In Zeiten hoher Strompreise sind solare Balkonkraftwerke im Trend. Selbst Discounter, wie Netto sind aufgesprungen und versuchen, mit günstigen Preisen zu punkten. Schon ab 299 Euro finden sich die ersten Balkonkraftwerke mit zwei Solar-Panels, die eine maximale Leistung von 830 pW leisten können. Bei den Verkaufsplattformen Ebay, Amazon und Kleinanzeigen bewegen sich die Preise ebenfalls auf diesem Niveau oder sind für Komplettlösungen sogar noch etwas teurer.
Geht es noch billiger?
Sie werden mit einem Wechselrichter kombiniert, der eine Leistung von 600 W bewerkstelligt, um möglichst viel des von den Zellen generierten Stroms zu wandeln. Warum kein größerer Wechselrichter? Durch diese gesetzliche Grenze wird ein kompliziertes Anmeldeverfahren erspart. Lediglich der Netzbetreiber muss noch informiert werden und der Eintrag ins Marktstammdatenregister ist notwendig. Darüber hinaus muss auch eine Anmeldung beim Gewerbeamt erfolgen – du zählst dann als Stromproduzent und musst jährlich auch eine entsprechende Steuererklärung abgeben.
Bei Solaranlagen steht die Amortisierung im Zentrum, also nach welcher Betriebszeit die Kosten des Kaufs durch Einsparungen des nicht abgenommenen Netzstroms ausgeglichen wurden. Zuerst zählt dabei natürlich der Standort. Zellen, die nur wenig von der Sonne erreicht werden, produzieren entsprechend wenig Strom. Daneben sorgt letztlich ein günstiger Anschaffungspreis dafür, dass die Anlage die Kosten schnellstmöglich wieder einspielt.
Günstige Zellen bei gemeinschaftlichem Einkauf
Der Preis für Solarzellen kannte in der jüngeren Vergangenheit nur einen Weg: nach unten. Zwischen 2010 und 2020 sind die Kosten für PV-Module durchschnittlich um 90 % gesunken, wie das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) ermittelt hat. Und seither sind die Preise weiter gefallen, denn die chinesischen Fabrikanten produzieren mehr als der Markt abnehmen kann und versuchen die Überproduktion zu Dumpingpreisen loszuschlagen.
Dennoch lohnt es sich kaum, die fürs Balkonkraftwerk benötigten Komponenten einzeln zu kaufen. Zwei 415-pW-Module kosten einzeln schnell so viel wie eine komplette Zusammenstellung. Wer sich den grundlegenden Aufbau seines Balkonkraftwerks in Eigenregie zutraut, kann sich nach Einkaufsgemeinschaften umschauen. Denn die Preise pro Panel sind umso niedriger, je mehr davon auf einmal abgenommen werden. Das Einsparpotenzial liegt hier bei bis zu 30 %.
Knackpunkt Wechselrichter
Neben den Zellen sind noch weitere Komponenten, insbesondere der Wechselrichter, nötig. Letzterer wandelt den von den Solarzellen erzeugten Gleichstrom in den gebräuchlichen Wechselstrom um. Und hier ist nicht jedes vermeintliche Schnäppchen empfehlenswert. Relevant ist für diesen zum einen der Wirkungsgrad, der im optimalen Fall nicht unter 96 % liegt. Auch eine offizielle Sicherheitszertifizierung nach der VDE-AR-N 4105/4110 Norm ist empfehlenswert, nicht nur um sich böse Überraschungen im Betrieb zu ersparen, sondern auch, um Schwierigkeiten bei der Anmeldung zu vermeiden.
Gebräuchliche Modelle mit allen nötigen Steckern von Herstellern wie Hoymiles sprengen einzeln jedoch schnell die Preisgrenze von 150 Euro.
Gebrauchte Balkonkraftwerke: Rest aus dem Repowering
Eine Novellierung des Gesetzes zur Sicherung der Energieversorgung (EnSIG) im vergangenen Jahr brachte zuerst für kommerzielle Betreiber von (großen) Photovoltaik-Anlagen eine entscheidende Änderung: Sie können sich nun nicht mehr nur den Austausch von defekten, beschädigten oder gestohlenen Modulen fördern lassen. Auch der Wechsel hin zu leistungsfähigeren Modulen, das sogenannte Repowering, ist jetzt inkludiert. Da sich auch die Effizienz neuer Module stetig verbessert, können Betreiber auf ihren Flächen damit deutlich höhere Erträge erzielen. Aufgrund der Gesetzesänderung dürften in den kommenden Jahren große Mengen von vermeintlich ausgedienten PV-Modulen zur Verfügung stehen.
