Der technische Standard Mirrorlink wird von einem Konsortium (Car Connectivity Consortium, kurz: CCC) aus Auto-, Smartphone, Infotainment- und Peripheriegeräte-Herstellern gesetzt und baut grundsätzlich auf das Internet-Protokoll (IP). Damit lassen sich verschiedene Geräte und Software-Plattformen recht einfach miteinander verbinden.
Während früher ein Autotelefon gerade im Business-Bereich zur Ausstattung eines Dienstwagens dazu gehörte, übernimmt seit vielen Jahren das Smartphone einige der Funktionen. So können das Handy und das Entertainment–Paket des Wagens per USB-Kabel via Plug and Play verbunden werden. Mirrorlink stellt dabei sicher, dass sich Android-Geräte für die erweiterten Funktionen des Autos nutzen lassen. Sprich: Mit Mirrorlink kannst du das Handy und zahlreiche Apps über die Steuerelemente des Fahrzeugs bedienen.
Mirrorlink: Mehr als nur Musik-Streaming
Eine der Hauptaufgaben der Schnittstelle Mirrorlink umfasst die multimediale Unterhaltung der Fahrgäste über das bordeigene Audio- und Videosystem. Audio-Apps wie beispielsweise Spotify bringen die Streaming-Inhalte und auch die eigene Audio-Mediathek des Handys über die Anlage zum Nutzer.
Neben der Steuerung des Infotainments im Auto ermöglicht Mirrorlink je nach Ausstattung des Entertainment-Systems die Einbindung von hauseigenen und fremden Apps in die Darstellung des Radio- oder Navigations-Bildschirms. Beispiele für Applikationen direkt von KFZ-Herstellern finden sich in Googles Play Store in Massen. So hält Volkswagen beispielsweise je nach Fahrzeug einen Spritspar-Trainer namens “Think Blue” oder auch die Fernbedienungs-App “Media Control” bereit.
Doch es geht auch anders herum: So können Apps die Daten des Bordcomputers (Verbrauch, Geschwindigkeit) auf dem Smartphone verarbeiten oder auch am Fahrzeug befindliche Ausstattung nutzen. Auch kann über Mirrorlink die Antenne des Autos dazu genutzt werden, den Empfang des Smartphones zu verbessern.
Bei allen Funktionen stellt Mirrorlink sicher, dass die Steuerung über das Radio, den Touchscreen oder auch über die Lenkradfernbedienung des Wagens geschieht. Damit kann das Smartphone in der Mittelkonsole liegen bleiben und der Fahrer sich auf den Verkehr konzentrieren. Das ist ein wichtiger Fokus des technischen Standards. Der Fahrer eines Fahrzeugs soll sich während der Fahrt auf die Straße fokussieren und nicht auf das Handy.
Voraussetzungen für Mirrorlink
Die generellen Fähigkeiten von Mirrorlink sind recht umfangreich, jedoch können die Möglichkeiten auch schnell von der vorhandenen Ausstattung des Fahrzeugs oder des Smartphones eingedampft werden. Für eine vollständige Ausschöpfung aller Funktionen bedarf es bei einigen Fahrzeugherstellern eines Griffs ins oberste Entertainment-Regal. Der kann allerdings dem Kunden verwehrt bleiben, da manche Ausstattungsvarianten nur in Modellen der Mittel- oder Oberklasse angeboten werden. Mittlerweile finden sich solche Systeme aber auch schon in der Einsteigerklasse wieder.
Auf der anderen Seite müssen auch Handys den technischen Standard unterstützen. Dies ist meistens der Fall, allerdings sollte man sich vor dem Kauf eines Smartphones erkundigen, ob das Android-Gerät Mirrorlink unterstützt. Eine entsprechende Liste auf der offiziellen Mirrorlink-Seite ist nämlich bereits hoffnungslos veraltet.
Car Connectivity Consortium (CCC): Entwickler hinter Mirrorlink
Was das Car Connectivity Consortium ist, haben wir bereits erörtert. Doch wer gehört eigentlich dazu? Grundsätzlich besteht das Konsortium aus zahlreichen Fahrzeug-, Handy- und Software-Unternehmen. Dazu gehören unter anderem Größen wie Volkswagen (VW), Samsung, Qualcomm und Bosch.
Auswahl einiger Automobilhersteller im CCC
- Volkswagen
- Buick
- BMW
- Chevrolet
- Citroen
- Ford
- General Motors
- Honda
- Hyundai
- KIA
- Mazda
- Mercedes Benz
- Peugeot
- PSA
- Seat
- Skoda
- Smart
- Suzuki
- Toyota
Auch die Handy-Hersteller lassen sich nicht lumpen und gehören reihum zu den Unterstützern von Mirrorlink. Ob die Geräte auch wirklich kompatibel sind, sollte man jedoch im Einzelfall prüfen. Am Konsortium beteiligen sich aktiv „nur“ sechs Smartphone-Hersteller.
