Zugegeben: Als ich die Huawei Watch D im Rahmen der diesjährigen IFA in Berlin auf ersten Pressebildern sah, dachte ich mir, dass ich in den vergangenen Jahren aus rein optischer Perspektive selten eine altmodischere Smartwatch gesehen habe. Klobig, wuchtig, einfach nicht schön anzusehen. Heute, nachdem ich die Uhr im Test für inside digital einige Tage getragen habe, muss ich diesen Ersteindruck komplett revidieren. Denn die Huawei Watch D gefällt mir offen gesprochen von Tag zu Tag besser; trotz kleinerer Mängel.
Huawei Watch D im Test: Große Display-Ränder ein Makel
Ist die Einrichtung über die Huawei Health App abgeschlossen, kannst du die Uhr direkt nutzen. Empfehlenswert ist es aber, nicht nur die Einstellungen auf der Uhr genauer anzusehen, sondern auch die Geräteeinstellungen in der App. Denn dort kannst du unter anderem anpassen, wie häufig die Uhr deinen Puls misst, ob sie auch die Blutsauerstoffsättigung (SpO2) aufzeichnen darf und auch den integrierten Stresslevel- und Schlaftracker so einstellen, dass beides zu deinen Bedürfnissen im Alltag passt. Auch die kontinuierliche Hauttemperaturmessung zur frühzeitigen Erkennung von etwaigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen lässt sich in der App ein- und ausschalten.
Die Uhr selbst ist mit einem rechteckigen AMOLED-Farbdisplay ausgestattet. Es bietet eine Auflösung von 456 x 280 Pixeln und ist 1,64 Zoll groß. Die Helligkeit kannst du in den Einstellungen der Uhr manuell stufenlos variieren oder auf einen Helligkeitssensor bauen, der die Leuchtkraft des Panels an das Umgebungslicht anpasst. Auch bei starker Sonneneinstrahlung ist ein gutes Ablesen möglich. Der für mein Befinden größte Makel der neuen Smartwatch: Du musst mit recht breiten Display-Rändern leben. Vier Millimeter rechts und links, drei Millimeter oben und sogar fünf Millimeter am unteren Ende des Touchscreens. Das wirkt mit Blick auf die Konkurrenz etwas aus der Zeit gefallen.
Blutdruck-Funktion ein echter Pluspunkt
Die größte Stärke der Huawei Watch D ist die umfangreiche Ausstattung hinsichtlich der Gesundheitsfunktionen. Denn neben den von vielen anderen Smartwatches bekannten Funktionen ist es mit dem neuen Huawei-Wearable wie eingangs erwähnt auch möglich, deinen Blutdruck zu messen und ein Elektrokardiogramm (EKG) deines Herzens zu erstellen.
Für die Blutdruckmessung ist die Uhr am Armband mit einer Art Luftkissen ausgestattet. In etwa so, wie du es vielleicht auch von einem Handgelenk-Blutdruckmessgerät kennst. Startest du über die untere der beiden Menütasten an der rechten Seite eine Blutdruckmessung, pumpt sich die am Armband befestigte Manschette nach und nach immer weiter auf und stellt am Ende ein Ergebnis zur Verfügung. Anders als bei Samsungs neuesten Smartwatches ist in diesem Zusammenhang keine regelmäßige Kalibrierung notwendig.
Während der Messung – sie mag für den einen oder anderen als etwas unangenehm empfunden werden, weil man seinen eigenen Puls am Handgelenk deutlich spüren kann – ist es für ein genaues Ergebnis wichtig, die Uhr in Höhe des Herzens zu halten. Beide Beine sollten zudem nicht verschränkt, sondern gerade nebeneinander auf dem Boden stehen. Dann verspricht Huawei eine Genauigkeit der Messungen +-3 Millimeter-Quecksilbersäule (mmHg).
Und wer nun glaubt, das könne doch gar nicht funktionieren, weil Handgelenkmessungen per se als ungenau gelten, der irrt gewaltig. Ich habe die Huawei Watch D gegen ein klassisches Handgelenk-Blutdruckmessgerät antreten lassen und dabei zu meiner eigenen Überraschung vom Display der Smartwatch Blutdruckwerte mit einer tatsächlich überschaubaren Abweichung ablesen können.
Im Schnitt lag die Uhr verglichen mit dem Handgelenk-Messgerät zwar nicht nur +-3 mmHg daneben, aber +-6 mmHg sind für mein Empfinden für ein einfaches Wearable, das kein medizinisches Produkt ist, trotzdem ein verdammt guter Wert. Unter dem Strich lassen die von mir gemessenen Ergebnisse in mir die Frage aufkommen: Was misst eigentlich genauer? Die Uhr oder mein klassisches Messgerät?
