Viel Freude hatten wir bereits im Frühjahr dieses Jahres, als wir den Skoda Enyaq Coupé RS iV im Test auf die Probe stellen konnten. Das Pendant zum Volkswagen ID.5 GTX überzeugte seinerzeit mit einem sehr hohen Fahrkomfort. Jetzt hatten wir die Möglichkeit, den Škoda Enyaq RS iV unter die Lupe zu nehmen; die Fünfsitzer-Alternative zum Volkswagen ID.4 GTX. Und auch dieses E-Auto sorgte im Test für Schwärmerei – nicht nur bei uns.
Skoda Enyaq RS iV im Test: Mamba-Grün ein echter Hingucker
Denn immer, wenn wir den Enyaq RS iV mit seiner auffälligen Lackierung in Mamba-Grün über die Straßen des Münsterlandes fuhren, zogen wir die Blicke von Passanten fast schon magisch auf uns. Klar, die grelle Lackierung, exklusiv verfügbar für die RS-Varianten von Skoda, polarisiert. Aber wer sie mag, zögert oft nicht, den Fahrer auf einem Parkplatz oder an der Ladestation auf das ins Auge stechende E-Auto anzusprechen. Die Lackierung ist schlicht ein Hingucker und unterstreicht die Sportlichkeit des Fahrzeugs ungemein.
Zudem sorgt sie für eine gehörige Portion Individualität. Das gilt auch für den beleuchteten Kühlergrill: das sogenannte „Crystal Face“.
Aus rein technischer Sicht ist der Skoda Enyaq RS iV ein echtes Kraftpaket. Nicht nur wegen seines recht hohen Gewichts von knapp 2,3 Tonnen, sondern auch hinsichtlich 220 kW (299 PS) maximaler Leistung. Die überträgt das Sport-SUV über einen Allradantrieb mit je einem Elektromotor an der Vorder- und Hinterachse sowie über das serienmäßige Sportfahrwerk auf die Straße. On top stehen fünf Fahrmodi zur Auswahl (Eco, Comfort, Normal, Sport und Traction) und bei Bedarf auch die Möglichkeit, einen Fahrmodus nach den persönlichen Vorlieben zu konfigurieren und zu nutzen.
Kein 1-Pedal-Fahren möglich
Die Gänge werden über einen kleinen Schiebeknopf an der Mittelkonsole eingelegt. Für den Vortrieb stehen ein D- und ein B-Modus zur Verfügung. Im D-Modus ist eine Fortbewegung im Skoda Enyaq iV RS mit sportlichen Segelphasen ohne spürbare Rekuperation möglich. Wer sie verstärken möchte, kann dafür verfügbare Schaltwippen hinter dem Lenkrad nutzen. Oder direkt in den B-Modus wechseln. Denn dann erfolgt die Energierückgewinnung automatisch in einer stärkeren Ausprägung. Das Auto verzögert dann umgehend, sobald der Fuß das Gaspedal verlässt. Anders als etwa im Polestar 2 (2024) ist es aber nicht möglich, komfortables 1-Pedal-Fahren zu nutzen. Um zum Stehen zu kommen, ist die Betätigung des Bremspedals unumgänglich.
Auf der Landstraße und auf der Autobahn bietet die adaptive Geschwindigkeitsregelanlage einen enormen Vorteil und Komfortgewinn. Sie ist über einen kleinen Schalthebel hinter dem Lenkrad einstellbar. Dabei lässt sich die programmierte Reisegeschwindigkeit in 1- und 10-km/h-Schritten nach oben und unten anpassen. Einmal eingeschaltet, nutzt der Tempomat auf Wunsch eine vorausschauende Verkehrsführung. Heißt: Nähert sich der Fahrer zum Beispiel auf der Autobahn einem auf 100 km/h begrenzten Streckenabschnitt, verzögert der Skoda Enyaq RS iV automatisch die Geschwindigkeit, um nicht zu schnell in die 100er Zone einzufahren.
Gut gefallen hat uns auch, dass dem Fahrer während der Fahrt bevorstehende Gefahrenstellen – unter anderem scharfe Kurven oder Hinweise auf nahende Kreuzungen – im digitalen Kombiinstrument (5,3 Zoll) hinter dem Lenkrad signalisiert werden. Hier kann der Fahrer natürlich auch weitere Informationen wie Geschwindigkeit und Akkustand ablesen. Das integrierte Navigationssystem, nutzbar über einen 13 Zoll großen kapazitiven Touchscreen, berücksichtigt nicht nur notwendige Ladestopps, sondern zeigt im aktuellen Kartenausschnitt auch übersichtlich die nächsten Ladesäulen in der Umgebung an – maximale Ladegeschwindigkeit inklusive.
