Mit einer Länge von 4,64 Metern und einer Breite von 1,89 Metern ist der Hyundai IONIQ 5 (2023), den wir vor rund einem Jahr auch schon in seiner ersten Version getestet haben, ein recht wuchtiger Vertreter seiner Art. Zum Vergleich: Der Volkswagen ID.3 ist nicht nur acht Zentimeter schmaler, sondern auch satte 37 Zentimeter kürzer. Das Plus bei den Abmessungen macht sich im Innenraum an vielen Stellen positiv bemerkbar. Im Zusammenspiel mit drei Metern Radstand ist nicht nur für Fahrer und Beifahrer viel Platz während der Fahrten erlebbar.
Hyundai IONIQ 5 (2023): Flotter Stromer mit drei Fahrmodi
Zum voluminösen Platzangebot gesellt sich zudem ein hoher Komfort. Denn der Hyundai IONIQ 5 lässt sich angenehm und nicht zu straff abgestimmt fahren. Die Gänge werden über einen Schalthebel hinter dem Lenkrad eingelegt, drei Fahrmodi (Eco / Normal / Sport) sind über einen kleinen Druckknopf am Lenkrad ohne Umwege auswählbar. Zusätzlich lässt sich bei entsprechender Witterung ein Schnee-Modus (Snow) aktivieren, der die Traktion auf matschig-rutschigem Untergrund verbessert. Eine Auto-Hold-Funktion sorgt dafür, dass der Wagen an Ampeln nicht davonrollt, wenn man den Fuß vom Gas nimmt.
Fahrer und Beifahrer teilen sich vorn drei USB-A-Anschlüsse. Einen USB-C-Anschluss gibt es jedoch nicht. Hinten stehen zwei USB-C-Ports zur Verfügung. Bei Nachtfahrten ist die in zahlreichen Farben einstellbare Ambientebeleuchtung ein attraktives Extra, weil sie den Innenraum dezent passiv beleuchtet. Allerdings kostet dieses Plus an Komfort abseits des Uniq-Pakets (siehe unten) 1.000 Euro extra und steht auch erst ab der zweithöchsten Ausstattungsvariante zur Verfügung. Viele Assistenzsysteme sind Teil der Basisausstattung, beim Rückwärtsfahren macht das Elektroauto mit einem sanften Bimmeln auf sich aufmerksam.
Ein gleichermaßen innovativer wie gewöhnungsbedürftiger technischer Fortschritt sind die optional erhältlichen digitalen Seitenspiegel. Wer sich für dieses aufpreispflichtige Extra entscheidet, schaut für den Blick am Auto entlang nach hinten nicht in Spiegel, sondern auf Bildschirme, die das von Kameras aufgenommene Videobild darstellen. Mehr Überblick ist etwa vor einem Überholvorgang auf der Autobahn nicht nur wegen praktischen Hilfsmitteln wie angezeigten Abstandslinien mit diesem digitalen Feature garantiert. Allerdings dauert es seine Zeit, bis man sich daran gewöhnt hat, den Blick nicht in Richtung der Position der Außenspiegel, sondern deutlich tiefer auf die Bildschirme zu lenken.
Rekuperation in vier Stufen
Der Verbrauch des Hyundai IONIQ 5 (2023) mit Allradantrieb fällt im Vergleich zu den ebenfalls verfügbaren Modellen mit Heckantrieb etwas höher aus. Dafür beschleunigt der Allradler schneller von 0 auf 100 km/h – laut Herstellerangaben in 5,1 Sekunden. In der Spitze sind 185 km/h möglich, vom Display im Fahrzeug sind aus gesetzlichen Gründen 191 km/h ablesbar.
Seine Stärken hinsichtlich des Verbrauchs kann der Hyundai IONIQ 5 des Modelljahres 2023 vornehmlich im innerstädtischen Verkehr ausspielen. Denn dann kannst du die vierstufige Rekuperation über praktische Schaltwippen hinter dem Lenkrad so einstellen, dass die Energierückgewinnung den Verbrauch senkt. Zusätzlich steht ein i-Pedal-Modus zur Verfügung, der komfortables Ein-Pedal-Fahren ermöglicht. Das Bremspedal wird dann mit etwas Übung kaum noch benötigt.
Niedriger Verbrauch in der Stadt, hoher Verbrauch auf der Autobahn
Im Durchschnitt haben wir auf Stadtfahrten einen Verbrauch von 14,7 kWh pro 100 Kilometer gemessen. Damit erreicht der Hyundai IONIQ 5 (2023) einen ähnlich niedrigen Wert, wie der Nissan Ariya (Test) oder der Renault Megané E-Tech (Test). Allerdings wiegt der IONIQ 5 mit einem Leergewicht von knapp 2,2 Tonnen etwas mehr als die beiden Wettbewerber, was den niedrigen Verbrauch sogar noch unterstreicht.
