Es waren einst japanische Smartphone-Hersteller wie Sony und Panasonic, die ihre Handys wasserdicht machten und ihnen ein sogenanntes IP-Zertifikat gaben. Keine schlechte Idee, ist der Wasserschaden beim Smartphone doch die zweithäufigste Schadensursache. Das Dramatische daran: Während bei einem Displaybruch (der am häufigsten auftretende Defekt) das Handy meist weiter funktioniert oder spätestens nach einem Displaywechsel den Dienst wieder aufnimmt, erleidet das Smartphone bei ungewolltem Tauchgang im Klo oder der Badewanne häufig einen Totalschaden. Das bedeutet auch, dass sämtliche lokal gespeicherte Daten weg sind.
Ob Android-Smartphone oder iPhone: Mittlerweile machen die meisten Hersteller ihre Geräte wasserdicht. Zu erkennen ist das an der Angabe IP67 oder IP68 auf der Verpackung des Geräts. Es gibt aber nicht nur wasserdichte Handys. Auch Hersteller von Kopfhörern oder Bluetooth-Lautsprechern setzen auf wasserdichte Gehäuse und lassen ihre Geräte IP-zertifizieren.
IP67 und Co: Was bedeuten die Zahlen der IP-Schutzklassen?
Die Bezeichnung IP steht für “International Protection” und wird von der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (kurz: IEC) vergeben. Im angelsächsischen Sprachraum wird die Abkürzung manchmal auch mit “Ingress Protection” (Schutz gegen Eindringen) übersetzt. Die beiden Zahlen hinter IP geben an, wie widerstandsfähig das Gehäuse eines elektronischen Gerätes gegen das Eindringen von festen Fremdkörpern wie Sand und Staub (erste Ziffer) und von Wasser (zweite Ziffer) ist. Wasserdicht ist dabei nicht gleich wasserdicht. Es gibt Unterschiede wie etwa wasserabweisend, wasserresistent und wasserfest.
Steht statt einer der Ziffern ein X oder eine 0, wurde das Gerät nur gegen eine der beiden Schutzgrade gemessen. Beispiel: Die Angabe IPX7 bedeutet, dass ein Handy, ein Bluetooth-Lautsprecher oder Kopfhörer zwar in Wasser untergetaucht werden kann. Es wurde jedoch nicht getestet, ob es staubdicht ist. IP Schutzklassen – so liest du den Code:
Die erste Kennziffer
DIN EN 60529 Wie gegen Staub geschützt?
0 Kein Schutz
1 Geschützt gegen feste Fremdkörper mit einem Durchmesser ab 50 mm & Schutz gegen den Zugang mit dem Handrücken
2 Geschützt gegen feste Fremdkörper mit einem Durchmesser ab 12,5 mm & Schutz gegen den Zugang mit einem Finger
3 Geschützt gegen feste Fremdkörper mit einem Durchmesser ab 2,5 mm & Schutz gegen den Zugang mit einem Werkzeug
4 Geschützt gegen feste Fremdkörper mit einem Durchmesser ab 1 mm & Schutz gegen den Zugang mit einem Draht
5 Geschützt gegen Staub in nicht schädigender Menge & vollständiger Schutz gegen Berührung
6 Staubdicht & vollständiger Schutz gegen Berührung
Die zweite Kennziffer
DIN EN 60529 Wie gegen Wasser geschützt?
0 Kein Schutz
1 Schutz gegen Tropfwasser
2 Schutz gegen fallendes Tropfwasser (bei bis zu 15° Neigung)
3 Schutz gegen fallendes Sprühwasser (bis 60° gegen die Senkrechte)
4 Schutz gegen allseitiges Spritzwasser
5 Schutz gegen allseitiges Strahlwasser
6 Schutz gegen allseitiges starkes Strahlwasser
7 Schutz gegen zeitweiliges Untertauchen (30 Minuten lang in bis zu einem Meter tiefes Wasser)
8 Schutz gegen dauerndes Untertauchen in 1,5 Meter Tiefe
9 Schutz gegen Wasser bei Hochdruck- oder Dampfreinigung
Handys mit mehreren Schutzklassen: was bedeutet IP65/68?
Handys werden in verschiedenen Labortests auf ihre IP Schutzklassen untersucht. Die Angabe IP68 bedeutet, dass das Smartphone zwar gegen dauerhaftes Untertauchen (bei Apple teilweise zeitweiliges Untertauchen) geschützt ist. Jedoch ist es nicht automatisch gegen Strahlwasser geschützt, was die Zertifizierung IP65 aussagt. Gibt ein Hersteller wie Sony bei einem Handy wie dem Xperia 1 III also die Schutzklassen IP65/68 an, hat man das Gerät auf beide Verfahren hin überprüft.
Wasserdichte Smartphones und Lautsprecher: Vorsicht bei anderen Flüssigkeiten
Das Samsung Galaxy S22 oder das Apple iPhone 13 Pro etwa sind nach der Schutzart IP68 zertifiziert. Das heißt, dass die Smartphones komplett staubgeschützt und wasserdicht sind. Die Voraussetzung ist, dass alle Abdeckungen sowie das Gehäuse richtig verschlossen sind.