Enttäuschend: Maximal 135 kW Ladeleistung an Schnellladesäulen
Apropos Ladegeschwindigkeit. Die ist das vielleicht größte Manko des Skoda Enyaq RS iV. Denn so sportlich-flott sich das SUV mit einer Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h und einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in weniger als sechs Sekunden auf der Straße präsentiert, so lahm fließt an einer Schnellladesäule neue Energie in den Akku. Maximal 135 kW sind möglich, werden an einer Schnellladestation (DC / HPC) zum Teil aber nicht einmal erreicht.
So haben wir bei 11 Grad Celsius Außentemperatur ohne lange vorherige Fahrt an einer 300-kW-Schnellladesäule nur eine maximale Ladegeschwindigkeit von 91 kW gemessen. Das hatte zur Folge, dass für eine Aufladung von 20 auf 80 Prozent der maximal möglichen Akkukapazität weniger sportliche 39 Minuten vergehen mussten. Immerhin: Auch auf den letzten Metern bis 100 Prozent lädt der Skoda Enyaq RS iV noch mit rund 30 kW.
In Summe mussten im Test für die Aufladung von 20 auf 100 Prozent knapp 65 Minuten vergehen. Teil der Wahrheit ist aber auch: Nach einer Autobahnfahrt und einer entsprechenden Vortemperierung des Akkus wurde bei 21 Grad Außentemperatur eine Ladegeschwindigkeit von bis zu 130 kW erreicht. Wie schnell der Enyaq RS also tatsächlich lädt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. An Normalladesäulen (AC) ist eine Wiederaufladung des Akkus mit maximal 11 kW möglich.
Hoher Verbrauch im Stadtverkehr
Detailliert haben wir uns auch dem Verbrauch des Skoda Enyaq RS iV gewidmet. Dabei kam grundsätzlich eine eingeschaltete Klimatisierung und der B-Modus mit aktivierter Rekuperation zum Einsatz. Im Stadtverkehr konnten wir so einen durchschnittlichen Verbrauch von 18,3 kWh pro 100 Kilometer ermitteln. Recht viel, wenn man bedenkt, dass etwa der Hyundai IONIQ 5 (2023) im Test bei einem fast identischen Leergewicht auf einen Verbrauch von nur 14,7 kWh pro 100 Kilometer kommt.
Auf der Landstraße haben wir trotz geringerem Einsatzes der Energierückgewinnung einen nahezu identischen Verbrauch ermittelt. Er lag bei durchschnittlich 19,1 kWh pro 100 Kilometern. Nach oben schnellt der Strombedarf auf der Autobahn. Hier solltest du bei weitgehender Einhaltung der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h mit einem Verbrauch von etwa 22 kWh auf 100 Kilometern rechnen. Ja, das ist spürbar mehr als in der Stadt, aber trotzdem ein recht ordentlicher Wert, den im Test zum Beispiel auch der Nissan Ariya und der Subaru Solterra erreichten. Ebenso der Volkswagen ID.4 Pro.
Und was heißt das mit Blick auf die zu erreichenden Kilometer auf der Langstrecke? Die von Skoda kommunizierte WLTP-Reichweite, die kombiniert bei 524 Kilometern liegen soll, konnten wir auf der Autobahn bei Weitem nicht erreichen. Hier mussten wir schon nach 355 Kilometern eine Ladesäule ansteuern, um den netto 77 kWh großen Akku aufzuladen.
Jahr | 2023 |
Verfügbarkeit | ja |
UVP | 61.050,00 € |
Systemleistung in kW | 220 kW |
Systemleistung in PS | 299 PS |
Reichweite nach WLTP | 512 km |
Ladeleistung (AC) | 11 |
Was kostet der Skoda Enyaq RS iV?