Auswahl einiger Handy-Hersteller im CCC
Googles Android Auto und Apples Carplay
Neben Mirrorlink existieren auch noch zwei größere Konkurrenzprodukte, die den Markt mittlerweile dominieren: Googles Android Auto und Apples Carplay. Auch bei diesen Systemen muss sich der Käufer im Einzelfall erkundigen, welches Fahrzeug diese unterstützt. Dafür können Käufer nahezu sicher sein, dass fast jedes Android-Smartphone (jedes Handy ab Android 5.0 Lollipop mit Ausnahme von Android-Go-Geräten) per Android Auto mit einem Fahrzeug verbunden werden kann, während jedes iPhone ab iPhone 5 Carplay in petto hat. Der größte Unterschied zwischen Mirrorlink und Android Auto sowie Carplay ist laut CCC, dass es sich bei Mirrorlink um den einzigen offenen Standard handelt, der allen kommerziell verfügbaren Produkten offensteht.
Zudem sei Mirrorlink daraufhin konzipiert, auf jedem Handy und Betriebssystem laufen zu können. Die Hersteller würden den Standard lediglich einsetzen müssen. Und genau das ist das Problem: Apple schottet sich wie üblich ab. Somit haben iPhone-Nutzer lediglich die Möglichkeit, zu Carplay zu greifen. Bei Android-Smartphones sieht die Sache wiederum anders aus – und der Nutzer hat die Qual der Wahl. Allerdings ist die Liste der kompatiblen Apps hier deutlich länger als die der Mirrorlink Apps. Du solltest dich also bereits vor dem Auto-Kauf erkundigen, ob deine Lieblings-Apps in dem einen oder dem anderen System dabei sind.
Apples Carplay und Googles Android Auto wird von einer großen Anzahl von deutschen, wie auch japanischen, französischen und auch amerikanischen Autoherstellern angeboten. Die kompletten Modelllisten findest du hier:
Android Auto und Carplay nachrüsten
Nutzer älterer Autos ohne native Unterstützung der Konnektionsstandards können sich im Zubehörhandel bedienen. Car-HiFi-Ausstatter wie Pioneer, Alpine oder JVC bieten Lösungen à la Autoradio – oft im Doppel-DIN-Format – an, die ebenfalls mit großen Displays und somit Touch-Steuerung aufwarten. Die Geräte fungieren dann als Ersatz für teure Fahrzeug-Ausstattung und bauen über Mirrorlink eine Verbindung mit kompatiblen Android-Geräten auf. Allerdings hat die Sache einen Haken: Für die Spitzenmodelle werden hier schnell viele hundert Euro fällig. Es geht allerdings günstiger. Einsteigermodelle mit großem Display gibt es auch schon für unter 300 bis 400 Euro.
Hierbei muss noch beachtet werden, dass solche Systeme oft einen größeren Eingriff in das Entertainment-System und die Elektrik des Autos darstellen und nicht von unbedarfter Hand eingebaut werden können. Somit ist ein Einbau in einer Fachwerkstatt oder vom Händler selbst zu empfehlen, was das Nachrüsten zu einem teuren Spaß werden lassen kann.
Mirrorlink – Das Fazit
Zwar funktioniert die Verbindung zwischen Handy und Automobil heutzutage bereits gut, dennoch ist es noch ein teurer Spaß. Das liegt insbesondere an den Kosten neuerer Fahrzeuge. Bei Smartphones sieht es wiederum anders aus. Egal, ob man auf Android oder iOS setzt: Die benötigte Software ist fast immer direkt mit an Bord. Bei Android werden oftmals sogar gleich zwei Systeme unterstützt: Android Auto und Mirrorlink. Apple-Enthusiasten müssen hingegen zwangsläufig zu Carplay greifen.
Die Technologie selbst, die es erlaubt, das Handy mit dem Auto zu verbinden, ist indes ziemlich interessant. Die Möglichkeit, mit den Auto-eigenen Steuerelementen auf das Smartphone zuzugreifen und Befehle auch auf dem Display des Wagens verfolgen zu können, ist sicherheitstechnisch ein Fortschritt. Jedoch muss gerade ohne ein Head-up-Display trotzdem der Blick in die Mittelkonsole und weg von der Straße führen. Dazu kommt die erhöhte Variabilität der angezeigten Inhalte, die eine höhere Aufmerksamkeit vom Fahrer fordert.
Pro:
- weniger Ablenkung vom Straßenverkehr
- Apps können Mehrwert bieten (Navigation, digitales Radio etc.)
Contra:
- recht teuer (Auto und nachrüstbare Elemente)
- recht wenige Mirrorlink-Apps im Vergleich zu Carplay und Android Auto
- Weiterentwicklung der Software läuft sehr schleppend