Unabhängig vom Stromanbieter und den unbeständigen Preisen zu sein, ist ein Wunsch, den viele Menschen hegen. Bei den Preiserhöhungen, die unser Strom allein innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte erfahren hat, ist das kein Wunder. Im Jahr 2003 lag der Strompreis brutto noch bei durchschnittlich 12,49 Euro. Mit Bestandskunden-Preisen von bis zu 39,4 Cent pro Kilowattstunde hat er sich inzwischen mehr als verdreifacht. Doch wie autark kannst du mit Stromspeicher und PV-Anlage tatsächlich werden?
Autarkie-Rechner der HTW Berlin: Wie autark bist du wirklich?
Der Unabhängigkeitsrechner der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) stellt eine einfache Methode dar, deinen Autarkiegrad zu bestimmen. Ein Autarkiegrad gibt dabei an, wie unabhängig du von deinem Stromanbieter bist. Die vollständigen 100 Prozent solltest du dabei jedoch nicht erwarten. Tatsächlich ist es mit heutigen technischen Möglichkeiten besonders schwer und teuer, einen solch hohen Autarkiegrad zu erzielen. Für dich wäre ein solches Setup gar nicht wirtschaftlich. Besser ist es daher, wenn du versuchst, einen Autarkiegrad von 60 bis 80 Prozent mit deinem Stromspeicher und deiner Anlage zu erreichen. Liegen deine Anlage und dein Speicher in diesen Werten, besitzt du eine gut dimensionierte Anlage, die sich für dich auf lange Sicht rechnet.
Damit der Autarkie-Rechner der HTW dir eine Einschätzung geben kann, benötigt er lediglich drei Daten von dir. Die erste ist dein Jahresstromverbrauch, die zweite die Leistung deiner PV-Anlage und die letzte die Speicherkapazität deines Stromspeichers. Besitzt du keinen Stromspeicher, kannst du in die letzte Zeile auch 0 kWh eintragen, um dir den reinen Autarkiegrad deiner PV-Anlage bestimmen zu lassen. Da du bei dieser jedoch häufig deutlich mehr Strom einspeist, als du selbst verbrauchen kannst, mit Ausnahme von Balkonkraftwerken, fällt dein Autarkiegrad ohne Stromspeicher natürlich geringer aus.
Unabhängigkeit wird in zwei Kreisdiagrammen veranschaulicht
Der Unabhängigkeitsrechner liefert dir ein Bild von zwei verschiedenen Kreisdiagrammen, deren unterschiedliche Werte du mit der Maus ansehen kannst. Das linke Diagramm gibt dir einen Autarkiegrad in Prozent an. Werte zwischen 60 und 80 Prozent gelten hier bereits als gute Ergebnisse. Dein Autarkiegrad berücksichtigt dabei deinen Direktverbrauch in Gelb, die Entladung deines Stromspeichers in Grün sowie den Netzbezug von deinem Anbieter in einem dunklen Grau. Alles, was du von deinem Netzbetreiber beziehst, verringert deinen Autarkiegrad, während Batterieentladung und Direktverbrauch gemeinsam praktisch deine Autarkie verkörpern.
Das zweite Kreisdiagramm gibt dir eine genauere Übersicht über deinen Eigenverbrauchsanteil. Dein Direktverbrauch wird hier wieder gelb dargestellt, deine Batterieladung in hellgrün. Hier fällt dir sicherlich auf, dass dein Eigenverbrauchsanteil geringer ausfällt als dein Autarkiegrad. Das liegt daran, dass der Eigenverbrauch dabei nicht deinen Jahresbedarf und dessen Deckung berücksichtigt, sondern lediglich wie viel des Stroms, den deine PV-Anlage erzeugt, du direkt für dich selbst nutzt oder einspeicherst. Der dritte hellgraue Teil dieses Kreisdiagramms stellt deine Netzeinspeisung dar und dürfte in vielen Fällen den größten Anteil darstellen.
Diese Netzeinspeisung ist der Strom, den du nicht mehr gleichzeitig verbrauchen oder speichern kannst, weshalb er gegen eine Einspeisevergütung ins öffentliche Netz geht. Grundsätzlich ist es im Vergleich von deinen Anschaffungskosten her ideal, wenn du möglichst viel deines erzeugten Stroms selbst nutzen kannst. Die Einspeisevergütung fällt nämlich wesentlich geringer aus als die Kosten für jede Kilowattstunde Strom, die du beziehen musst. Investiere daher lieber in eine gut abgestimmte Kombination aus PV-Anlage und Stromspeicher anstatt in überdimensionierte Modelle.
Volle Autarkie bleibt kaum unerreichbar
In der Theorie könntest du bis zu 100 Prozent autark leben, in der Praxis ist das jedoch kaum umsetzbar. Die Kosten, die du aufbringen müsstest, um dich vollständig von deinem Stromanbieter loszueisen, sind viel zu hoch, als dass ein normaler Bürger sie sinnvoll aufbringen könnte. Mit einem guten Speicher und einer passenden PV-Anlage bist du bereits gut aufgestellt, doch allein dank der dunklen Wintermonate können beide Systeme deinen Bedarf nie ganzjährig allein decken. Um im Winter noch ausreichend Strom für all deine Geräte zu erzeugen, müsstest du viele Solarmodule anschließen und eine große Fläche damit füllen. Selbst dann könnte es noch immer geschehen, dass deine Anlage dank schlechter Wetterbedingungen einfach zu wenig Strom produziert. Rentabel oder wirtschaftlich ist das nicht. Wer höhere Grade an Autarkie erreichen will, muss daher häufig auf mehrere Energiequellen setzen. Gerade bei Windrädern für private Haushalte fallen die Investitionskosten jedoch höher aus als der Nutzen im Ertrag. Hier musst du für dich selbst entscheiden, ob dir deine Unabhängigkeit die hohen Kosten wert ist.