Wenn du dich für den normalen Skoda Enyaq iV entscheiden möchtest, kannst du ihn dir derzeit vor einer staatlichen Subvention in Form des Umweltbonus zu einem Preis ab 44.200 Euro sichern. Die von uns im Test auf die Probe gestellte sportliche RS-Variante steht aktuell zu einem Preis ab 61.050 Euro zur Verfügung. Bei den insgesamt zehn auswählbaren Lackierungen ist nur die Farbe „Energy-Blau“ ohne Aufpreis erhältlich. Alle anderen kosten bis zu 1.030 Euro Aufpreis, das Mamba-Grün unseres Testwagens 410 Euro.
Weitere Aufpreise musst du einkalkulieren, wenn du dich etwa für 21 statt 20 Zoll bei der Bereifung entscheidest (+750 Euro), eine schwarze Lederausstattung im Innenraum der Mikrofaser-Leder-Kombination vorziehst (+690 Euro) oder den Skoda Enyaq RS iV mit einem Panoramaschiebedach (+1.010 Euro) ausstatten möchtest. Für 1.600 Euro Aufpreis steht zudem das Ausstattungspaket Maxx zur Wahl, das unter anderem adaptive Stoßdämpfer, 360-Grad-Umgebungskameras und ein im Alltag praktisches Augmented Reality Head-Up Display beinhaltet. Mit diesen und anderen Extras kannst du den Preis schnell auf 65.000 bis 70.000 Euro treiben.
Fazit zum Skoda Enyaq RS iV: Komfort trifft Sportlichkeit
Rund 4,6 Meter lang, knapp 1,9 Meter breit und rund 1,6 Meter hoch, so präsentiert sich der Skoda Enyaq RS iV auf der Straße. Dank seines langen Radstands von knapp 2,8 Metern ist nicht nur vorn ordentlich Platz gegeben (wenngleich das rechte Knie des Fahrers bei lang gewachsenen Menschen gegen die Mittelkonsole stößt), sondern auch in der zweiten Sitzreihe. Ab etwa 1,90 Metern Körpergröße nehmen Mitfahrer im Fond aber Kontakt zum Fahrersitz auf, wenn Fahrer und / oder Beifahrer mit ihrem Sitz weit nach hinten rücken. Auch die Kopffreiheit hinten ist bei großen Menschen durch das flach abfallende Dach etwas eingeschränkt.
Dem Fahrer bereitet der Enyaq in der sportlichen RS-Ausführung aber ungemein viel Freude. Agiles Fahrverhalten, flotte Beschleunigungen und der Komfort zahlreicher zuverlässig arbeitender Assistenzsysteme sorgen insbesondere auf der Autobahn für ein entspanntes Dahingleiten. Viel mehr Annehmlichkeiten gehen nicht. Zu gefallen weiß auch, dass das Cockpit aufgeräumt und schnörkellos zum Kunden kommt und eine dezente, individuell einstellbare Ambientebeleuchtung bei Dunkelheit für eine angenehme Atmosphäre sorgt. Enttäuschend ist aber das Ladetempo. Und zwar nicht nur an Schnellladesäulen, sondern auch an Normalladesäulen, wo heutzutage schon ein Renault Mégane E-Tech (Test) mit 22 kW Ladeleistung punkten kann.
Ein echtes Ausrufezeichen setzt der Skoda Enyaq RS iV wiederum hinsichtlich des Ladevolumens. Der Kofferraum bietet ein Stauvolumen von satten 585 Litern. Das reicht locker, um sechs Getränkekisten zu transportieren. In unseren bisherigen E-Auto-Tests einer der höchsten Werte. Noch etwas mehr bieten unter anderem das Tesla Model X (720 Liter) oder der Mercedes EQS SUV (610 Liter). Legt man die Rücksitze um, stehen nach Herstellerangaben sogar 1.710 Liter Gepäckraumvolumen im Elektro-SUV von Skoda zur Verfügung.
Vorteile des Skoda Enyaq RS IV
- gleichermaßen komfortable wie sportliche Fahreigenschaften
- umfangreiche Liste an Assistenzsystemen
- Wärmepumpe serienmäßig
- großes Kofferraumvolumen
Nachteile des Skoda Enyaq RS iV
- recht hoher Verbrauch auf innerstädtischen Strecken
- mäßige Langstreckenreichweite
- enttäuschendes Ladetempo
- recht hochpreisig
Hinweis: Der Skoda Enyaq RS iV wurde unserer Redaktion von Skoda Deutschland für diesen Testbericht zwei Wochen kostenlos zur Verfügung gestellt.