Weiteres sinnvolles Extra: die EKG-Funktion
Ergänzend dazu bietet die Huawei Watch D auch die Möglichkeit, am Handgelenk ein EKG zu erstellen. Dazu musst du auf der Smartwatch nur die EKG-App starten und deinen Zeigefinger ruhig sitzend für eine halbe Minute auf die in die untere Menütaste integrierte Elektrode legen. Danach steht dir in der Huawei Health App eine EKG-Auswertung zur Verfügung.
Auf Wunsch kannst du jeden EKG-Bericht als PDF-Datei zum Beispiel mit deinem Arzt teilen. Beachten musst du allerdings: Bei einem Puls von weniger als 50 bpm erhältst du in der Regel keine verwertbaren EKG-Daten. Auch dann nicht, wenn dein Puls während einer EKG-Erstellung unter den Wert von 50 bpm fällt. Gleiches gilt bei einer zu hohen Herzfrequenz – etwa direkt nach einer Workout-Einheit. Die besten Ergebnisse erhältst du etwa 30 Minuten nach einer sportlichen Betätigung.
Huawei Watch D als Workout-Partner
Natürlich wollten wir im Rahmen unseres Tests der Huawei Watch D auch wissen, wie gut sich die Uhr während eines Workouts schlägt. Das Ergebnis: überraschend gut. Denn die sogenannte TruSeen 5.0+ Technologie zur Überwachung der Herzfrequenz arbeitet mit acht fotoelektrischen Sensoren, die den Puls erfreulich genau messen. Auf Oberklasse-Niveau, um genau zu sein. Die Abweichungen bewegen sich im Bereich von in der Regel maximal drei bis fünf bpm.
Aber: Es ist bei dieser Smartwatch essenziell, dass du sie eng anliegend am Handgelenk trägst. Du musst das Armband exakt auf die richtige Länge einstellen, damit Herzfrequenzmessungen richtig funktionieren. Tust du es nicht, trackt die Uhr auch im Bereich von eigentlich 150 Herzschlägen pro Minute nur einen Wert von knapp 90 Schlägen. Ein Phänomen, das wir während unserer Laufrunden im Test mehrfach erlebt haben.
Wichtig auch: Die Uhr ist nur eingeschränkt wasserdicht. Huawei verzichtet darauf, der Huawei Watch D eine ATM-Zertifizierung zu spendieren. Stattdessen muss eine IP68-Zertifizierung reichen. Und die besagt, dass die Smartwatch bis zu 30 Minuten in maximal 1,5 Metern Wassertiefe genutzt werden kann. Huawei selbst schreibt auf seiner Homepage wörtlich, dass die Watch D nicht zum Schwimmen oder für andere Aktivitäten geeignet ist, bei denen man in Wasser eintaucht. Auch von der Verwendung unter einer (heißen) Dusche wird ausdrücklich abgeraten. Entsprechend gehören zu den rund 70 verfügbaren Trainingsprofilen auch keine, die dem Wassersport zugehörig sind.
Schade ist zudem, dass Huawei die Größe des Bildschirms nicht optimal nutzt, um die Anzeige während eines Workouts den eigentlichen Bedürfnissen entsprechend darzustellen. Zwar zeigt die Huawei Watch D zum Beispiel beim Joggen alle wichtigen Daten an, allerdings nur in einer kleinen, ziemlich dünnen Schrift. Das macht das Ablesen zuweilen schwierig.
Das GPS-Pairing, also die Verbindung der Uhr mit GPS-Satelliten, gelingt erfreulich flott. Und auch die GPS-Genauigkeit, also das Tracking der zurückgelegten Strecken, erfolgt präzise. Ergänzend zu den Basis-Workout-Funktionen sind auf der Uhr auch kostenlose Trainingspläne nutzbar. Damit du dich nicht überforderst, zeigt dir die Uhr nach jedem Workout eine empfohlene Erholungszeit an.
Akkulaufzeit: Solide!
Trotz ihres großen AMOLED-Displays erreichte die Huawei Watch D im Test eine gute Akkulaufzeit. Ohne Always-on-Display (AOD) und mit eingeschaltetem Tru-Sleep-Tracker, sowie aktivierter kontinuierlicher Herzfrequenzmessung und eingeschaltetem Stresslevel- und Blutsauerstoff-Tracking konnten wir die Smartwatch rund sechs Tage nutzen.
