Künstliche Intelligenz für Musik: Ohne großen Aufwand zum perfekten Produzent?

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Das Komponieren von Musik - und sei es nur sanfter Hintergrundmusik - ist aufwendig. Musik-Apps, die die Fähigkeiten Künstlicher Intelligenz nutzen, versprechen Abhilfe. Mit wenigen Klicks sollen sie eigenständige Musikkompositionen ermöglichen. Halten sie was sie versprechen?
Google Play Music wird abgeschafft
Bildquelle: Spencer Imbrock/Unsplash

Das Erlernen eines Instruments kostet viel Zeit und Mühe. Auch wer darauf hofft, mit Computer-generierten Sounds schneller zum Ziel zu kommen, stellt schnell fest, hier braucht man Zeit, bis harmonische Klangstrukturen entstehen. Selbst als Einsteiger-freundlich angepriesen Sound-Software, wie etwa FL Studios oder Music Maker von Magix, erfordern eine intensive Beschäftigung. Professionelle Umgebungen für Soundkreationen, wie Steinbergs Cubase oder Reason Studio liegen noch mal auf einem ganz anderen Niveau.

Play HT: Wenn Texte zu Worten werden sollen

Bei Play HT geht es nicht um Musik. Hier steht die Stimme im Vordergrund. Eine breite Auswahl von Stimmen mit verschiedenen Klangfarben steht für das Vorlesen eingegebene Texte vor. Das funktioniert soweit gut. Man hört der Stimme zwar noch die Computergenerierung an, sie ist allerdings weit von den klassischen Computerstimmen auf Bandansagen entfernt. Selbst an die Integration in Webseiten haben die Macher dahinter gedacht. Wenn die ersten 5000 Zeichen aufgebraucht sind, muss allerdings gezahlt werden.

Play.HT
Play HT erzeugt Stimmen aus Text

Soundful: Simple, aber effizient

Eigene Kompositionen ohne großen Aufwand? Soundful verspricht schnelle Ergebnissen, ohne zu überfordern. Die beginnt schon mit der einfachen Weboberfläche, die als Basis für die Erstellung der Kreationen genutzt wird.

Nach der Wahl des Genres oder auch einer Stimmung steht eine große Auswahl von vorgefertigten Templates bereit, die jeweils passend vorselektiert werden. Es handelt sich hierbei durch die Bank weg um instrumentale Sounds, vom kurzen Loops bis zu vollständigen Tracks, die sich in einer vergleichsweise einfach gehaltenen Oberfläche an zwei Stellen beeinflussen lassen. Neben der Geschwindigkeit der Beats lässt sich die Betonung mit dem sogenannten Key ändern, was zu hörbaren Unterschieden führt. Das Ergebnis kann sich tatsächlich hören lassen und nicht nur als MP3 oder WAV-Datei, sondern (gegen Bezahlung) auch als STEM, also als bearbeitbare Tonspur, heruntergeladen werden.

Mit wenig Aufwand lassen sich eingängige Rhythmen erzeugen, für die eine klassische Produktionssoftware neben Erfahrung viel Zeit einfordert. Angesprochen werden Kreative, die vor allem Klangteppiche und Loops als Ausgangsbasis für ihr eigenes Schaffen suchen.

Bei Soundful genügen wenige Klicks

Soundraw: Einfache Spielwiese

Bei Soundraw geht es zunächst ähnlich los wie bei Soundful. Zuerst wird die gewünschte Stimmung ausgewählt, die dem eigenen Track zu Grunde gelegt werden soll. Dann wird ein Genre und schließlich ein Template selektiert, wobei im ersten Schritt 15 verschiedene Themen zur Verfügung stehen, die sich allerdings vor allem an Liebhaber elektronischer Stile richten. Neben Rock, Pop und Orchester werden vor allem Klangschnipsel mit Schlagworten wie Hiphop, Techno, Electronica präsentiert, wobei die Vorauswahl anhand der gewählten Stimmung getroffen wird. Alle gewählten Einstellungen lassen sich aber im laufenden Prozess ändern.

Angezeigt werden dann 15 Sound-Schnipsel, die in einer Tonspur angezeigt werden. Diese ist in einzelne Segmente aufgeteilt, die in ihrer Intensität jeweils in drei Stufen abgeändert werden können. Ein Pro-Modus erlaubt eine noch feinere Einstellung. Jedes einzelne Segment kann noch einmal in fünf Klangebenen zerlegt werden, die wiederum in drei Stufen beeinflusst werden können. Daneben lassen sich die Dauer, die Geschwindigkeit sowie die Instrumentierung der Tracks festlegen, wobei die Eingrenzung nicht wirklich überzeugt: So wird das Festlegen bei der Instrumentalisierung auf eine Stimme geflissentlich ignoriert.

Soundraw
Soundraw: Spielerisch die KI beeinflussen

AIVA: KI-basiertes Produktionswerkzeug

AIVA geht noch einmal einen Schritt weiter. Als Basis für den eigenen Track steht wie bei den anderen beiden KI-Musik-Generatoren eine Bibliothek aus einer Vielzahl vorgefertigter Themen bereit. Doch das ist erst der Anfang.

Ein eigener Editor, der als Desktop-App installiert wird, gewährt Zugriff auf die mit dem Template verbundenen Instrumente. Diese liegen wieder in eigenen Tonspuren und können jeweils bearbeitet und nach dem eigenen Gusto angepasst werden: Es lassen sich Frequenzen und Akkorde ändern. Wer hier zu brauchbaren Ergebnissen kommen möchte, muss zwar mehr Zeit investieren, kann den Klangkonstruktionen jedoch eine deutlich individuellere Note verpassen als mit Soundful und Soundraw.

AIVA
AIVA ist vergleichsweise komplex und erinnert an klassische Software zur Musikproduktion

KI für Sound: Damit kannst du arbeiten!

Künstliche Intelligenz zur Produktion von Musik kann bereits durchaus überzeugen! Versierte Produzenten von (elektronischer) Musik werden zwar vermutlich über die Ergebnisse noch den Kopf schütteln und der KI die Berechtigung absprechen, tatsächlich aber ist sie ein dienliches Werkzeug für alljene Musiker, denen es um einen gut nutzbaren Klangteppich oder ein entsprechendes Beat-Konstrukt geht. Diese haben in früheren Tagen dafür schlicht die Instrumentalversionen genutzt, die standardmäßig auf Single-Auskopplungen zu finden oder im Speicher der Keyboards waren.

Ähnliches gilt für Musik für Filme und Videos. Ohne größere Schwierigkeiten lassen sich gut hörbare Soundtracks zusammenstellen, die im Zweifel mehr hermachen als Rechte-freie Sounds, bei denen vor einer Veröffentlichung noch die Lizenzierung geklärt werden muss. Mit den KI-Tools lassen sich vergleichsweise einfach eigene Kreationen erstellen, die auch problemlos vermarktet werden kann. Denn das Copyright wird dem Kreativen – in manchen Fällen verbunden mit einem Abo o.ä. – und nicht der KI überlassen.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild julian

    balkan musik.. dafür reichts.. mein BEILEID

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