Lange Zeit war es still um Cambridge Audio – zumindest im Kopfhörer-Bereich. Dabei überzeugten uns die Melomania 1+ im Test vor drei Jahren bereits – vor allem mit ihrem herausragendem Sound. Was fehlte, war eine aktive Geräuschunterdrückung. Doch mit den Melomania M100 bringen die Briten jetzt erstmals In-Ear-Kopfhörer mit ANC auf den Markt. Wir haben sie getestet und lieben den britischen Klang. Doch nicht nur das.
Passform und Bedienung der Melomania M100
Hat man die Kopfhörer aus der recycelten Verpackung herausgeholt und aus den fünf Ohrpolstern (2 x Memory-Schaum, 3 x Silikon) die passenden für seine Ohren gefunden, sitzen die Melomania M100 perfekt im Gehörgang. Weder drücken sie und fallen unangenehm auf, noch rutschen sie während einer Sporteinheit aus den Ohren.
Die Bedienung ist simpel und erfolgt durchs Antippen des rechten und linken Kopfhörers. Was sofort angenehm auffällt: Im Vergleich zu vielen anderen Spitzenmodellen ist die Reaktionszeit unfassbar kurz. Tippt man einmal kurz rechts oder links, pausiert die Musik ziemlich schnell. Zudem sind alle Tippgesten vorhanden, die man sich wünscht. Play und Pause, Lieder überspringen und zurückspulen sowie die Lautstärke verändern, wenn man einen der Kopfhörer antippt und den Finger draufhält.
Der Klang der Kopfhörer
Auf der Verpackung der Melomania M100 wirbt der Hersteller mit „50 Jahren Audio-Qualität“ und seinen Hi-Fi-Ingenieuren. Und wie die Melomania 1+ einst sind die Melomania M100 ein Geheimtipp für alle, die wunderbaren, britischen Klang haben möchten. Der Sound ist beileibe nicht direkt, der Bass weniger spitz. Im weichen und engen Klang verschwimmen die Mitten, was man etwa im „Safari Song“ von Greta van Fleet oder im Stück „Where are you now“ von The Virginmarys, heraushört.
Doch der Klang ist ebenso präzise und schafft Atmosphäre. Stimmen werden eher warm und nah denn klar wiedergegeben und das Plektrum, das an den Saiten der Gitarre in Alanis Morissetes „Ironic“ vorbeistreicht, ist nahezu fühlbar. Der Bass, etwa im Intro von Bon Jovis „Dry County“ ist unheimlich angenehm. Er kickt nicht, ist nicht zu hart und nicht zu penetrant. Stattdessen wummert er sich schön durch den Gehörgang und hinterlässt ein wohliges Gefühl. Und legt man etwas Klassisches wie Ludovico Einaudis „Una Mattina“ ein, öffnet sich eine breite Bühne. Man fühlt sich, als säße man direkt vor dem Piano.
ANC, Transparenz-Modus und die 6 Mikrofone der Melomania M100
Und der ANC-Modus? Der ist gut und blockt vor allem tiefe Töne. Ein helles Geklapper einer Tastatur aber und allgemein Hintergrundgeräusche werden nicht so gut isoliert, wie es etwa die Bose QuietComfort Earbuds II machen. Doch das ist schon meckern auf hohem Niveau. Cambridge Audio ist mit den ersten ANC-Kopfhörern also auf Anhieb etwas gelungen, was andere Hersteller nach vielen Jahren und Modellen nicht hinbekommen. Während wir dem ANC die Note „gut“ geben, ist der Transparenz-Modus eher ausreichend.
Wer einen solchen will und braucht, sollte sich lieber woanders umschauen. Die Umgebungsgeräusche und vor allem Stimmen werden zu wenig verstärkt. Bei nur leise laufender Musik ist das zu wenig und eine Person kaum zu verstehen. Auch bei Telefonaten oder in Videoanrufen merkt der Gesprächspartner die eher maue Qualität der Mikrofone an.
Akku, Case und Einstellungen
Die Melomania M100 bieten mit einer einzigen Ladung bis zu 10 Stunden Wiedergabe bei aktiviertem ANC und versprechen 16 Stunden bei ausgeschalteter Geräuschunterdrückung. Eindrucksvoll. Die 10 Stunden haben wir im Test nicht ganz erreicht, aber annähernd. Das ausladende Case lädt die Kopfhörer zwei weitere Male auf, bis es selbst ans Ladekabel will. Und ist mal ein Album noch nicht zu Ende gelaufen, die Kopfhörer aber haben bereits abgeschaltet, langen den Melomania M100 nur 10 Minuten im Case und man kann inklusive ANC weitere 2 Stunden Musik hören.
Wer etwas am Klang schrauben oder die Befehle der Berührungssteuerung ein- und ausschaltren möchte, sollte sich die Melomania App aufs Handy laden. Neben einem 7-Band-Equalizer gibt es hier eine ganze Reihe von Einstellungen, die kaum eine andere App eines Kopfhörer-Herstellers anbietet. So lässt sich etwas die automatische Wiedergabe respektive Pausierung der Musik abschalten, wenn man die Kopfhörer aus dem Gehör zieht, es gibt einen Spiele- und Schlafmodus und man kann die Zeit für das automatische Abschalten definieren. Dazu: Neue Firmware kommt ebenso über die App und bringt fortwährend Aktualisierungen für die Melomania M100.
Melomania M100 im Test: Das Fazit
Cambridge Audio verlangt für die Melomania M100 rund 200 Euro. Das ist nicht wenig für Kopfhörer, die mit diesem Preisschild gegen Top-Modelle von Sony, Bose und Co. antreten müssen. Während die Melomania M100 mit ihrem Klang überzeugen können und sich perfekt in den Gehörgang schmiegen, muss man aber auch Abstriche machen. Das ANC ist zwar gut, aber etwas schlechter als das der Bose QuietComfort Earbuds II zum Beispiel. Zudem ist der Transparenz-Modus ausbaufähig. Insgesamt sind die 6 Mikrofone nicht überzeugend. Die Akkulaufzeit hingegen und die Einstellungs-Möglichkeiten in der App – inklusive dem 7-Band-Equalizer – sind aber grandios. Und auch die Bedienung, insbesondere die kurze Reaktionszeit, haben uns gut gefallen.
Pro
- Grandioser Klang
- Lange Akkulaufzeit
- Fantastischer Equalizer in der App
- Schnelle Reaktionszeit bei der Steuerung
Contra
- Preis-Leistungs-Verhältnis könnte besser sein
- Mikrofone eher mau
- Transparenz-Modus ausbaufähig
- Nur IPX4 und nicht komplett wasserdicht