Ein Video zu produzieren, ist eine aufwendige Sache. Selbst für ein einfaches Filmchen lohnt es sich, sich im Vorfeld Gedanken zu machen und ein kleines Skript zu entwerfen, damit sich der Aufwand beim Erstellen in Grenzen hält. Wie vielversprechend sind da die neuartigen KI-Anwendungen? Einfach ein paar Stichworte als Kommandos in eine entsprechende Formularzeile eingeben und wenig später ist das Filmchen fertig, das versprechen zumindest die Anbieter.
Synthesia: Wo kommt der Typ mit dem Oskar her?
So wirbt Synthesia damit, dass weder Equipment noch Schnittsoftware oder Ähnliches benötigt wird. Doch schnell macht sich Ernüchterung breit, denn die gebotenen Möglichkeiten sind doch sehr begrenzt. Es werden eine Reihe von vorgefertigten Themes zur Auswahl gestellt, mit denen sich beispielsweise festlegen lässt, ob das Filmchen etwa zu Marketing-Zwecken, als Erklärvideo oder als Laudatio dienen soll. Im nächsten Schritt kann ein Text eingegeben werden, der jedoch lediglich einen Umfang von 200 Zeichen haben darf und von dem mit dem Theme verbundenen Charakter wiedergegeben wird. Synthesia lässt sich für kurze Einspieler auf Webseiten nutzen, das war’s dann auch schon.
Das Ergebnis selbst ist aber durchaus respektabel. Der kurze Text wird auf eine Sprecherfigur gerechnet, die diesen mit synchronen Lippenbewegungen und einem natürlichen Klang wiedergibt. Das sieht schon recht gut aus, doch auf den Hintergrund lässt sich kaum Einfluss nehmen – und was soll dieser Typ mit dem Oskar im Bild?
Designs AI: Finden KIs nicht die richtigen Bilder?
Während es bei Synthesia vor allem darum geht, ein menschliches Gesicht einen Text wiedergeben zu lassen, ist Designs AI schon deutlich umfassender. In einem Eingabefeld können bis zu 2500 Zeichen eingegeben werden, die als Basis für die einzelnen Sequenzen genutzt werden und schließlich als Untertitelung der Bewegtbilder dienen. Auch das Schriftdesign, also Schriftart und -farbe und Farbe des Hintergrunds können bearbeitet werden. Eine Reihe von vorgefertigten Auswahlmöglichkeiten helfen der KI bei der inhaltlichen Ausrichtung des Videos bzw. der entsprechenden Auswahl der Bewegtbilder. Allerdings wirken auch diese nicht wirklich passend gewählt.
Steve AI: Gelingt ein Video von einem Test?
Steve AI ist vom Prinzip vergleichbar mit Design AI: Auch hier werden eine Reihe von Parametern mithilfe von Vorauswahlen getroffen. Die Möglichkeit zur Texteingabe und zur Anpassung des Schriftdesigns sind ähnlich. Die Abstriche, die gemacht werden müssen, sind es aber auch. Wie bei Design AI wird nicht jede Sequenz wirklich schlüssig bebildert.
Eine Besonderheit von Steve AI stellt das Einbinden alternativer inhaltlicher Quellen dar. So können etwa Links zu Texten als Grundlage für die Erstellung eines Videos verwendet werden. Als kleiner Test wurde die künstliche Intelligenz mit dem Link zu unserem Test des Framework Laptops gefüttert. Das Ergebnis ist zwiespältig. Die wesentlichen Informationen werden der Ausgangsquelle entnommen und gut auf den Punkt gebracht. Die Auswahl der dazu servierten Bilder, die der Bilddatenbank Pixabay entnommen werden, kann nicht gänzlich überzeugen, auch was deren Bildqualität betrifft.
Und wer mehr als ein Video erzeugt, stellt schnell fest, dass die in den Hintergrund gelegte Musik stets die gleiche ist.
Längst nicht so automatisch wie gedacht
Allerdings zeigt dieser kleine Versuch schon, wie eingeschränkt die Funktionsweise der KIs für die Videoproduktion (noch) ist. In beiden Fällen ist ein ordentlich verfasstes Textchen die Basis. Einfach eine handvoll Stichwörter in ein Dialogfenster zu werfen und darauf zu hoffen, dass alles automatisch funktioniert, ist eine Wunschvorstellung, die sich am ehesten noch durch die Verwendung einer weiteren KI erreichen lässt: Man lässt sich von ChatGPT die Textanteile vorformulieren und nutzt diese dann fürs Video.
Anbieter wollen mit Webvideos Geld verdienen
Dennoch bleiben die Möglichkeiten begrenzt. Dialoge zwischen zwei Figuren werden genauso wenig geboten wie Einfluss auf die generierten Hintergründe. Wer also darauf gehofft hat, mit einer leistungsstarken KI abendfüllende Spielfilme ohne übermäßigen technischen Aufwand produzieren zu können, wird enttäuscht sein. Ob hier bereits technische Grenzen gestreift werden, lässt sich schwer einschätzen, denn die Angebote sind dafür letztlich nicht konzipiert. Sie sollen vor allem das Erstellen kleiner Web-Videos und -Animationen vereinfachen und entsprechenden Agenturen und Entwicklern ein neues Werkzeug an die Hand geben – das nach einer kurzen Probierphase bezahlt werden muss. Doch auch hier werden die Film- und Videoproduzenten noch nicht direkt arbeitslos.
Viel Hype, begrenzte Einsatzmöglichkeiten
Wer ein paar Ansprüche an das Filmchen stellt, würde sich zumindest Eingriffspunkte wünschen, um das Ergebnis zu korrigieren bzw. im eigenen Sinn nachzujustieren. Einem professionelleren Einsatz, für den die Angebote gedacht sind, fehlt damit eigentlich die Basis.