Und die Balance ihres Trägers zu ermitteln, setzt die Smartwatch jeden Morgen im Rahmen einer Analyse verschiedene Parameter zu einem sogenannten Bereitschafts-Score zusammen. Der sollte im Optimalfall möglichst nah an einem Wert von 100 liegen. Dabei wird nicht nur die körperliche, sondern auch die mentale Erholung während des Schlafs berücksichtigt. Und zwar unter Einbeziehung von Atemqualität, Hauttemperatur, Ruheherzfrequenz und Herzfrequenzvariabilität.
Amazfit Balance Test: Smartwatch ermittelt Bereitschafts-Score
Die von der Uhr ermittelten Werte zur persönlichen Bereitschaft waren für uns im Test stets nachvollziehbar, lagen in der Regel nach sieben Stunden Schlaf im Bereich „gut“. Schade ist nur, dass eine Aktualisierung des Bereitschafts-Wertes lediglich einmal pro Tag stattfindet. Wer nachmittags nach einem anstrengenden Arbeitstag auf einen aktualisierten Wert hofft, wird enttäuscht. Vielleicht bessert der Hersteller an dieser Stelle zu einem späteren Zeitpunkt per Software-Update noch nach. Die Body Battery-Funktion von vielen Garmin-Smartwatches liefert in jedem Fall genauere Werte.
Eine weitere Neuerung der Amazfit Balance ist es, eine Körperaufbaumessung des Oberkörpers durchführen zu können. Dafür muss der Träger das entsprechende Widget auf der Uhr starten und anschließend für zehn Sekunden den Mittelfinger auf die seitlich zu findende Krone und den Ringfinger auf die untergeordnete Menütaste legen. Nach der Messung ist es möglich, Details zum Körperfettanteil und zur Skelettmuskelmasse vom Display der Uhr abzulesen.
Auch Informationen zur Knochenmasse, zum Protein- und zum Wasseranteil im Körper werden mit der Körperaufbaumessung ermittelt. Außerdem berechnet die Uhr den Body Mass Index (BMI) ihres Trägers. Auf diese Weise lernst du deinen Körper besser kennen und kannst erkennen, was du tun solltest, um nicht nur fitter zu werden, sondern gegebenenfalls auch gesünder zu leben und noch mehr Balance ins Leben zu bringen. Der Name der Uhr ist also auf vielfältige Weise Programm.
Interessante Körperanalyse, Genauigkeit der Werte aber fraglich
Wie ernst man die von einem Wearable ermittelten Vitalwerte am Ende tatsächlich nimmt, ist sicher auch eine Frage der persönlichen Einstellung. Die Genauigkeit einer am Handgelenk erstellten Körperaufbaumessung sollte man stets mit einer gesunden Portion Skepsis betrachten. Präzise(re) Werte kann nur eine Analyse zum Beispiel auf Basis von Blutwerten beim Arzt liefern.
Deutlich hilfreicher ist das schon von anderen Amazfit-Smartwatches bekannte PAI-Feature. Wenn du dich im Alltag (viel) bewegst, sammelst du nämlich sogenannte PAI-Punkte, die addiert schon nach wenigen Tagen einen Durchschnittswert von 100 PAI oder mehr ergeben sollten. Studien sollen belegen: Wer im Schnitt auf mindestens 100 PAI pro Woche kommt, hat ein deutlich geringeres Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben und kann seine Lebenserwartung entsprechend steigern.
Vor dem Schlafengehen hast du mit der Amazfit Balance zudem die Möglichkeit, das KI-basierte Feature Zepp Aura zu nutzen. Künstliche Intelligenz erstellt Relax- und Einschlafmusik, die helfen soll, den Körper herunterzufahren, um schneller einschlafen zu können. Das soll sich positiv auf die Schlafqualität auswirken. Überdies ist mit Zepp Aura ein umfangreicherer Schlaftracker nutzbar. Der Spaß kostet allerdings auch ordentlich Kohle: 9,99 Euro pro Monat oder im Rahmen einer aktuellen Sonderaktion 50 Euro im Jahr. Später soll eine Jahresmitgliedschaft knapp 70 Euro kosten.
