Mit immer mehr Smartphones lässt sich eine Langzeitbelichtung erstellen. Maximale Belichtungszeiten bis zu 30 Sekunden sind keine Seltenheit mehr. In dieser Zeit wird der Sensor belichtet – ein digitales Bild entsteht. Bei manchen Handy-Modellen lässt sich die Belichtungszeit sogar komplett frei wählen: So lässt sich das Smartphone auch gen Himmel ausrichten, um über mehrere Minuten oder Stunden Sternspuren zu fotografieren.
Ob Samsung, Huawei, OnePlus oder Xiaomi: Fast alle Hersteller bieten Smartphones an, mit denen eine Langzeitbelichtung im manuellen Modus möglich ist. Das eine oder andere Modell besitzt sogar spezielle Modi für Lichtzieher oder „weiches Wasser„.
So funktioniert eine Langzeitbelichtung
Von Langzeitbelichtung spricht man in der Fotografie, wenn die Belichtungszeit, also die Zeit, in der der Bildsensor ein Bild aufzeichnet, mehrere Sekunden beträgt. Im Normalfall nimmt der Sensor in einer Smartphone-Kamera ein Bild in einem Sekundenbruchteil auf. Bei viel Licht werden Verschlusszeiten von 1/1000 Sekunde erreicht; in Innenräumen, bei weniger guten Lichtbedingungen, beträgt die Verschlusszeit auch mal 1/10 Sekunde.
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Es lässt sich festhalten: Je dunkler es ist, desto länger muss der Sensor belichtet werden, um ein Abbild der Realität zu erzeugen. Es wird also mit zunehmender Dunkelheit immer schwieriger, ein scharfes Bild zu bekommen, da man das Smartphone während des Belichtungsvorgangs eine längere Zeit ruhig halten muss. Nicht jedem gelingt das. Um dagegen zu wirken, bringen einige Hersteller optische Bildstabilisatoren in ihren Kameramodulen unter und machen den Sensor mithilfe höhere ISO-Werte empfindlicher – das aber ist ein anderes Thema und würde den Rahmen des Themas sprengen.
Das brauchst du für eine Langzeitbelichtung
Ohne Stativ geht bei solchen Belichtungszeiten fast nichts. Da du das Smartphone mehrere Sekunden in einer Position halten musst, um ein scharfes Bild aufzunehmen, empfehlen wir, das Handy zu fixieren. Am besten funktioniert eine Langzeitbelichtung mit einem solchen Stativ, das es für rund 15 Euro gibt. Du kannst aber auch einen Selfie-Stick als Stativ zweckentfremden, indem du diesen etwa an einem Tischbein mit ein paar Kabelbindern oder etwas Klebeband befestigst. Hast du beides nicht zur Hand, kannst du versuchen, das Smartphone irgendwo aufzustellen beziehungsweise es an einen anderen Gegenstand anzulehnen. Die Ergebnisse werden aber nie so gut, als würdest du von einem Stativ aus fotografieren.
Wie eingangs erwähnt, haben viele Smartphones serienmäßig Langzeitbelichtungs-Funktionen an Bord. Ist dein Handy aber nicht mit solchen Fähigkeiten ausgestattet, kannst du den Funktionsumfang per App erweitern. Für das iPhone etwa gibt es die „Slow Shutter Cam“ oder die „ProCam 8„. Für Android gibt es im Play Store zwar unzählige Kamera-Apps. Jedoch ist keine zu empfehlen. Du kannst Anwendungen wie „Camera FV-5 Lite“ zwar ausprobieren. Die Ergebnisse lassen aber zu wünschen übrig. Als Letztes brauchst du eine Idee für eine Langzeitbelichtung. Wir geben dir nachfolgend fünf Tipps, welche Bilder man mit einer Langzeitbelichtung umsetzen kann.
5 Tipps zur Langzeitbelichtung mit einem Smartphone
Langzeitbelichtungen halten im Gegensatz zu normalen Fotos keinen Augenblick fest, sondern zeigen das abgelichtete Motiv über einen längeren Zeitraum. Bewegungen werden dabei verwischt.
