Filme im Fernsehen haben oft kürzere Spielzeiten als auf der Kinoleinwand. Liebhaber von einigen Horrortiteln denken nun gewiss daran, dass schlichtweg die blutigeren Szenen herausgenommen wurden, damit der Spielfilm zu anderen Sendezeiten laufen kann. Aber nicht immer steht hierbei eine Kürzung des tatsächlichen Filminhalts im Vordergrund.
Filme im Fernsehen kürzer: Geschnittene Szenen
Das Filmtitel einige ihrer Szenen einbüßen, damit sie zu einer günstigeren Sendezeit ausgestrahlt werden können, verwundert niemanden. Insbesondere Szenen, die im Zweifelsfalle als „jugendgefährdend“ eingestuft werden, müssen aus Filmen weichen. Dadurch wollen die Sender ein größeres Publikum erreichen. Bei einigen Filmen lässt sich das gut umsetzen. In anderen fragt man sich, ob sich die Ausstrahlung ohne diese Szenen überhaupt noch lohnt.
So lief das etwa bei der Actionkomödie „Kingsman: The Secret Service“ aus dem Jahr 2014. Eigentlich wurde der Film von der FSK für ein Alter ab 16 Jahren eingestuft. Das ließ sich für die Fernsehausstrahlung jedoch lösen, indem schlicht die Massaker-Szene aus der Kirche herausgestrichen wurden. So musste sich der Hauptdarsteller Colin Firth nicht wie im ungeschnittenen Spielfilm dort herauskämpfen. Ohne diese Szene konnte der Spielfilm ab 12 Jahren freigegeben ausgestrahlt werden und sicherte sich damit die begehrte Primetime-Sendezeit um 20:15 Uhr.
Ähnlich sieht es mit dem Film „American Sniper“ aus dem Jahr 2015 aus. Er wurde am 6. August 2021 um 20:15 zur besten Sendezeit ausgestrahlt. Damit der Film fernsehtauglich mit einer Freigabe ab 12 Jahren zur Hauptsendezeit gespielt werden kann, mussten beinahe 10 Minuten des Films entfernt werden. So sind von der Kürzung nicht nur einige Dialoge betroffen, sondern auch ganze Szenenblöcke, die länger als eine Minute im Original ausfielen.
Damit man Filmtitel wie diese zur bevorzugten Sendezeit abspielen kann, müssen also häufig ganze Szenen oder Dialogteile weichen. Grundsätzlich ist bei einem Actionfilm oder Horrorfilm, der um diese Sendezeit ausgestrahlt wird, davon auszugehen, dass man wahrscheinlich mit einer gekürzten Fassung konfrontiert wird. Ausnahmen bilden Filme, die bereits in ihrer Originalfassung ab 12 Jahren angesehen werden dürfen. Bei ihnen besteht keinerlei Bedarf, dass die Sender nachbessern müssen.
Kürzere TV-Filme: Der Grund dahinter ist simpel
Tatsächlich ist der häufigste Grund, warum Filme im Fernsehen kürzer sind viel simpler als gekürzte Filmszenen. Denn während man Kinofilme standardmäßig mit 24 Bildern pro Sekunde ausgestrahlt, senden deutsche Fernseher mit dem PAL-Standard. Aufgrund der verbreiteten PAL-Farbübertragung werden im Fernseher dargestellte Inhalte immer mit 25 Bildern pro Sekunde wiedergegeben. Diese Bildwiederholfrequenz übernahm man bei der Einführung des digitalen Fernsehens (DVB) ebenfalls. Wir bekommen also schlichtweg pro Sekunde ein zusätzliches Bild vom Film zu sehen und dadurch werden die gesamten vorhandenen Bilder des Films schneller abgespielt. Bei Spielfilmlängen wird der Unterschied daher in einigen Minuten Unterschied umso deutlicher.
Dadurch ergibt sich jedoch zugleich ein entsprechendes Problem. Damit der Ton weiterhin zum dargestellten Bild passt, muss man diesen ebenfalls schneller abspielen. Wird das nicht umgesetzt, kann es schnell zu einem asynchronen Ton kommen. Ein Phänomen, das sicherlich auch bei Fernsehsendungen ein Jeder schon beobachtet hat. Man sieht dabei die Lippen der Darsteller, die sich bewegen, aber das Gesagte setzt mit etwas Verzögerung ein. In solchen Fällen kann ein nicht passend nachbearbeiteter Ton schuld an der Zeitverzögerung sein.
Neben möglicherweise asynchronen Ton wirkt sich die schnellere Abspielung aber auch direkt auf den wiedergegebenen Ton aus. Durch die Beschleunigung wird dieser minimal höher wiedergegeben als im Kinooriginal. Der Effekt ist so klein, dass die meisten Menschen ihn nicht bemerken, wenn sie den Spielfilm im Fernsehen gucken. Wer jedoch beispielsweise den Original-Soundtrack mit der Fernsehübertragung vergleicht oder ein geschultes Ohr besitzt, bemerkt den Unterschied. Erfolgt eine solche Tonanpassung besonders schlecht, kann das zu sogenannten Tonartefakten wie beispielsweise Klirren oder Scheppern führen. Ein dafür häufig gelistetes Beispiel stellen die „Zurück in die Zukunft“-Filme dar.
Filme im Fernsehen kürzer: Kein auf Europa beschränktes Phänomen
Zum Glück, so muss man sagen, haben wir in Europa nur Abweichungen von einem Bild pro Sekunde. In den USA hingegen ist das Problem erheblich gravierender, denn aufgrund des NTSC-Farbübertragungssystems, den man dort und in Teilen von Ostasien verwendet, strahlt man zirka 30 Bilder pro Sekunde aus. Das führt dazu, dass Spielfilme dort wesentlich umständlicher umgewandelt werden müssen, um ihre Spielzeit annähernd beizubehalten.
Der Trick dahinter ist das geschickte Einschleusen von doppelten Bildern, die die Bilderanzahl so erhöhen und dafür sorgen, dass Filme annähernd Kinolaufzeit erreicht. Durch die doppelt gezeigten Bilder wirken Bewegungsabläufe auf den Betrachter jedoch weniger flüssig.
Auch das SECAM-Format, das als analoges Signal in Frankreich, Osteuropa, Russland und Teilen von Afrika verbreitet war, sendet ähnlich wie der PAL-Standard ebenso mit 25-Bildern pro Sekunde. Auch hier muss man Filme daher wie in anderen Teilen Europas mit einem Bild pro Sekunde mehr übertragen. Dadurch fallen sie entsprechend kürzer aus. Wenn also kein erkennbarer Grund für eine Kürzung des Films aufgrund der Altersfreigabe vorliegt, sind Variationen in der Filmlänge in der veränderten Bildanzahl der Ausstrahlung begründet.
Künstliche Filmverlängerung im Fernsehen
Hin und wieder sorgen Sender auch dafür, dass Filme länger ausfallen als sie das durch die schnellen abgespielten Bilder würden. Das liegt daran, dass die Gesamtspielzeit der Filme vorgibt, wie viele Werbepausen man in einem Film machen darf. So werden gern die letzten Sekunden eines Spielfilms vor der Werbepause auch nach der Pause wiederholt, um den Film insgesamt etwas zu verlängern. Dadurch lässt sich eine weitere Unterbrechung einbauen. Für Fernsehzuschauer hat das den Vorteil, dass man hört, wenn die Werbung endet und der Film weitergeht. Und das ohne, dass man direkt etwas von der neuen Handlung verpasst.