Laut Analysen der University of Cambridge verbraucht das Bitcoin-Netzwerk mehr Energie als alle Haushalte in der Schweiz zusammen. Der Grund dafür ist der hohe Stromverbrauch der Mining-Computer, die mit dem sogenannten „Proof-of-Work“-Algorithmus arbeiten. Das bedeutet, dass sie komplexe mathematische Berechnungen erstellen und lösen müssen, um Kryptowährungen schürfen zu können. Damit stellen die Blockchain-Netzwerke sicher, dass niemand Transaktionen fälscht und manipuliert.
Das Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz steigt und die Blockchain gerät aufgrund des vermeintlich hohen Energieverbrauchs in den Hintergrund. Mittlerweile gibt es aber auch viele Start-ups und Unternehmen, die zeigen, dass sich mit der Technologie auch Strom sparen lässt – mit alternativen Blockchain-Netzwerken.
Solarstrom-Handel in Australien
In Australien hat das Unternehmen Power Ledger ein Blockchain-Projekt für den Strommarkt entwickelt. Die Idee: Hausbewohner sollen untereinander ihren überflüssig produzierten Strom verkaufen und handeln. Am Ende soll das Projekt ein Gebiet so groß wie Deutschland abdecken.
Für einen ersten Versuch kaufen und verkaufen 20 Einwohner in der australischen Kleinstadt Busselton Solarstrom über die Blockchain. Das alles funktioniert – ganz nach den Vorteilen der Blockchain – ohne Mittelsmänner: Die Transaktionen, in diesem Fall die Stromkäufe, werden digital in einzelnen Blöcken dezentral gespeichert. Das spart Zeit, Kosten und verhindert Manipulation.
Die Haushalte werden mit speziellen Computer ausgestattet. Mit diesen können sie in Echtzeit ihren Energieverbrauch überwachen. Hat ein Bewohner zum Beispiel etwas von seiner Solarenergie übrig, könnte er es an einen Nachbarn verkaufen. Damit werden die Bewohner ihre Stromkosten langfristig gesehen senken und der Strom wird besser auf alle teilnehmenden Bewohner verteilt. Power Ledger hat noch weitere Pläne: Alle Teilnehmer sollen in Zukunft mit dem gewonnenen Strom auch Batterien aufladen können, etwa von Elektro-Autos.
Energiezertifikate auf der Blockchain speichern
Die Blockchain-Technologie könnte mit einer richtigen Anwendung einen bedeutenden Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten So ließen sich beispielsweise Energiezertifikate auf der Blockchain speichern. Die Technologie schafft Transparenz. Das wiederum ermöglicht es Konsumenten, dass sie jederzeit überprüfen können, wie, wo, und wann ihr Strom erzeugt wurde.
Die Technologie könnten sogar ganze Energiekonzerne ersetzen – über die Peer-to-Peer-Lösung. Private Stromerzeuger könnten den Ökostrom ohne Umwege direkt an den Verbraucher leiten.
Stromquellen aus erneuerbaren Energie könnten hohe Resonanz erlangen
Die Blockchain kann also eine große Menge an Datenströmen dezentral speichern. Anders als bei Atom- und Kohlekraftwerken geht der Strom von Wind- Solar und Biogasanlagen über unterschiedliche Plätze, Häuser und Länder.
Die Zertifizierung erneuerbarer Energien könnte sich durch einer Blockchain-basierten Anwendungen verbessern. Durch die Transparenz können umweltbewusste Verbraucher nachvollziehen, ob ihr Strom wirklich aus erneuerbaren Quellen wie Windkraft- oder Solaranlagen kommt. Das könnte das Bewusstsein für erneuerbare Energien bei Energieproduzenten und Bewohnern steigern. In Brasilien entwickelt das Energy-Intelligence-Unternehmen Fohat internationale Zertifikate für erneuerbare Energien, die den Ursprung des nachhaltigen Stroms belegt.
Die Energie Web Foundation (EWF) ist eine Non-Profit-Organisation, die ein dezentrales und digitalisiertes Energiesystem beschleunigen möchte. Das Ziel ist es, jedem Kunden am Energiemarkt teilnehmen zu lassen. Im August die EWF bekannt, dass ihr neuestes Mitglied „SunSpec“ dem Blockchain-Konsortium für erneuerbare Energien beigetreten ist. Das Ziel der Allianz ist es, mit der Blockchain Protokolle und Zertifizierungen zwischen Marken und Sonnenkollektoren zu standardisieren und ein weltweites Solarwachstum zu bewirken. Große Konzerne wie Tesla oder LG Electronics sind Partner von SunSpec.
Innogy rüstet Ladesäulen für E-Autos mit Blockchain aus
Auch große Energiekonzerne haben das Potenzial von Blockchain erkannt. Die Ökostromtochter von RWE Innogy kündigte an, mit dem Projekt „Share & Charge“ 1000 Ladesäulen für E-Autos mit der Blockchain-Technologie ausrüsten zu wollen. Die Vision dahinter: Die Technologie erkennt, wenn ein Kunde bezahlt hat. So fließt der Strom und der Erzeuger bekommt automatisch sein Geld. So können sich unterschiedliche Beteiligen wie Autofahrer, Stromerzeuger oder Ladesäulen miteinander vernetzen.