Handys mit einer IP-Klasse, die als zweite Kennziffer eine 7 am Ende haben, sind gegen ein kurzzeitiges Wasserbad geschützt und überstehen auch einen heftigen Regenschauer unbeschadet. Während gewöhnliche Handys ohne Schutz wahrscheinlich direkt einen Defekt erleiden würden, halten wasserdichte Handys es zudem schon mal aus, wenn du über ihnen ein Getränk verschüttest. Doch, Vorsicht! Im Labor wird auf das Eindringen von Wasser getestet, nicht wie sich das Android-Smartphone oder iPhone gegenüber einer Maß Bier verhält.
Übrigens: Wenn du wissen möchtest, ob auch dein Smartphone gegen schädigende Einflüsse von außen geschützt ist, findest du auf inside digital die passende Geräteliste zu wasserdichten Handys.
Outdoor-Smartphones: mehr als nur wasserdichte Handys
Die größte Zielgruppe für staubdichte Smartphones findet sich also eher auf der Baustelle oder beim Extremsport. Hier sind Outdoor-Smartphones gute Begleiter. Und keine Sorge: Hinkten diese Panzerhandys früher dem normalen Smartphone weit hinterher, sind sie heute auf einem vergleichbar hohen technischen Niveau, wie unser Outdoor Handy Ratgeber zeigt. Sie haben sogar viele weitere Eigenschaften, die sie nahezu unzerstörbar machen.
Outdoor-Smartphones zeigen sich besonders widerstandsfähig und robust, trotzen mit Leichtigkeit Stößen, Vibrationen, Stürzen und extremen Temperaturen. Damit sind sie, oft mit einer Gummiummantelung überzogenen, schwerer und klobiger.
Darauf musst du trotz IP-Zertifizierung trotzdem achten
Wasser ist nicht gleich Wasser. Auch wenn ein Handy ein IP68-Zertifikat besitzt und komplett wasserdicht ist. Die Tests, bei denen Prüfer einem Handy, einem Lautsprecher oder Kopfhörern bescheinigen, dass sie wasserdicht sind, erfolgen in ganz normalem Wasser. Anders verhält es sich mit gechlortem Wasser in einem Schwimmbecken oder dem Swimming Pool im Urlaub. Und auch im Meer kann das Salzwasser dem wasserdichten Handy den Garaus machen.
Wenn durch Selbstverschulden das Gerät durch Salzwasser beschädigt wird, kommen die Hersteller für eine Reparatur oder ein Ersatzgerät nicht auf. Auch sonst greift die Garantie der Hersteller nur, wenn du bestimmte Anweisungen, die im Kleingedruckten in den allgemeinen Bestimmungen nachzulesen sind, befolgst. Es ist beispielsweise immer darauf zu achten, dass alle Anschlüsse und Abdeckungen fest verschlossen sind.
→ Mit dem Handy fotografieren: 10 geniale Tipps für das perfekte Foto
Stets im Hinterkopf solltest du behalten, dass die Tests zur Einstufung in den IP-Code unter idealen Laborbedingungen und mit fabrikneuen Geräten stattfinden. Mit anderen Worten: Statt Cola verwenden die Tester Wasser. Die Geräte wurden nicht in fünf Metern Tiefe, sondern nur in einem Meter tiefem Wasser getestet. Hinzu kommt: Gebrauchte Geräte verlieren mit der Zeit ihren Schutz, da sich Dichtungen abnutzen und Haarrisse entstehen können, die mit dem bloßen Auge nicht sichtbar, aber vorhanden sind. Mit einem zwei Jahre alten Handy oder Bluetooth-Lautsprecher solltest du also – trotz IP-Zertifizierung – nicht mehr ganz so sorglos umgehen.
Ich habe zur Zeit ein Samsung S8. leider kann ich der obigen Zertifizierung gar nicht zustimmen. Bei kürzester Zeit (einige Sekunden) unter Wasser Warnmeldungen am Handy. Davor hatte ich ein Xperia Z5 premium – hier stimmt die Zertifizierung – konnte sogar unter Wasser fotografieren – werde wieder umsteigen
Und auch im Meer kann das Salzwasser dem wasserdichten Handy den Gar ausmachen.
Es heißt korrekt „den Garaus machen“…
Kleiner Link Fehler im Text: Bei „IP-Zertikat“ wird bei „IP“ auf „Wie bekomme ich meine (Internet) IP heraus“ gelinkt, dass ist was ganz anderes. Hier wäre eventuell der Link zur (deutschen) Wikipedia-Seite besser. Leider kann DIN-Norm in den (bei mir) leicht hell-blauen Titelbalken der Tabellen nur sehr schlecht zu sehen. Hier wäre ein Link dazu auch schön.
Die Erklärung gefällt mir. Auch der Letzte Absatz „Darauf muß man trotzdem achten…“.
Danke für deinen Hinweis, Christian.
Ich habe „IP“ als Verlinkung an der von dir genannten Stelle entfern.
Was stört dich am letzten Absatz?