Bei Twitter herrscht Chaos. Nachdem Elon Musk den Microblogging-Dienst für einen Preis übernommen hat, den viele Experten als deutlich zu hoch einschätzen (44 Milliarden US-Dollar) – zum Vergleich: Meta, ehemals Facebook, legte für WhatsApp noch nicht einmal die Hälfte hin – geht es drunter und drüber. Plötzlich will Twitter für ein blaues Häkchen Geld sehen und verlangt eine monatliche Gebühr. Wohlgemerkt für ein Häkchen, das hinter dem Namen erscheint. Und während viele Nutzer und Werbekunden aufgrund der chaotischen Verhältnisse Twitter den Rücken kehren, freut sich ein anderer Microblogging-Dienst: das Twitter-Pendant Mastodon. Doch ist Mastodon nur ein Twitter-Klon, oder ist es eine Alternative? Wir haben uns die Plattform genauer angesehen.
Was unterscheidet Mastodon von Twitter?
Am 7. November 2022 trötete (das Pendant zum Twittern) der Mastodon-Gründer Eugen Roschko: „Hey, also, wir haben heute 1.028.362 monatlich aktive Nutzer im gesamten Netzwerk erreicht. 1.124 neue Mastodon-Server seit dem 27. Oktober und 489.003 neue Nutzer. Das ist ziemlich cool.“ Dabei ist Mastodon gar nicht neu. Den Microblogging-Dienst gebt es bereits seit 2016. Der Software-Entwickler Roschko gründete Mastodon 2016 in Jena.
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Im Vergleich zu Twitter ist Mastodon als dezentrales Netzwerk aufgebaut. Das heißt: Der Dienst basiert – ähnlich wie etwa die Kryptowährung Bitcoin – nicht auf einer zentralen Plattform, sondern besteht aus vielen verschiedenen Servern. Diese können bei Privatpersonen, Vereinen oder anderen Vereinigungen eigenverantwortlich betrieben werden und kommunizieren miteinander. Der Vorteil: Durch die Vernetzung von Computern an vielen Standorten ist bei einem Ausfall mehrerer Server die Kommunikation über Mastodon trotzdem möglich.
Tröten statt Twittern
Wer einen Account bei Mastodon erstellt, muss sich im Gegensatz zu Twitter also für einen Server entscheiden. Von dort kann man aber mit allen anderen Servern interagieren und auch jeder anderen Person im Netzwerk folgen, unabhängig davon, wo diese ihren Account angelegt hat.
Nachdem man sich für einen Server entschieden hat, muss man einen Nutzernamen vergeben. Da der Microblogging-Dienst aktuell „nur“ eine Million Nutzer hat (zum Vergleich: Twitter hat 1,3 Milliarden Twitter-Konten, wovon 330 Millionen aktiv sind), sind noch viele Profilnamen frei. Hat man einen Account angelegt, kann man sofort loströten. Ein Tröt darf 500 Zeichen lang sein – also fast doppelt so lang, wie bei Twitter (280 Zeichen). Neben der Home-Timeline, die dir Beiträge von Personen ausspuckt, denen du folgst, gibt es bei Mastodon aber auch die Community-Zeitleiste. Dort werden dir Posts von allen Benutzern angezeigt, die mit dir zusammen auf einem Server sind. Zudem gibt es einen Nachrichten-Reiter, hinter dem sich Nachrichten verbergen, die bei Mastodon am häufigsten geteilt werden.
Anschließend aber verschwimmen die Grenzen zwischen Twitter rund Mastodon. Auch bei der Twitter-Alternative können Nutzer die Tröts kommentieren, teilen und favorisieren. Es gibt eine Timeline, in der die Tröts all derer erscheinen, denen man folgt. Und auch beim Design gibt es nur wenig Unterschiede. Gut für alle, die Twitter verlassen und zu Mastodon wechseln. Denn so findet man sich schnell zurecht,
Twitter verlassen und zu Mastodon wechseln?
Momentan ist bei Twitter viel los. Viele Nutzer kommen, andere gehen. Doch der Wirbel dürfte sich bald legen. Sollte sich bei Twitter dann nichts Gravierendes ändern, also etwa, dass Musk jeden Nutzer zur Kasse bittet oder Funktionen hinter einer Bezahlschranke steckt, die bis dato kostenlos waren, wird es so weitergehen wie bisher.
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Bei Mastodon herrscht derzeit Goldgräberstimmung. Doch ob der Hype bestehen bleibt, ist fraglich. Dafür dürften die Unterschiede zu Twitter für die meisten Nutzer zu marginal sein. Zwar ist Mastodon von Natur aus besser anpassbar als Twitter und hat etwa einzelne Communities, wie man sie beispielsweise bei Reddit findet. Doch das Problem der Communties: Sie sind im Einzelnen noch zu klein. Der Vorteil von Mastodon: Aufgrund seiner Größe geht es dort noch deutlich familiärer zu als bei Twitter. Somit laufen weniger Tweets, oder Tröts, ins Leere.
Zudem dürfte es Otto-Normal-Nutzern von Microblogging-Diensten egal sein, ob Mastodon dezentral ist. Dabei lässt sich das zum Vorteil nutzen. Wer etwa einem Server mit höheren und enger gesetzten Leitplanken beitritt, kann so manche Belästigung umgehen. Im Übrigen ist es nicht so einfach, seine eigenen Freunde und Bekannte bei Mastodon zu finden. Es gibt aber Tools wie Debirdify oder Twitodon, die deinen Twitter-Account durchsuchen und dir anschließend zeigen, welche Follower und Nutzer, denen du folgst, auch bei Mastodon sind.