Er ist wohl das, was man als den Boliden unter den WLAN-Routern bezeichnen würde. Der TP-Link Archer BE900 wurde zwar schon Ende vergangenen Jahres vorgestellt, ist aber erst seit einigen Wochen auf dem Markt und bis heute nur schwer zu bekommen. Das mag auch am Preis liegen, der mit etwa 800 Euro doch oberhalb dessen liegt, was man bisher für einen WLAN-Router auf den Tisch legt. Lohnt sich das Investment von 800 Euro und für wen ist der Router geeignet?
Wi-Fi 7, 12 Antennen und drei Frequenzbänder liefern bis zu 24 Gbit/s brutto
Wi-Fi 7 ist die Zukunft. So sehr Zukunft, dass der Standard bis heute nicht final ist und alle Hersteller die finale Standardisierung später per Update auf die Geräte bringen wollen. Wi-Fi 7 ist auch so sehr Zukunft, dass es uns im Test schwerfiel, die richtigen Geräte zum Testen zur Hand zu haben. So blieb uns primär, den Router mangels Wifi 7-Laptops mit einem Wifi 6E-fähigen Laptop zu testen, der zumindest schon das 6-GHz-Band unterstützt. Wifi 7 ließ sich nur mit einem Gerät testen, das kein 6-GHz-Band unterstützt. Doch um das Vorwegzunehmen: An WLAN-Power mangelt es dem BE900 nicht.
Er kommt in einer übergroßen Pappschachtel zu dir nach Hause. Das Auspacken haben die Produktdesigner von TP-Link zu einem Erlebnis werden lassen. Du klappst die Verpackung wie ein Buch auf und dein neuer Router präsentiert sich ein wenig, wie auf dem Altar. Stromkabel und Netzwerkkabel liegen bei, ebenso wie ein Aufkleber mit den vorkonfigurierten WLAN-SSIDs- und Kennwörtern. Insgesamt vier SSID sendet der Router in den Werkseinstellungen aus: zwei auf 5 GHz und je eine auf 2,4 und eine auf 6 GHz. Bis zu 24 Gbit/s brutto sollen so per WLAN möglich sein. Das setzt aber definitiv Wi-Fi 7 mit einem Spektrum von 320 MHz voraus.
Diese Datenrate deutet auf zwei Dinge hin: Der Router eignet sich vor allem für jene, die auf ein starkes Heimnetzwerk angewiesen sind. Wenn du beispielsweise viele Daten in deinem Netzwerk zu einem NAS oder zwischen verschiedenen Rechnern überträgst, bist du gut aufgestellt. Zum Zweiten werden aber auch schnelle Glasfaser-Internetanschlüsse unterstützt. Denn der BE900 verfügt über einen SFP-Port, den du mit deinem Glasfasermodem verbinden kannst.
Die Einrichtung des TP-Link Archer BE900 ist einfach
Die Einrichtung ist einfach. Strom und Internet anschließen und die TP-Link-eigene Tether-App aus dem App-Store herunterladen. Die App leitet dich durch den Anmeldeprozess. Hier legst du dann auch fest, ob du den Glasfaser-Eingang als Internetquelle nutzen willst oder einen WAN-Port. Du kannst auch eine Kombination einstellen. In wenigen Minuten kann dein neuer Router online sein. Als erstes solltest du dann – wie bei jedem neuen Gerät – ein Firmware-Update anstoßen.
Der Router an sich birgt wenig Überraschendes. In der Tether-App kannst du verschiedene Einstellungen vornehmen und so besonders wichtigen Geräten beispielsweise Vorrang im Heimnetzwerk gewähren oder die Geschwindigkeit begrenzen. Was in unserem Test nicht funktionierte, war eine Anzeige in der App, mit der du den Datenverkehr einzelner Geräte analysieren kannst. Das Ziel wäre zu erkennen, welche Geräte wann wie viel Traffic verursachen.
