Das Smartphone ist ein Alleskönner. Das klassische Telefon hat es längst abgelöst, MP3-Player gibt es im Prinzip nur noch auf dem Flohmarkt und die Navigation mit einer gedruckten Karte ist ein Relikt aus einer anderen Zeit. Auch beim Handwerken übernimmt das Smartphone immer mehr Aufgaben, und das nicht nur, weil der Notizblock immer griffbereit ist. Das Smartphone soll noch viel mehr können: Mit seinen Sensoren und Kameras soll es auch klassische Messmittel überflüssig machen.
Von einfachen Tools bis zu komplexen AR-Anwendungen
Ganz neu ist das alles nicht. Bereits 2016 präsentierte Google gemeinsam mit Lenovo das Project Tango, das der Augmented Reality auf dem Smartphone den Weg bahnen sollte. Bei der Vorstellung wurde unter anderem gezeigt, wie einfach sich die Welt am Bildschirm vermessen lässt, eine Idee, die von vielen App-Entwicklern aufgegriffen wurde. Technische, deutlich einfacher gestrickte Anwendungen haben sich als Werkzeuge bereits etabliert.
Lineal in der Tasche
Dies gilt zuerst für das Lineal. Das Messen von Längen stellt für das Smartphone erst mal keine große Hürde dar. App-Entwickler blenden auf dem Bildschirm eine entsprechende Zentimeter- oder (wahlweise) auch Inch-Skala ein, und fertig ist das Lineal. Zur genaueren Messung lassen sich auf dem Bildschirm Markierungen setzen. Je nach App werden Genauigkeiten bis zu einem Zehntel-Millimeter geliefert. Allerdings sind die Möglichkeiten bei den schlichten Anwendungen begrenzt: Gemessen kann, was der Bildschirm hergibt. Die messbaren Längen sind zudem begrenzt, lediglich das Lineal von JRSoftWorX kann bis zu 50 cm darstellen. Dazu kann einfach die Skala verschoben werden. Allerdings ist es alles andere als trivial, das Smartphone so zu verschieben, dass die gewünschte Länge auf dem Lineal auch korrekt abgebildet wird.
Längenmessung ist eine komplexe Aufgabe
Apples Maßband-App liefert im Messbereich eines klassischen Lineals gute Ergebnisse, ist jedoch über den oben beschriebenen Lineal-Apps angesiedelt. Über den Kamera-Bildschirm können in Raum Punkte festgelegt und die Längen beziehungsweise Distanzen zwischen ihnen ausgemessen werden. Und das funktioniert vergleichsweise zuverlässig, wobei schon ein Grundproblem für die Genauigkeit offenkundig wird: Es fällt nicht immer leicht, den gewünschten Punkt auf dem Smartphone-Bildschirm zu treffen, insbesondere wenn diese weiter entfernt sind.
Hinzu kommt, dass so manche App nicht nur schwer zu steuern ist, sondern darüber hinaus erhebliche Ungenauigkeiten beim Ergebnis liefert. Was auch nicht weiter verwunderlich ist: Für die Messungen wird lediglich die Kamera genutzt. Die Bilddaten auf Entfernungen nur damit zu errechnen ist nicht ganz trivial, schließlich gibt es keinen definierten Referenzpunkt, der als Maßstab genutzt werden könnte. Daher müssen die Smartphones für eine Art Überblicksscan vorab zumeist etwas im Raum bewegt werden.
Unter Android gestaltet sich die Auswahl unübersichtlicher. Einen eigenen Dienst, die Google Measure App, hat die Softwareschmiede Mitte 2021 eingestellt. Es gibt ein breites Angebot, wobei eine ganze Reihe der Anwendungen mit einem Abo-Modell verknüpft sind und erst nach Abschluss den vollen Funktionsumfang öffnen. Das grundlegende Problem ist jedoch das gleiche wie bei Apples Maßband: Um die gewünschten Messpunkte auf dem Bildschirm festzulegen, wird viel Fingerspitzengefühl benötigt. Und selbst dann ist es für die jeweilige App immer noch kein leichtes den tatsächlich gewünschten Punkt auch zu treffen. Manche Mess-App bietet für die genauere Punktsetzung eine Lupenfunktion.
Wenn es wirklich genau werden soll, führt kein Weg an klassischen Messgeräten, wie Zollstock oder Maßband, vorbei. Für ein grobes Abmessen sind die Möglichkeiten jedoch ausreichend.
Für Bestimmung größerer Entfernungen ungeeignet
Gänzlich an Grenzen stoßen Smartphones, wenn sie größere Distanzen zuverlässig bemessen sollen. Bei der Nutzung selbst wird das Festlegen der Messpunkte aufgrund der anderen Größenverhältnisse noch schwieriger. Und auch die Genauigkeit nimmt derart ab, dass die Messergebnisse im Prinzip nur grobe Anhaltspunkte sein können. Selbst das iPhone muss an dieser Stelle die Waffen strecken.
Wasserwaagen funktionieren zuverlässig
Eines der Messgerätschaften, das im beruflichen wie privaten Umfeld nicht ganz so schnell zu Hand ist, aber letztlich unerlässlich ist, um Dinge ins Lot zu bringen, ist die Wasserwaage. Mithilfe der Lagesensoren können problemlos korrekte Anzeigen ausgegeben werden. Dementsprechend finden sich im Google Play Store eine Vielzahl von passenden Apps. Sie unterscheiden sich hinsichtlich der Oberfläche, verfolgen aber im Prinzip allesamt den gleichen Weg. Ungenauigkeiten entstehen noch am ehesten durch die Bedienung. Schon eine Schutzhülle wie klassische Bumper können die Genauigkeit beeinflussen. Letztlich ist die Entscheidung für eine App nicht zuletzt eine individuelle Geschmackssache. Eine Erkenntnis lässt sich schlussendlich aber gewinnen: Je farbenfroher die Darstellung, desto stärker leidet die Ablesbarkeit im praktischen Alltag.
Da die Apps vergleichsweise simpel gestrickt sind, bieten sie die Entwickler zumeist kostenfrei (für Android) an. Werbeeinblendungen musst du dafür in Kauf nehmen. Bei seinen iPhones gibt sich Apple fürsorglicher. Eine Wasserwaagen-App gehört zu den im Softwarepaket enthaltenen Dienstprogrammen. Sie heißt Maßband, was darauf hinweist, dass auch Längen gemessen werden können und verfügt über ein moderne und dennoch funktionale Oberfläche. Und wem das nicht gefällt, der findet im App Store eine vergleichbare Auswahl, teils mit gleichen Apps.