Viele Nutzer glauben, wenn Dateien nicht dauerhaft auf dem Computer gespeichert werden, wie es beim Streaming der Fall ist, liegt keinerlei Urheberrechtsverletzung vor. Lange Zeit waren auch Gerichte dieser Ansicht. Der Europäische Gerichtshof hat diese Ansicht im Jahr 2017 widersprochen und entschied, dass selbst Streaming das Urheberrecht verletzen kann.
Satte Strafen drohen: Risiken beim Streaming erkennen
Bei kostenlosen Streaming-Angeboten ist für Nutzer nicht immer ersichtlich, ob man die Inhalte rechtens zur Verfügung stellt. So kann es schnell geschehen, dass man unabsichtlich das Urheberrecht verletzt. Unglücklicherweise gilt im deutschen Gesetz auch eine unbeabsichtigte Verletzung des Urheberrechts noch immer als eine solche und kann mit hohen Geldstrafen belegt werden. So können auf dich schnell Summen von mehreren hundert Euro zukommen. Doch auch, wenn das Gerichtsurteil des Europäischen Gerichtshofs (Az. C-527/15) Nutzer in die Verantwortung nimmt, gibt es zugleich einen Rahmen vor. So ist das Streaming laut EuGH nur dann illegal, wenn der Nutzer hätte erkennen können, dass er beim Streamen auf eine illegale Quelle zugreift. Allerdings bleibt offen, wann genau dies in der Auffassung des EuGH der Fall ist.
Anhaltspunkte gibt es dennoch. Ein wichtiger Faktor dafür, wie illegal der Zugriff eingestuft werden sollte, ist die Aktualität der Inhalte. Handelt es sich dabei um Filme oder Musik, die sonst nur kostenpflichtig angeboten werden, solltest du misstrauisch sein. Bevor du dir einen kostenlosen Film ansiehst, kann ein Check bei gängigen Übersichtsseiten wie „Wer streamt es“ hilfreich sein. Siehst du dort, dass der Film bei Sendern wie Prime Video oder Sky nur gegen Bezahlung erhältlich ist, solltest du vom Streaming absehen. Ähnliches gilt für aktuelle Livestreams und Sportevents wie Formel-1-Rennen oder Spiele der Fußball-Bundesliga. Hier solltest du auf Streaming verzichten, wenn es sich um keine dir gut bekannte Streaming-Quelle wie einen Livestream von ZDF oder ARD handelt.
Illegale Streaming-Portale erkennen
Ein illegales Streaming-Portal kannst du am besten daran erkennen, wenn du siehst, dass aktuelle Kinofilme kostenlos angeboten werden. Ebenso solltest du misstrauisch bei allen Inhalten werden, die den Anschein erwecken, dass man sie direkt von einer Kinoleinwand abgefilmt hat. Weitere Hinweise kannst du erkennen, wenn der Anbieter im Ausland sitzt, auf seiner Webseite ein Impressum fehlt oder sich keinerlei Kontaktmöglichkeiten wie ein Kundenservice finden lassen. Anders sieht es hingegen bei Abonnements aus, die du selbst abgeschlossen hast. Wird ein Film zum Ansehen etwa auf Netflix angeboten, kannst du unbesorgt davon ausgehen, dass Netflix auch über die Rechte zur Ausstrahlung verfügt. Auch bei der Videoplattform YouTube dürfen Nutzer davon ausgehen, dass es sich bei den hochgeladenen Inhalten um erlaubtes Streaming handelt.
Kann illegales Streaming nachverfolgt werden?
Ja, das ist in der Theorie möglich. Jedem mit dem Internet verbundenen Gerät wird eine IP-Adresse zugeordnet. Dafür ist es unerheblich, ob es sich um einen Computer, ein Smartphone oder ein Tablet handelt. Erfasst man illegales Streaming, so kann man über die IP-Adresse ermitteln, wem der Anschluss gehört, über den jemand die Rechtsverletzung beging. Dieser wird dann zunächst als Täter vermutet und muss glaubhaft versichern, dass er die Rechtsverletzung selbst nicht begangen hat. Hierfür genügt es nicht, die eigene Unschuld nur zu beteuern. Man ist ebenso verpflichtet, eigenständig zu ermitteln, wer stattdessen über den eigenen Anschluss als Täter infrage käme. Da man bei der Nachverfolgung von illegalem Streaming jedoch einen hohen Aufwand betreibt, praktiziert man sie weniger als die Verfolgung illegaler Downloads.
Auf diesen Seiten kannst du Inhalte gefahrlos ansehen
Du kannst dich auf die sogenannte Rechtmäßigkeit eines Angebots verlassen, wenn es sich um ein kostenpflichtiges Streaming-Portal handelt. Diese haben die Nutzungsrechte selbst erworben, sodass sie angebotene Filme, Serien oder Musik verwerten dürfen. Zudem zahlen diese Streaming-Portale Gebühren an die GEMA, sodass der Urheber der Werke finanziell entlohnt wird. Solche legalen Streaming-Anbieter sind Plattformen wie Netflix, Sky, Amazon Prime Video, Disney+, Maxdome oder RTL+. Auch in Mediatheken von öffentlichen Sendern wie ARD und ZDF kannst du bedenkenlos Spielfilme und Serien ansehen.