Panelretter bereitet alte Module zu neuen Anlagen auf
Die Altanlagen sind allerdings noch längst kein Abfall. Zwar sinkt der Wirkungsgrad der Solarzellen mit zunehmendem Alter, sie sind deshalb aber längst noch nicht unbrauchbar. Allgemein wird davon ausgegangen, dass dieser Leistungsverlust bei etwa 0,5 % pro Jahr liegt. Bei einer Laufzeit von 30 Jahren sind das etwa 15 bis 20 %, was auch als Degradation bezeichnet wird. Betreiber großer Anlagen setzen daher auf einen früheren Austausch. Für eine private Nutzung liefern diese Module jedoch immer noch genügend Leistung.
Begrenzte Vorteile gebrauchter Module
Das Start-up Panelretter setzt an dieser Stelle an und übernimmt ausgediente Solarmodule. Nach einem Prüf- und Wiederaufbereitungsprozess der Panels, können sie wieder installiert werden, wobei eine Degradation von unter 10 % gewährleistet wird. Um auf die gleiche Leistung zu kommen, wie bei neuen Balkonkraftwerken, werden beispielsweise einfach mehr Panels zusammengefasst: Statt zweier Module mit einer Leistung von 830 pW produzieren dann beispielsweise vier PV-Module mit einer Spitzenleistung von 1000 W. Das hat durchaus Vorteile, weil der damit verbundenen Wechselrichter bei einer nicht optimalen Sonneneinstrahlung noch besser ausgelastet werden kann.
Balkonkraftwerke: Gebraucht wird es schnell teurer
Gegen gebrauchte Module spricht jedoch der Preis. Aufgrund der niedrigen Preise neuer Module sind der Aufkauf, die Überprüfung und Aufbereitung sowie der erneute Vertrieb so teuer, dass die Einsparmöglichkeiten im Vergleich zum Neukauf sehr begrenzt sind. Ein gebrauchtes Balkonkraftwerk mit einer Leistung von 245 pW kostet bereits 219 Euro. Neue Anlagen mit der mehr als dreifachen Leistung kosten kaum 100 Euro mehr. Immerhin ist dafür der Lieferumfang groß: Im Gegensatz zu vielen neuen Solarkraftwerken für den Balkon sind hier die nötigen Halterungen für eine Montage an der Brüstung bereits Teil des Pakets.
Den anderen Teil der Mehrkosten kannst du deinem grünen Gewissen zurechnen. Denn aus ökologischer Perspektive ist der Kauf gebrauchter Solarmodule absolut sinnvoll: Zwar können die ausgedienten Module zu 95 % recycelt werden – allerdings sind dazu wiederum energieintensive Prozesse nötig.
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Die Anmeldepdlicht für Balkonkraftwerke soll komplet abgeschafft werden.
Und am besten, eingespeister Strom soll zu 100% mit verbrauchten gegenverrechnet werden.
Danach wird jeder staunen, wie schnell jeder Haushalt sich eine Anlage kauft.
Will man Energiewende schaffen, dann sollen wirkliche Anreize geschaffen werden. Nur mit nackten Ideologieparollen wird man nichts erreichenl, höchstens ein Regierungswechsel.
Bei der Anmeldepflicht für die Balkonkraftwerke geht es letztlich für die Versorger bzw. Netzbetreiber darum, den Überblick über die Einspeisemengen zu behalten. Wären an jedem zweiten Balkon Solarzellen, die an sonnigen Tagen fröhlich ins Netz schieben, kämen vermutlich größere Mengen zusammen, die dann kaum noch zu managen sind. Schon im vergangenen Jahr gab es Zeiten, in denen soviel Energie ins Netz eingespeist wurde, dass es zu teils negativen Strompreisen kam. Was die Verrechnung angeht ja, warum muss ich als Betreiber eines Balkonkraftwerks meinen Strom verschenken?