In diesem Artikel erfährst du, wie du vorgehen musst, wenn nach dem Werksreset eines Android-Smartphones die Zugangsdaten eines früher auf dem Handy befindlichen Kontos eingegeben werden müssen. Dahinter steckt der automatische Android-Geräteschutz „Android Device Protection“.
Der Artikel beinhaltet:
- Tipps und Anweisungen zur Vermeidung der Aktivierung des Geräteschutzes
- Anschauliche Erklärungen, wie man ein Google-Konto sicher von einem Smartphone entfernt
- Hilfe zur Wiederherstellung und Passwortrücksetzung des Google-Accounts
- Vorgehensweisen bei Erhalt eines gesperrten Gebrauchthandys
Android Device Protection
Mit der Einführung von Android 5.1 Lollipop 2015 hat Google in seinem Betriebssystem die sogenannte Android Device Protection alias Aktivierungssperre versteckt. Diese greift als Diebstahlschutz und wird aktiv, wenn Unbefugte das Handy manuell, also nicht über das Menü, auf die Werkseinstellungen zurücksetzen. Beim nächsten Neustart verlangt das System nun die Eingabe der Anmeldedaten (E-Mail und Passwort) des Google-Kontos, das sich vor dem Werksreset auf dem Gerät befand. Nicht zu verwechseln übrigens mit einer SIM-Lock und dem PIN, der beim Entsperren des Mobiltelefons eingegeben wird.
„Konto bestätigen: Das Gerät wurde zurückgesetzt. Melden Sie sich zum Fortfahren mit einem Google-Konto an, das zuvor auf diesem Gerät synchronisiert wurde.“ Android-Aufforderung
Die Funktion mag im Extremfall zwar höchst nervig sein, ist aber im Grunde sinnvoll, stellt sie doch einen Diebstahlschutz dar. Verbrecher können ein geklautes Android-Handy somit nicht einfach zurücksetzen – beispielsweise per Hard-Reset –, um es fortan wie ein Neugerät zu nutzen. Das verhindert die Google-Sperre. Beim Hard-Reset wird das Zurücksetzen auf Werkseinstellungen übrigens nicht über die Smartphone-Einstellungen, sondern über das Boot-Menü angestoßen. Ein Passwort / eine PIN ist hierfür nicht erforderlich.
Was aber, wenn man vor einer Neuaufsetzung des Geräts steht und nicht weiß, wie der Android-Geräteschutz gehandhabt werden soll? Wir geben Tipps dazu, wie du die Sicherheitsmaßnahme präventiv umgehen kannst und welche sicheren Maßnahmen Google anbietet, um das Handy wieder zu entsperren.
Tipp 1: Bei bewusstem Factory-Reset: Vorher Google-Konto entfernen
Willst du das Android-Handy auf die Werkseinstellungen zurückzusetzen, ist es eigentlich ganz einfach. Bei der ersten Aktivierung wird in der Regel ein Sicherungskonto eingerichtet, das Google-Konto. Selbst wenn E-Mails oder Apps aus dem Google Play Store keine Rolle spielen sollten, ist in den allermeisten Fällen ein solches Konto mit dem Handy synchronisiert.
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Um die automatische Geräte-Sperre nach dem geplanten Reset zu umgehen, muss ebendieses Google-Konto von dem Android-Mobiltelefon verschwinden. So lässt sich das Mobiltelefon entsperren, ohne, dass man ein Passwort eingeben muss. Selbst an die hinterlegte E-Mail-Adresse müssen sich Nutzer nicht erinnern. Relevant ist das allerdings nur, wenn ein Hard-Reset ansteht. Ansonsten verschwindet das installierte Google-Konto schlichtweg. Bei der neuen Einrichtung des Smartphones müssen die E-Mail-Adresse und das Passwort in diesem Fall nicht angegeben werden. Darum ist es auch wichtig, dass Nutzer ihr Telefon immer per beispielsweise PIN, Muster oder Fingerabdruck sichern. Ansonsten könnten Diebe den Werksreset über die Einstellungen starten und so den Google-Geräteschutz umgehen.