Ändert man die Einstellungen nicht, schaltet aber das AOD-Display ein, verringert sich die Laufzeit auf etwa vier Tage. Unschön: Das AOD bleibt auch dann eingeschaltet, wenn man die „Nicht-stören“-Funktion aktiviert. Das sorgt für ein recht hell erleuchtetes Schlafzimmer, wenn man den Arm nicht unter der Bettdecke versteckt. Erst nach einer gewissen Zeit schaltet sich der Bildschirm automatisch ab.
Wie lange die Huawei Watch D an deinem Handgelenk tatsächlich durchhält, ist am Ende aber von vielen Faktoren abhängig. Zum Beispiel auch davon, wie häufig du die nutzbaren Gesundheitsfunktionen verwendest und wie häufig GPS-Tracking zum Einsatz kommt. Für eine vollständige Wiederaufladung des Energiespeichers über den magnetischen Ladeadapter mit USB-C-Anschluss solltest du knapp zwei Stunden einkalkulieren.
Auf einem iPhone sorgt die Huawei Health App dafür, dass die Akkulaufzeit des Smartphones merklich sinkt. Grund dafür ist eine fast durchgehende Hintergrundaktivität der App. Über einen von uns gemessenen Zeitraum von zehn Tagen sorgte die Huawei Health App für rund 10 Prozent des Akkuverbrauchs des iPhones. So ist es zumindest in den Einstellungen des Telefons zu lesen.
Was kostet die Huawei Watch D?
Dass eine Smartwatch mit einem recht breiten Umfang an nutzbaren Funktionen kein Schnäppchen sein kann, dürfte sich von selbst verstehen. Im Huawei Onlineshop werden für die Huawei Watch D derzeit 399 Euro fällig. Optional kannst du dort im Rahmen einer Sonderaktion derzeit eine Körperfettwage für 19,99 Euro mitbestellen. Die Huawei In-Ear-Kopfhörer FreeBuds 4i stehen für 49,99 Euro Aufpreis zur Verfügung. Der nachfolgende Preisvergleich zeigt dir, wo du die Huawei Watch D derzeit gegebenenfalls schon günstiger kaufen kannst.
Fazit: Innovativ, rechteckig, gut
Die Huawei Watch D ist eine der derzeit vielleicht interessantesten Smartwatches. Das Design mag auf den ersten Blick nicht jeden Geschmack treffen, der breite Umfang an Funktionen und die hohe Genauigkeit der Gesundheitsfunktionen sind aber jeden Euro wert. Schade ist nur, dass die Displayränder für meinen Geschmack zu breit ausfallen.
Offen bleibt zudem die Frage, wie lange das Luftpolster am Armband zur Blutdruckmessung im Alltag nutzbar bleibt, wenn es regelmäßig zum Einsatz kommt. Ob es gegebenenfalls schnell zu Verschleißerscheinungen kommt, kann dieser Test leider nicht beantworten. Hierfür wäre eine langfristige Nutzung der Huawei Watch D notwendig gewesen.
Kleinere Schwächen, wie die Tatsache, dass nur eine begrenzte Zahl an Favoriten-Widgets auf der Uhr nutzbar ist und dass der Schlaftracker auf der Uhr lediglich die Schlafdauer, aber keinen Schlaf-Score anzeigt, kann Huawei noch per Software-Update beheben. Gleiches gilt für das sich nicht deaktivierende AOD-Display im Nicht-stören-Modus.
Wiederum erfreulich ist, dass die untere der beiden Menütasten mit deiner persönlichen Lieblingsfunktion belegbar ist. Allerdings ist es sinnvoll, die voreingestellte Blutdruck-Funktion nicht zu ändern. Denn wer sich für die Huawei Watch D entscheidet, wird wohl häufig die Blutdruck-Messfunktion nutzen. Und je schneller dieses Extra ohne Umwege nutzbar ist, desto besser.
Vorteile
- großes, helles AMOLED-Display
- Blutdruck-Funktion ohne vorherige Kalibrierung
- EKG-Funktion
Nachteile
- recht große Display-Ränder
- ziemlich teuer
- nur IP68-Zertifizierung
Hinweis: Für diesen Testbericht wurde die Huawei Watch D mit einem iPhone 14 Pro von Apple genutzt. Auf der Uhr stand als Betriebssystem HarmonyOS in Version 2.1.0.361 zur Verfügung, auf dem Smartphone kam die Huawei Health App in Version 13.0.0.315 zum Einsatz.
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