Das recht hohe Gewicht wirkt sich aber negativ auf den Verbrauch aus, wenn der Stromer mit einer höheren Geschwindigkeit in Richtung des gewünschten Ziels gesteuert wird. Auf Landstraßen musst du mit einem Verbrauch von 17,5 kWh/100 Kilometern rechnen, auf der Autobahn sind es im Durchschnitt während unseres Tests sogar 23,5 kWh pro 100 Kilometer gewesen. Hier zeigen sich nicht nur Nissan und Renault sparsamer, sondern zum Beispiel auch der Subaru Solterra (Test) und der Skoda Enyaq Coupé RS iV (Test).
Unter dem Strich war auf der Langstrecke im Test Hyundai IONIQ 5 (2023) mit Allradantrieb eine Reichweite von rund 320 Kilometern möglich. Nutzt du den Wagen vornehmlich im Stadtverkehr, kommst du aufgrund der effektiven Rekuperation mit einer Ladung natürlich ungleich weiter. Hyundai stellt auf 19-Zoll-Felgen eine WLTP-Reichweite von 710 Kilometern in Aussicht.
Ladeleistung bereitet große Freude
Tatsächlich ist die Reichweite beim Hyundai IONIQ 5 aber weniger ein Problem. Denn das Elektroauto setzt auf 800-Volt-Technik, die besonders flotte Wiederaufladungen erlaubt. Zwar liegt die maximale AC-Ladeleistung an Wallboxen oder Normalladesäulen nur bei 11 kW, dafür kannst du an Schnellladesäulen aber aus dem Vollen schöpfen. Denn kaufst du den IONIQ 5 mit 77,4 kWh großem Akku, ist eine Wiederaufladung laut Angaben des Herstellers mit bis zu 240 kW möglich. Zum Vergleich: Bei vielen anderen E-Autos ist bei 120 bis 150 kW das Ende der Fahnenstange erreicht.
Und das Mehr an Ladeleistung ist bei jedem Ladestopp eine echte Wohltat. Denn die für die Weiterfahrt benötigten kWh fliegen geradezu von der Ladesäule über das Ladekabel in den Energiespeicher des Autos. Wir haben an zwei Schnellladesäulen bei rund 20 Grad Celsius Außentemperatur jeweils die vom Hersteller versprochene Ladeleistung tatsächlich abrufen können. Mit dem Ergebnis, dass eine Wiederaufladung von 20 auf 80 Prozent Akkukapazität in knapp 18 Minuten mit maximal 237 kW Ladeleistung erledigt war und für eine vollständige Aufladung auf 100 Prozent 42 Minuten vergehen mussten. Eine zweite Schnellladung dauerte nach einer Autobahnfahrt von 10 auf 80 Prozent knapp 20 Minuten.
Die nächste Ladesäule lässt sich übrigens in Windeseile über das bordeigene Navigationssystem finden und ansteuern. Du kannst die Suche von Ladesäulen nicht nur nach Geschwindigkeit (AC / DC / HPC) filtern, sondern auch nach einigen Ladestrom-Anbietern wie EnBW, Shell Recharge, Eon, Fastnet oder Ionity. Reicht die Akkuladung bei einer programmierten Navigation nicht aus, schlägt das Navi automatisch passende Zwischenstopps zum Aufladen vor.
Was kostet der Hyundai IONIQ 5 (2023)?
Angeboten wird der Hyundai IONIQ 5 (2023) mit acht Jahren Garantie und zwei Batteriegrößen. Die Basisversion rollt mit einer 58 kWh großen Batterie und Heckantrieb (125 kW / 170 PS) zu einem Preis von 43.900 Euro vom Hof der Händler. Mehr Leistung gibt es, wenn du dich für die 77,4 kWh große Batterie entscheidest. Mit Heckantrieb sind dann 168 kW (229 PS) nutzbar – zu einem Preis ab 47.900 Euro. Soll es der IONIQ 5 mit Allradantrieb und 239 kW (325 PS) Leistung sein, sind in der Basisausstattung 51.900 Euro zu bezahlen.
In der Basisausstattung kannst du dich unter anderem auf ein Batterieheizsystem, 19 Zoll große Leichtmetallfelgen und die LED-Lichtsignaturen im Pixel-Design freuen. Auch eine 2-Zonen-Klimaautomatik, der Autobahnassistent (HDA) sowie eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage (ASCC) sind in der Basisversion bereits inklusive. Entscheidest du dich für das Dynamiq-Paket, das 6.900 Euro Aufpreis kostet, darfst du dich unter anderem auch über eine Wärmepumpe, einen Querverkehrwarner hinten mit Notbremsfunktion und einen elektrisch einstellbaren Fahrersitz freuen.