Google-Konto in den Einstellungen entfernen
Wurde das Konto vom Android-Mobiltelefon gelöscht, bleibt beim Zurücksetzten eine Passwortabfrage aus. Das gilt sowohl für einen Factory- als auch für einen Hard-Reset. Eine Sperre ist dann nicht vorhanden. Wird das Smartphone nun zurückgesetzt, ist das Gerät somit ungeschützt und kann beim Neustart wie ein Neugerät eingerichtet werden. Nutzer können also eine neue E-Mail-Adresse und ein neues Passwort auswählen.
Dieses Vorgehen empfiehlt sich insbesondere, wenn du das Mobiltelefon verkaufen möchtest – zum Beispiel über eBay, sozialen Medien oder im Bekanntenkreis. Danach können Nutzer das Gerät bedenkenlos zurücksetzen.
Tipp 2: Google-Passwort vergessen: Die Google Account-Wiederherstellung
Oft behält man sein Handy mehrere Jahre. In dieser Zeit gerät der – anfangs vielleicht in Hast angelegte – Google-Account in Vergessenheit. Nun soll das Handy neu aufgesetzt werden. Greift dabei die Android Device Protection, lässt sich das auf die Werkseinstellungen zurückgesetzte Handy nicht mehr entsperren.
Googles Diebstahlschutz ist engmaschig und will immer auf Nummer sicher gehen. Umgehen lässt sich die Geräte-Sperre also nicht. Für den Normalnutzer bleibt nur noch der Weg über die unbequeme Konto-Wiederherstellung, die Google anbietet. Durch ein Geflecht von Fragen verifiziert das System, dass vor dem Smartphone der rechtmäßige Konto-Eigentümer sitzt. Ist eine Handynummer hinterlegt, ist das Ganze einfacher. Vorausgesetzt, man hat Zugriff auf ein Handy, das nicht das zwischenzeitlich gesperrte Gerät ist. Alternativ lässt sich auch eine zuvor hinterlegte E-Mail-Adresse zum Entsperren nutzen.
Wenn alle Stricke reißen, fordert Google die Nutzer auf, eine E-Mail-Adresse anzugeben, unter der man erreichbar ist. In der Zwischenzeit will das Unternehmen die Anfrage prüfen. Ohne die genannten Angaben dürfte es allerdings schwer werden, das Konto zu entsperren. Und selbst im besten Fall kann Google eine Verzögerung von mehreren Stunden bis zu mehreren Tagen einbauen.
Zweite E-Mail als Absicherung
Eine letzte Möglichkeit, sich frühzeitig abzusichern, existiert allerdings dennoch. So können sich Nutzer mit einer alternativen E-Mail-Adresse – also einem zweiten Google-Konto – anmelden. Für Android macht es nämlich keinen Unterschied, welches der zuvor auf dem Gerät hinterlegten Konten zum Freigeben des Smartphones genutzt wird. Sollte man sein Passwort respektive die verknüpfte E-Mail-Adresse vergessen haben, kann man sich somit des zweiten oder gar dritten Kontos bedienen und den Geräteschutz aufheben.
Achtung: Hat man das Passwort seines Google-Kontos wiederhergestellt respektive zurückgesetzt, sollte beachtet werden, dass nun ein weiterer Sicherheitsmechanismus von Google greift. Nach erfolgreicher Änderung des Passworts – zum Beispiel durch die Account-Wiederherstellung und -Verifizierung – ist der Handy-Werksreset mit diesem Google-Konto erst einmal 72 Stunden lang gesperrt und kann nicht gestartet werden.
Tipp 3: Gesperrtes Gebrauchthandy wiederherstellen
Bei einem Gebrauchthandy, auf dem der Vorbesitzer sein Konto nicht gelöscht hat, gibt es keinen Weg, das Gerät alleine wieder instand zu setzen, sprich: zu entsperren. In diesem Fall solltest du den Vorbesitzer konsultieren, damit dieser sein Passwort verrät. Danach sollte sichergestellt werden, dass das Vorbesitzer-Konto vollends entfernt und ein eigenes Google-Konto auf dem Gerät eingerichtet wird. Der Vorbesitzer tut dann natürlich gut daran, seine Zugangsdaten aus Sicherheitsgründen zu ändern und sich ein neues Passwort anzulegen.