Trainingspartner im Alltag
Ergänzend zu den Körperbalance-Funktionen ist die Amazfit Balance auch ein smarter Trainingspartner im Alltag. Die Uhr stellt 156 Sportprofile zur Verfügung. Wassersportarten inklusive. Denn die Smartwatch ist wasserdicht (5 ATM). Wir haben die Genauigkeit des rückseitigen Herzfrequenzsensors im Zusammenspiel mit einem Referenzgerät von Polar überprüft und können der neuen Amazfit-Smartwatch in dieser Disziplin ein gutes Zeugnis ausstellen. Auch das GPS-Pairing, also die Verbindung zu Ortungssatelliten vor einem Training, findet auf zügigem Niveau statt. Die GPS-Genauigkeit ist in Ordnung, könnte aber teilweise noch etwas präziser sein.
Wer sich personalisierte Trainingsempfehlungen auf Basis der eigenen Fitness wünscht, findet auf der Amazfit Balance ebenfalls ein passendes Feature: den Zepp Trainer (Zepp Coach). Er gibt auf Basis persönlicher Parameter passende Empfehlungen, ob man besser ein moderates oder ein intensiveres Training absolvieren sollte. Der Hersteller verspricht, dass der KI-unterstützte Zepp Trainer den Trainingsplan anhand von bereits absolvierten Trainings und den daraus gewonnenen Erkenntnissen anpasst. Das klappte im Test überraschend gut; wenngleich wir manchmal das Gefühl hatten, vom virtuellen Trainer etwas zu wenig gefordert zu werden.
Gar nicht gefallen hat uns hingegen der erhöhte Akkuverbrauch auf dem von uns mit der Uhr gekoppelten iPhone. Weil die App Zepp Health nämlich eine hohe Hintergrundaktivität verursacht, beeinträchtigt sie die Akkulaufzeit des Smartphones spürbar. Regelmäßig sind wir deswegen dazu übergegangen, die Zepp Health App auf dem iPhone komplett zu beenden.
Das Design: eine Augenweide
Rein optisch ist die Amazfit Balance für uns eine der schönsten Smartwatches, die es aktuell mit einem runden Gehäuse zu kaufen gibt. Sie trägt extrem dünn auf und das Gehäuse aus Aluminium ist erfreulich leicht. Mit Silikonarmband bringt die Uhr nur 52 Gramm auf die Waage. Und das trotz eines vergleichsweise großen und hochauflösendem AMOLED-Display. Es misst umrundet von einer schmalen Lünette 1,5 Zoll in der diagonalen Abmessung und bietet eine Auflösung von 480 x 480 Pixeln. Das Ablesen von Inhalten klappt auch bei Sonneneinstrahlung dank einer maximalen Helligkeit von 1.500 Nits einwandfrei. Dabei hilft auch der integrierte Helligkeitssensor. Alternativ kannst du die Leuchtstärke jederzeit stufenlos manuell anpassen.
Die Bedienung erfolgt in weiten Teilen über den Touchscreen, das Widget-Hauptmenü – wahlweise verfügbar in Raster- oder Listenform – lässt sich durch einfaches Drücken der Krone aufrufen. Dann hast du unter anderem raschen Zugriff auf Funktionen wie Luftdruck- und Höhenmesser, Wetterbericht, Kompass oder auch das für eine weibliche Zielgruppe interessante Zyklustracking. Allerdings würden wir Frauen auch einen prüfenden Blick auf die jüngst neu vorgestellte Amazfit Active empfehlen. Diese Smartwatch bietet ein rechteckiges Display und für Frauen optimierte Farboptionen. Die Bereitschafts-Funktion ist auch auf dieser Uhr nutzbar, die Möglichkeit einer Körperaufbaumessung fehlt allerdings.
Tipp: Firmware-Updates installieren für neue Funktionen
Mit dem neuesten Firmware-Update ist es durch Doppel-Drücken der Krone auf der Amazfit Balance auch möglich, Zepp Pay zu starten. Dank NFC ist es mit der Uhr nämlich auch möglich, kontaktlos an entsprechenden Terminals zu bezahlen. Zumindest theoretisch. Denn das Feature funktioniert nur mit Mastercard-Kreditkarten und hierzulande gibt es noch keine Banken, die Zepp Pay unterstützen. Schade!
Langes Drücken der Krone startet gemäß Werkeinstellungen den Sprachassistenten Alexa. Du kannst aber auch eine andere Funktion auf diese Taste legen. Unter der Krone findet sich eine Schnellstarttaste, mit der du blitzschnell den Workout-Modus aktivieren kannst. Auch diese Hotkey-Funktion kannst du in den Einstellungen den eigenen Wünschen entsprechend anpassen. Schade ist, dass es nicht möglich ist, die untere Taste als „Zurück“-Taste zu verwenden. Egal in welchem Widget man sich gerade verloren hat, reicht das Drücken der Krone aber aus, um zum Startbildschirm zurückzukehren.