Lichtzieher
Die Lichter von vorbeifahrenden Fahrzeugen lassen sich nachts als sogenannte Lichtzieher im Bild festhalten. Dazu suchst du dir einen Standort in einer Kurve, vor einem Berg oder auf einer Brücke, positionierst dein Handy auf dem Stativ und richtest es aus. Da das Smartphone beziehungsweise die App den Rest übernimmt, kannst du dich auf die Bildgestaltung konzentrieren.
Light Painting
Für Lichtmalereien befestigst du dein Smartphone auf einem Stativ, schnappst dir Gegenstände, die Licht erzeugen und schreibst oder malst in der Dunkelheit vor der Kamera herum. Dafür kannst du Taschenlampen ebenso gut benutzen wie Wunderkerzen oder das leuchtende Handy-Display eines anderen Geräts. Es bedarf einiger Übung und mehreren Versuchen, bis man herausgefunden hat, in welchem Abstand zur Kamera man stehen muss und wie viel Platz man zum Schreiben eines Wortes hat. Sollte das Geschriebene im Anschluss spiegelverkehrt auf dem Display erscheinen – einfach mit einer Foto-App spiegeln.
Fließendes Wasser
Fotografierst du einen Wasserfall, das Meer oder einen Fluss, wirst du das Wasser für einen Sekundenbruchteil fotografisch einfrieren. Nimmst du für die Aufnahme aber eine längere Belichtungszeit, wird das Wasser viel weicher und sieht eher so aus, als würde es fließen.
Mehrfachbelichtung
Ist die Blende eine bestimmte Zeit lang offen, zeichnet der Sensor nach und nach ein Bild auf, das beim fixierten Handy nach einigen Sekunden scharf und hell dargestellt wird. Richtest du das Handy aber nach der Hälfte der Verschlusszeit anders aus, wird ein zweites Bild aufgenommen, das das erste überlagert. So lassen sich Menschen klonen oder abstrakte Bilder schaffen, auf denen Objekte in der Luft schweben oder ineinander ragen.
Langzeitbelichtung am Tag
Auch am Tag lassen sich Fotos aufnehmen, die einen Zeitabschnitt anzeigen. Das einfachste Beispiel ist der Sekundenzeiger einer Uhr. Belichtet man hierbei mit einer Zeit von 10 Sekunden, wird dieser auch zehnmal zu sehen sein.
Extra-Tipp 1: Ausprobieren
Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Du kannst auch versuchen, statt Lichtern, das Smartphone zu bewegen, während der Verschluss geöffnet ist. Das sorgt gerade bei vielen bunten Straßenlichtern für interessante Bilder, die Hintergrundbild-Niveau haben können. Du kannst auch mit Feuer oder brennender Stahlwolle experimentieren und für erstaunliche Bilder sorgen.
Extra-Tipp 2: Auslöseverzögerung
Wer sein Smartphone auf dem Stativ befestigt, kann – um das Ergebnis zu optimieren – vor dem Abdrücken, in den Optionen den Selbstauslöser auf eine Zeit von zwei Sekunden einstellen. Denn: Beim Antippen versetzt du das Handy ins Wanken. Mit eingeschaltetem Selbstauslöser und nach zwei Sekunden dürfte das Gerät absolut still stehen und ein noch schärferes Foto aufnehmen.
Langzeitbelichtung mit dem iPhone
iPhone-Nutzer haben schon ab Werk die Möglichkeit, eine Langzeitbelichtungs-Funktion zu nutzen. Die Langzeitbelichtung bei Apple funktioniert jedoch etwas anders, als es bei Fotoapparaten üblich ist. So wird bei der Live-Foto-Funktion, in der sich die Langzeitbelichtung versteckt, ein sehr kurzes Video aufgenommen, das lediglich durch eine Abfolge von Einzelbildern erzeugt wird. In der Postproduktion erstellt das iPhone bei Bedarf ein Einzelbild aus dem zuvor aufgenommenen Bildmaterial. Somit wird hier nicht der Sensor länger belichtet. Stattdessen ist es eine reine Software-Lösung.