Mehr Ausstattung für hohen Aufpreis
Im Techniq-Paket (+9.300 Euro) gibt es zusätzlich optimierte LED-Scheinwerfer vorn, Blinker in LED-Technologie, einen auch auf der Beifahrerseite elektrisch einstellbaren Sitz sowie dunkel getönte Scheiben ab der B-Säule und eine 230-V-Steckdose unter der Rücksitzbank. Das Top-Modell des IONIQ 5 mit Uniq-Paket (+13.000 Euro) bietet darüber hinaus unter anderem eine elektrische Heckklappe, ein Head-up-Display mit AR-Darstellungen, wenn das Navigationssystem programmiert ist und ein Bose-Soundsystem mit sieben Lautsprechern plus Subwoofer und Verstärker.
Auch die Ambientebeleuchtung mit 64 Farben ist Teil des Uniq-Pakets. Grundsätzlich aufpreispflichtig sind 20 Zoll große Leichtmetallfelgen (+600 Euro) ein Panorama-Glasdach (+1.300 Euro) und die bei unserem Test-Fahrzeug verbauten digitalen Außenspiegel (+1.300 Euro). Bei der Lackierung ist nur die Farbe „Lucid Blue“ ohne Aufpreis erhältlich, neun weitere Lackierungen kosten bis zu 990 Euro extra.
Fazit zum Hyundai IONIQ 5: Wuchtig und doch elegant
Eigentlich kann es keine zwei Meinungen geben: Der Hyundai IONIQ 5 gehört auch im Modelljahr 2023 zu den schönsten Elektroautos, die der Markt gegenwärtig zu bieten hat. Zwar sind seine Proportionen recht wuchtig, zu gefallen weiß der Stromer aber trotzdem. Und das liegt mit Blick auf das Exterieur in erster Linie an der ausgefallenen LED-Lichtsignatur im Pixel-Design. Hyundai hat sich hier etwas getraut und viel ansehnlicher hätte das Experiment wohl kaum ausfallen können.
Aber nicht nur außen weiß der IONIQ 5 zu gefallen, sondern auch innen. Denn die beiden 12,25 Zoll großen Displays (Navigationssystem mit Touchscreen und digitales Cockpit hinter dem Lenkrad) sind übersichtlich gestaltet und durch den langen Radstand von drei Metern ist zudem das Platzangebot erfreulich groß. Auch in der zweiten Sitzreihe haben groß gewachsene Menschen ausreichend Platz.
800 Volt haben unbezahlbaren Mehrwert
Der Verbrauch auf der Autobahn fällt bei dem Allradmodell zwar etwas hoch aus. Das gleicht die hohe Ladeleistung an Schnellladesäulen aber wieder aus. Bei sommerlichen Temperaturen kannst du den IONIQ 5 in unter 20 Minuten wieder auf 80 Prozent der maximal möglichen Akkukapazität bringen, was die Vorteile eines 800-Volt-Systems eindrucksvoll unterstreicht. Viele andere Elektroautos stehen (mehr als) doppelt so lange an der Ladesäule.
Zu gefallen weiß auch der Kofferraum. Ohne störende Rampe ist es möglich, ihn zu be- und entladen. Platz für fünf Getränkekisten ist in jedem Fall gegeben, wer clever sortiert, kann auch sechs Kästen unterbringen. Platz für Ladekabel und Pannenset bietet ein zusätzlicher Unterboden. In Zahlen ausgedrückt bietet der Kofferraum 527 Liter Stauraum. Mit umgelegten Rücksitzen steigt das Volumen auf 1.587 Liter. Der Volkswagen ID.4 Pro (Test) kommt auf ein ähnlich üppiges Ladevolumen. Und: Unter der Motorhaube bietet ein Frunk zusätzliche 57 Liter Stauraum.
Vorteile Hyundai IONIQ 5
- 800 Volt-System für schnelle Wiederaufladung an HPC-Ladesäulen
- großes Platzangebot im Innnenraum
- Pixel-Design an Scheinwerfern und Heckleuchten
- niedriger Verbrauch im Stadtverkehr
- gutes Navigationssysem
Nachteile des Hyundai IONIQ 5
- nur 11 kW AC-Ladeleistung
- hoher Verbrauch auf der Autobahn
- billig anmutende Laderaumabdeckung
- hoher Anschaffungspreis
Hinweis: Der Hyundai IONIQ 5 (2023) wurde unserer Redaktion von Hyundai Deutschland für zwei Wochen kostenlos zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.