Marktdaten
UVP | 781,27 € |
Anschluss-Art | jede Anschlussart (kein Modem eingebaut) |
Besonderheiten | SFP-Eingang für Glasfaserverbindung vom Modem eingebaut LED Screen und Touchscreen auf der Vorderseite für Basisfunktionen |
Daten
LAN-Anschlüsse (10 Gigabit/s) | 2 |
LAN-Anschlüsse (2,5 Gigabit/s) | 4 |
LAN-Anschlüsse (Gigabit/s) | 1 |
Frequenz |
|
WLAN-Standard | IEEE 802.11be (WiFi 7) |
WLAN-Datenrate (brutto) | 24.000 Mbit |
Einstellen lassen sich auch zwei Anzeigen am Router des BE900. Dabei handelt es sich einerseits um eine LED-Anzeige, deren Sinn offenbar nur ist, Symbole und Animationen darzustellen. Einen tieferen Sinn konnten wir nicht erkennen. Sinnvoller ist da schon ein kleiner Touchscreen, der dir nicht nur das aktuelle Wetter und die Auslastung des Routers anzeigen kann, sondern mit dem du ihn auch bedienen kannst. Hier kannst du per Touch das Gäste-WLAN und das Haupt-WLAN an- und ausschalten, kannst neue Geräte per WPS ins Netzwerk holen und ein Firmware-Upgrade auslösen. Sperren kannst du den Touchscreen nicht. Das ist schlecht, da sich auf diesem Weg jeder, der Zugang zum Router hat, binnen weniger Sekunden Zugriff zum Heimnetzwerk verschaffen kann. Das geht zwar beispielsweise bei einer FritzBox auch per Knopfdruck, hier kannst du die Funktion aber in der Software unterbinden.
Sehr gute WLAN-Performance – trotz Stahlbeton
Kommen wir zu der Datenübertragung. Wie geschildert, war diese für uns kaum ausreizbar. Die Kollegen der Zeitschrift Chip hatten den Router in ihrem Testlabor und haben dort zu einem Xiaomi 13 über 2 Gbit/s übertragen können, zu einem anderen Wifi-7-Router im Bridge-Modus fast 5 Gbit/s. Dabei gilt es zu beachten, dass das die nutzbare Netto-Datenrate ist, während die beworbenen 24 Gbit/s eine Brutto-Datenrate darstellen. So oder so: Der Wert ist für eine Funkstrecke beachtlich. Und: Die Datenübertragung ist so per Funk schneller als mit den üblicherweise verbauten Gigabit-LAN-Ports in Routern und Laptops.
Bemerkenswert ist auch die Funkausdehnung des WLAN. In unserer Testwohnung schaffte es der Router trotz Stahlbeton und Fußbodenheizung noch fast 500 Mbit/s netto in das darunter liegende Stockwerk zu übertragen. Das hat bis dato in der gleichen Konstellation noch kein anderer Router geschafft.
(Zu) hoher Stromverbrauch schmälert das Ergebnis
Die Leistung merkt man aber leider auch beim Stromverbrauch des TP-Link Archer BE900. Selbst wenn er nichts zu tun hat, verschlingt er stolze 24 Watt. Unter Last steigt der Wert knapp über 30 Watt. Das geht auf Dauer ordentlich ins Geld. Selbst, wenn man davon ausgeht, dass der Router dauerhaft im Standby ist, verschlingt er so im Jahr 210 Kilowattstunden, was bei einem Strompreis von 32 Cent pro Kilowattstunde stolze 67 Euro sind. Verständlich ist, dass ein Router, der viel leistet, auch viel verbraucht. Ein niedriger Standby-Wert wäre hier dennoch wünschenswert. Allein schon die Wärmeentwicklung des Gerätes ist zu hoch.
Nicht nur angesichts des Preises ist der TP-Link Archer BE900 etwas für Tech-Enthusiasten. Hast du einen Glasfaseranschluss, ein aufgemotztes Heimnetzwerk und hast vor, schnell auf Wifi 7 zu setzen – dann bist du bei dem Router gut aufgehoben. Für alle anderen ist er schlichtweg zu groß – und das ist nicht einmal nur auf die Bauform gemünzt.