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So gelingen Langzeitbelichtungen mit dem iPhone
Lichtzieher festzuhalten oder Bewegungen auf ein Foto zu bannen gelingt mit einem iPhone nicht über manuelle Einstellungen oder einem speziellen Nacht- oder Lichtmalerei-Modus. Somit gestaltet sich die Erstellung etwas komplizierter als bei den Kollegen der Android-Fraktion. Willst du Licht „in Bewegung“ aufnehmen, musst du in der Foto-App in den Modus „Live-Foto“ schalten. Dann wird per Auslöse-Button ein Bild der Szene aufgenommen.
Da die Kamera eine Abfolge mehrerer Fotos speichert, können beispielsweise Bewegungen im Nachhinein dargestellt werden, die bei der Weiterverarbeitung der Live-Fotos auf unterschiedliche Art und Weise frisiert werden können. So können unter Endlosschleifen ohne Anfang und Ende oder mit definierten Anfangs- und Schlusspunkt entstehen. In dieser Nachbearbeitungs-Software versteckt sich der Langzeitbelichtungs-Modus Apples. Um dort hinzukommen, sind folgende Schritte zu erledigen:
- Kamera-App starten
- Live-Foto sollte schon ausgewählt sein – wenn nicht, ganz oben rechts auf dem Bildschirm aktivieren
- Foto schießen
- Bild auswählen
- Oben links auf „Live“ tippen
- „Langzeitbelichtung“ auswählen
Nachdem das Live-Foto aufgenommen wurde, speichert Apple die gesamten Bildinformationen aller Einzelfotos auf dem iPhone. So kann der Langzeitbelichtungs-Effekt auf Apple-Geräten immer wieder entfernt oder neu aufgelegt werden. Willst du jedoch das Endresultat speichern, muss das Bild beispielsweise verschickt werden. Mit diesem „Workaround“ braucht es einige Übung oder auch Versuche bis ein Bild entsteht, dass mit wenigen Handgriffen in den manuellen Einstellungen eines Android-Geräts erledigt ist. Hier wäre ein manueller Modus die bessere Option.
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Mit der Apple-Langzeitbelichtung lassen sich sehr ordentliche Ergebnisse erzielen, solange man sich im Belichtungszeitraum der Live-Foto-Funktion bewegt. Soll ein Objekt oder eine Szene doch etwas länger belichtet werden, ist eine zusätzliche App jedoch unumgänglich. Welche zwei wir empfehlen, liest du weiter oben unter „Das brauchst du für eine Langzeitbelichtung“.
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Hey
Ihr schreibt, “ Für Android gibt es beispielsweise die App „Light Pic„, die kostenlos im Play Store erhältlich ist.“
Eure Verlinkung mit Light Pic funktioniert nicht und eine App unter diesem Namen, findet sich auch nirgends. Ich brauche unbedingt eine App mit Belichtungszeit mindestens 8 Minuten. Darf auch Geld kosten! Und sollte mit Sony XZ2 COMPACT funktionieren.
Wer kann wirklich präzise helfen?
Dafür schon einmal Dank im Voraus
Herzlichen Gruß
Thommy
Hi Thommy,
vielen Dank für deine Anfrage. In der Tat gibt es die App Light Pic nicht mehr. Wir haben stattdessen die App Long Exposure Camera 2 verlinkt. Die Anwendung ist zwar nicht ganz optimal, ermöglicht aber im Vergleich zu vielen anderen Apps 300 Sekunden Belichtungszeit. Das sind zwar keine 8 Minuten, aber immerhin. Es ist wirklich nicht einfach, eine gute Langzeitbelichtungs-App zu finden. Auch die Kamera-App von Huawei, die teils auf Langzeitbelichtungen spezialisiert ist, bietet maximal 30 Sekunden Belichtungszeit. Interessant sieht die App DeepSkyCamera aus, die aber noch unveröffentlicht ist. Zudem ist das Early-Access-Programm bereits voll.
Ich hoffe, ich konnte dir ein Stückweit weiterhelfen.
Ne schööne Jrooß
Thommy, darf ich fragen was du vor hast?