Akkulaufzeit: Gut!
Untersucht haben wir im Test der Amazfit Balance auch, wie sie sich hinsichtlich der Akkulaufzeit schlägt. Dabei sind wir auf rund sechs Tage mit eingeschaltetem Always-on-Display (AOD) und knapp acht Tage ohne aktives AOD gekommen. Der Hersteller selbst stellt bis zu 14 Tage bei einer typischen Nutzung in Aussicht. Eine derart lange Laufzeit konnten wir jedoch nicht erreichen. Eine Wiederaufladung der Uhr dauert über das mitgelieferte magnetische Ladekabel mit USB-A-Anschluss rund 75 Minuten.
Teil der Wahrheit ist aber auch, dass die Laufzeit einer Uhr immer von den gewählten Einstellungen abhängt. Wir haben die Amazfit Balance so eingestellt, dass der Touchscreen zwischen 22 und 6 Uhr grundsätzlich ausgeschaltet war. Rund um die Uhr kamen Pulstracking und Stresslevel-Überwachung zum Einsatz. Nachts während des Schlafs zudem eine Überprüfung der Blutsauerstoffsättigung (SpO2) und eine Überwachung der Atmungsqualität. Obendrein haben wir zwei- bis dreimal pro Woche ein etwa halbstündiges GPS-Tracking in den Alltag integriert.
Was kostet die Amazfit Balance Smartwatch?
Angeboten wird die Amazfit Balance in zwei Varianten. Einerseits kannst du die Smartwatch mit einem anthrazitfarbenen Gehäuse und Silikonarmband kaufen, aber auch in Hellgrau mit Nylon-Armband. In beiden Fällen liegt der unverbindliche Verkaufspreis (UVP) bei 249,90 Euro. Der nachfolgende Preisvergleich zeigt dir, wo du das Wearable gegenwärtig gegebenenfalls schon mit Rabatt kaufen kannst.
Fazit zur Amazfit Balance: Großes Display, starke Leistung
Rein optisch ist die Amazfit Balance mit ihrem großen, hellen Bildschirm und dem schlanken Alu-Gehäuse ein echter Hingucker. Und auch wenn es stellenweise noch Raum für Verbesserungen gibt, können auch die allgemein nutzbaren Funktionen der Smartwatch überzeugen. Das neue Feature zur Ermittlung der körperlichen Bereitschaft ist ein interessanter Mehrwert. Schade nur, dass der Bereitschafts-Score bisher nur einmal pro Tag ermittelt und nicht im Tagesverlauf an die körperlichen und mentalen Belastungen angepasst wird. Ein Schnäppchen ist die Uhr mit einem Preis von 250 Euro zwar nicht, allerdings muss man sich auch von dem Gedanken verabschieden, dass eine hochwertige Smartwatch der Gegenwart zu Preisen von rund 100 Euro zu haben ist.
Übrigens: Mit der Amazfit am Handgelenk zu telefonieren, ist kein Problem. Hast du die Uhr mit einem Android-Smartphone oder einem iPhone gekoppelt, kannst du Anrufe nicht nur am Handgelenk annehmen, sondern direkt von dort auch starten. Weniger gut gelöst: die Synchronisation von Push-Benachrichtigungen, die vom Smartphone auf die Uhr gespiegelt werden. Denn wenn eine Benachrichtigung auf der Uhr gelöscht wird, verschwindet sie nicht aus der Mitteilungszentrale des Handys. Umgekehrt bleibt eine Push-Nachricht auf der Uhr sichtbar, wenn sie auf dem Handy längst als gelesen markiert wurde. Hier liefern Anbieter wie Garmin und Fitbit spürbar mehr Komfort.
Vorteile Amazfit Balance
- schlichtes, zeitloses Design
- großes, helles Display
- präzises Herzfrequenztracking
- solide Akkulaufzeit von rund einer Woche
Nachteile Amazfit Balance
- Bereitschaftsanzeige wird nur unzureichend aktualisiert
- Zepp Pay in Deutschland und anderen Ländern Europas (noch) nutzlos
- keine Offline-Karten nutzbar
- App-Angebot ist sehr überschaubar
Hinweis: Für diesen Testbericht wurde die Amazfit Balance mit einem iPhone 15 Pro gekoppelt. Dabei kam auf der Uhr die Firmware-Version 3.15.10.1 zum Einsatz. Auf dem Smartphone haben wir die Zepp Health App in Version 8.2.6 verwendet.