwahrnehmung an deinen Raum angepasst: TrueCinema. Das Kinoerlebnis soll so noch besser sein. Aber es zieht sich wie ein roter Faden durch den Launch des Sonos Ace: Auch dieses Feature ist noch nicht fertig.

Auch sonst macht die App von Sonos (nur in Bezug auf den Kopfhörer) unter Android nicht immer die beste Figur. Mitunter dauert es lange, bis die App bemerkt, dass der Kopfhörer angeschaltet ist. Derweil spielt das Handy schon längst Musik aus der Spotify-App ab. Unbedarfte Anwender lässt das ratlos zurück.

Das Fazit: Sonos Ace ist (k)eine Kaufempfehlung

Testsiegel Sonos Ace

Ist der Sonos Ace eine Kaufempfehlung? Es kommt drauf an. Wenn du kein Sonos-System hast, können wir diese Frage recht schnell klären: nein. Hast du ein Sonos-System mit einer Sonos Arc, dann musst du erst einmal bereit sein, 500 Euro für einen Kopfhörer auszugeben. Du bekommst in jedem Fall einen sehr guten Kopfhörer mit einem ordentlichen Klang, bei dem es richtig Spaß macht, Musik zu hören. Bist du viel unterwegs, so wird dir auch die ANC-Funktion viel Freude machen.

Dass du den TV-Sound in einem wohl einmalig guten Klang auf deine Kopfhörer bekommst, ist ein Feature, das zu begeistern weiß. Wem allerdings das Anwendungsszenario dazu fehlt, der sollte sich hinterfragen, ob der Sonos Ace wirklich benötigt oder das Geld lieber in einen anderen Kopfhörer investiert wird.

Trotz der zahlreichen Software-Schwächen, die möglicherweise dem falschen Ehrgeiz eines Managers oder überzogenen Zielvorgaben geschuldet sind, weiß Sonos Ace zu gefallen. Sonos untypisch ist, dass es ein Bananen-Produkt ist – also beim Kunden noch reifen muss. Ist diese Reifung aber erreicht, so hast du sicherlich einen Kopfhörer, mit dem du viel und lange Freude haben wirst. Unser Testsiegel ist in dieser Hinsicht auch mit ein paar Vorschusslorbeeren ausgestattet, die eine schnelle Beseitigung der Software-Bugs der Heimkino-Funktion voraussetzt. Kritikpunkt bleibt der hohe Preis von 499 Euro. Ein Hunderter weniger hätte es auch getan.

Rabatte auf den Sonos Ace bekommst du im freien Handel derzeit nicht. Allerdings gibt es aktuell eine Media Markt-Aktion: Kaufst du dir bis 30. Juni 2024 dort den Sonos Ace, bekommst du nach Ablauf der Widerrufsfrist per E-Mail einen 15 Prozent-Coupon. Er ist 30 Tage gültig und rabattiert deinen nächsten Kauf von Sonos-Produkten.

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