Stößt man auf den Begriff „OLED-Einbrennen“ oder „OLED-Burn-In“, so ist damit nichts anderes gemeint, als dass sich bestimmte Bildinhalte oder Grafiken dauerhaft als Schatten auf dem Display abzeichnen. Angesichts des Geldes, das man in einen OLED-TV investiert, ist das eine furchtbare Vorstellung für jeden TV-Besitzer. Aber ist das Risiko heute noch immer groß?
OLED-Burn-In in der Testserie mit Geräten aus 2016/2017
Im Jahr 2019 wurde ein ausführlicher Test mit OLED-TVs aus den Baujahren 2016/2017 von rtings.com durchgeführt. Um einen möglichst langen Gebrauchszeitraum zu simulieren, nutzte man die TV-Modelle dafür über ein Jahr lang intensiv 20 Stunden täglich. Dabei wurden die 20 Stunden jedoch in 5-Stunden-Blöcke unterteilt, um kein völlig unrealistisches Szenario darzustellen. Getestet hat man hierbei sowohl Fernsehprogramme als auch Spiele wie etwa Call of Duty WW2 sowie FIFA 18.
Das Ergebnis der Untersuchung zeigte, dass lange Perioden von statischen Inhalten in permanenten Burn-In-Effekten in den Modellen resultieren. TV-Geräte, die jedoch variablen Inhalt gezeigt hatten, zeigten nach über 5.000 Stunden Betriebsdauer noch immer keinerlei Probleme bei der Darstellung von normalen Inhalten. Da davon auszugehen ist, dass die meisten Leute sich wohl unterschiedliche Inhalte am Fernseh-Modell ansehen werden, kamen die Tester zu dem Schluss, dass bei diesen Geräten kein Burn-In-Effekt zu erwarten ist.
Fernseh-Geräte, die jedoch über eine längere Zeit statische Inhalte wiedergeben, laufen hingegen Gefahr, einem solchen Einbrennen zu unterliegen. Das betrifft vor allem Geräte, in denen über viele Stunden Nachrichten laufen, die über statische Einblendungselemente beziehungsweise Senderlogos in höherer Helligkeit verfügen. Oder aber Videospiele mit hellen, statischen HUD-Elementen.
Dabei spielte laut Testergebnis auch die gesamte Helligkeit der dargestellten Inhalte eine Rolle. So zeigte der OLED-TV, der den Nachrichtensender CNN TV auf höchster Helligkeit ausstrahlte, größere Burn-In-Effekte als das Modell, das CNN TV in einer Helligkeit von 200 Nits darstellte. Daraus lässt sich schließen, dass die Gefahr von Burn-In-Effekten bei OLED-Modelle, die vielen statischen Bildern über eien längeren Zeitraum ausgesetzt sind, höher ist, als Modelle, bei denen es nicht zur langen Darstellung unveränderlicher Elemente kommt.
OLED-Burn-In bei Geräten ab 2018
Im Anschluss an die Testreihe von rtings.com veranstaltete auch hdtvtest.co.uk einen eigenen OLED-Burn-In Testlauf, der sich über ein Jahr erstreckte. Um eine längere Nutzungsdauer zu simulieren, wurden die OLED-TVs dabei 20 Stunden täglich betrieben. Die restlichen vier Stunden des Tages blieben reserviert, um den OLED-Modellen zu ermöglichen, die notwendige Bildschirmpflege im Standby-Modus zu betreiben. Natürlich sieht ein normaler Fernsehnutzer keine 20 Stunden täglich fern. Die Zeitspanne von 20 Stunden wählte man explizit so, um eine viel längere durchschnittliche Nutzungsdauer zu simulieren.
Um einem echten Nutzungsverhalten so nahe wie möglich zu kommen, nahmen die Tester Anpassungen vor. Die 20 Stunden Laufzeit wurden in mehrere 4-Stunden-Blöcke gepackt. Diese konnten mithilfe von Smartphone-Apps, Smart-Fernbedienungen und einem intelligenten Rekorder passend programmiert werden. Ebenso sorgte man dafür, dass es Senderwechsel zwischen den Sendern BBC, Channel 4 und ITV gab. Die Einstellungen der Geräte selbst blieben im Auslieferungszustand, um einen Einfluss auf die Burn-In-Entwicklung auszuschließen.
Nach über einem halben Jahr konnte der Tester Vincent Theo keinerlei Veränderungen am Testgerät LG OLED E8 feststellen. Das Ergebnis des Tests war, dass nach einem halben Jahr Dauerschleife von Channel 4, BBC und ITV mit den Standardeinstellungen der Geräte keine Abnutzung der Pixel feststellbar waren. Das führte der Tester vor allem auf die Technik der 2018er-Geräte zurück. OLED-TVs ab dem Jahr 2018 scheinen damit weniger anfällig für Burn-In-Effekte zu sein als ihre Vorgänger.
Integrierte Herstellermaßnahmen gegen OLED-Burn-In
Natürlich haben auch die Hersteller reagiert und in heutigen OLED-Geräten passende Schutzmaßnahmen integriert. So sorgen etwa Pixelshift-Optionen dafür, dass es zu leichten Variationen des Bilds im Gebrauch kommt. Für den Anwender sind die minimalen Pixelbewegungen dabei kaum zu erkennen, sodass das TV-Erlebnis ungestört bleibt. Ebenso erkennen OLED-Modelle heutzutage Senderlogos und reduzieren die Helligkeit, mit der diese dargestellt werden. Somit verringert sich das Risiko, dass sich TV-Logos in das Bild einbrennen können.
In den Untermenüs der OLED-TV-Modelle kann man zudem Bildschirm-Reinigungssoftware finden, die in von Herstellern vorgegebenen Zeitabständen durchgeführt werden sollte. Diese verringert das Risiko von OLED-Burn-In-Effekten zusätzlich, in dem sie eine gründlichere Bereinigung der Bildpixel vornimmt als der Standby-Reinigungsmodus. Das heißt jedoch nicht, dass es sich empfiehlt diese Software besonders häufig zu verwenden. Da ein übermäßiger Gebrauch die Lebenserwartung des Modells reduziert, sollte man davon absehen.
Einbrennen oder Nachbild?
In den meisten Fällen handelt es sich bei einem befürchteten OLED-Burn-In in Wahrheit um ein Nachbild, das nach der TV-Nutzung zurückgeblieben ist. Um solche Nachbilder zu bereinigen, muss ein OLED-TV in den Standby-Modus geschaltet werden, damit er seine Pixelreinigung durchführen kann. Schaltet man einen OLED-TV direkt vollständig aus nach dem Betrieb, verwehrt man ihm damit die Möglichkeit, sein Display zu pflegen und setzt ihn damit einem höheren Risiko für Burn-In aus.
Burn-In – keine übermäßige Bedrohung mehr
Wer also über einen OLED-TV ab dem Baujahr 2018 verfügt und darauf achtet, keinen zu statischen Inhalt über zu lange Zeit auf seinem TV abzuspielen, braucht sich heutzutage weniger um den OLED-Burn-In zu sorgen. Dennoch sollte man die Pflegehinweise der TV-Hersteller zu ihren Modellen beachten, damit man sich möglichst lange am OLED-Modell erfreuen kann. Langzeittests bewiesen in der Zwischenzeit zu dem, dass nicht nur OLED-TVs an dem Problem leiden. Ähnliche Effekte können auch in anderen Displayarten auftreten, wenn sie ähnlich extremen Bedingungen ausgesetzt sind.