Ist der Vorbesitzer aus unerfindlichen Gründen nicht erreichbar oder hat sein Passwort vergessen, bleibt, nachdem das Smartphone bereits zurückgesetzt wurde, nur noch der Weg zum Hersteller. Hier ist allerdings nicht Google als Bereitsteller des Betriebssystems samt Geräteschutz-Funktion gemeint, sondern der tatsächliche Hersteller des gesicherten Smartphones. Zum Beispiel Samsung, Xiaomi, Vivo oder ZTE. Anschließend musst du eine Freischaltung respektive Rücksetzung veranlassen. Das heißt, der Hersteller spielt das von ihm modifizierte Android-Betriebssystem aus den eigenen Ressourcen neu auf das Handy, der Geräteschutz erlischt. Unter Umständen kann dies jedoch als Dienstleistung Kosten verursachen, denn die Herstellergarantie ist bei Gebrauchthandys meist ausgelaufen.
Weitere Tipps: Geräteschutz „OEM-Entsperrung“ vor dem Werksreset aktivieren
Die Android Device Protection ist eine eher unbekannte Sicherheitseinstellung auf Google-Smartphones. Viele Nutzer stoßen erst gar nicht auf die aktivierte Funktion. Auf herkömmlichem Wege lässt sie sich nämlich nicht aufrufen, modifizieren oder gar deaktivieren.
Um hier Hand anzulegen, muss man die Option „OEM-Entsprrung aktivieren“ auswählen. Diese findet man allerdings erst, wenn man das Handy zum Entwickler-Handy macht. Dies geht, indem man in den Geräteinformationen (oftmals auch: „Über das Telefon“) sieben Mal auf die Fläche „Build-Nummer“ tippt. Es erscheint ein Hinweisfeld „Du bist jetzt Entwickler“. In den freigeschalteten Entwickler-Optionen ist die bereits erwähnte Funktion „OEM-Entsperrung aktivieren“ auswählbar. Nach einem Warnhinweis ist der Geräteschutz nun deaktiviert und man kann das Android-Mobiltelefon zurücksetzen. Aber auch dieser Weg ist nur dann von Erfolg gekrönt, wenn der Vorgang vor der Rücksetzung erfolgt. Nachträglich lässt sich die OEM-Entsperrung nicht aktivieren und der Geräteschutz somit auch nicht deaktivieren.
Apple iPhone Sperre
Auch der größte Android-Konkurrent, Apple, hat mit der „Aktivierungssperre“ ein ähnliches Feature in petto. Hier wird man jedoch vor dem Zurücksetzen gezwungen, sein Apple-ID-Passwort einzugeben und die Sperre auf diesem Wege zu deaktivieren. Beim Zurücksetzen über einen PC oder Mac entfällt diese Abfrage jedoch und die Sperre greift. Deaktivieren lässt sich der iPhone-Schutz nach dem Werksreset genauso wie bei Android: Der Nutzer muss die Apple-ID und das Passwort eingeben, die auch ursprünglich auf dem Gerät vorhanden waren. Ferner verfügen Apple-Geräte ab iOS 11 über eine Zwei-Faktor-Authentifizierung. In diesem Fall lässt sich die iPhone-Sperre nur mit einem zuvor festgelegten Gerätecode deaktivieren.
Unterm Strich: Google-Geräteschutz
Es ist offensichtlich: Der automatische Google-Geräteschutz kann mitunter nervig sein, bringt einen größeren Aufwand und teils Verzögerungen mit sich. Allerdings hat Google hier, wenn auch nicht prominent kommuniziert, eine wirksame Datenschutz-Methode eingeführt, die einen Handy-Diebstahl weitgehend sinnlos macht. Der Dieb kann ein gestohlenes Handy mit Geräteschutz nämlich weder selbst benutzen noch vollwertig weiterverkaufen. Umso sorgsamer solltest du also die eigenen Daten behandeln. Vor allem sollte dir bewusst sein, dass das Google-Konto im Hintergrund weit mehr Funktionen erfüllt, als sämtliche Daten auszuspähen und an den Großkonzern zu vermitteln.