Wahre Gaming-Handys: Darauf musst du 2023 achten

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Möchtest du ein echtes Gaming-Handy dein Eigen nennen? In diesem Fall reicht ein Oberklasse-Gerät mit einem schnellen Prozessor, wie etwa das Samsung Galaxy S23 Ultra, nicht aus. Wir verraten dir, was ein echtes Gaming-Smartphone können muss.
Hands-On des Lenovo Legion Phone Duel
Lenovo Legion Phone Duel im Hands-OnBildquelle: Artem Sandler / inside digital

Genauso wie nicht jedes schnelle Auto ein Sportwagen ist, ist auch nicht jedes leistungsfähige Smartphone ein Gaming-Handy – obwohl die Übergänge zunächst fließend waren. Nachdem vor einigen Jahren die ersten Gaming-Smartphones auf den Markt kamen, nutzten zahlreiche Hersteller diese Bezeichnung aus, um für die eigenen 08/15-Geräte zu werben. Das ist selbst heute noch ab und zu der Fall, doch mittlerweile lassen sich die Schwindler leicht enttarnen. Denn inzwischen haben sich einige klare Eigenschaften herauskristallisiert, die ein echtes Gaming-Smartphone bieten muss. Wir verraten dir, welche das sind und worauf man bei einem Gaming-Handy sonst noch achten muss.

Das sollte ein gutes Gaming-Handy bieten

Wie viele andere Apps auch verlangen Spiele auf dem Smartphone nach einem Mix aus leistungsstarker Hardware und einem hochauflösenden Bildschirm. Dazu kommen jedoch noch einige Besonderheiten wie die Software-Unterstützung von Spielen oder speziell auf das Gaming zugeschnittene Hardware-Features.

Leistung

Das Herzstück eines jeden Gaming-Geräts ist der Prozessor. Für Smartphones gilt das noch mehr, da bei aktuellen Modellen sogenannte Systems-on-a-Chip (kurz: SoC; zu Deutsch auch Ein-Chip-System genannt) zum Einsatz kommen. Das heißt, dass neben dem Prozessor, der für die Rechenleistung und Geschwindigkeit des Gaming-Handys verantwortlich ist, auch der Grafik-Chip (graphics processing unit, kurz: GPU) auf derselben Platine verbaut ist. Bei Gaming-PCs sind Prozessor und Grafikkarte hingegen getrennt. Konsolen ähneln dem SoC-System, haben jedoch oftmals auch eigenständige Chips für Rechen- und Grafik-Leistung.

Zurück zum Thema: Gaming auf Handys hängt aufgrund des SoC zu einem großen Teil vom Prozessor des Smartphones ab. Dementsprechend sollten idealerweise nur die aktuellsten und leistungsstärksten Chips verbaut sein. Im Jahr 2022 ist der Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2. Zwar ist der A16-Prozessor von Apple leistungstechnisch ebenfalls auf einem hervorragenden Niveau, doch dieser kommt nun mal nicht in einem richtigen Gaming-Smartphone zum Einsatz. Und Leistung ist, wie bereits erwähnt, zwar viel, aber bei Weitem nicht alles.

Arbeitsspeicher und Konnektivität

Neben dem Prozessor und der GPU spielt auch der Arbeitsspeicher eine Rolle. Jedoch ist RAM nur von begrenzter Wichtigkeit, da es keinen unmittelbaren Einfluss auf das Spiel hat. Der aktuelle Kampf von Herstellern um die Vorreiter-Stellung bei der RAM-Größe ist demnach eher Marketing – insbesondere, da heutige Gaming-Handys bis zu 24 GB Arbeitsspeicher vorweisen. Beim internen Speicher eines Smartphones sieht es ähnlich aus. Während auf Gaming-PCs die SSD ihren Siegeszug dank schnellerer Datenraten feiert, kommt der interne Speicher bei Handys meist nur als limitierender Faktor zum Einsatz. Wer viele Spiele auf seinem Telefon installieren möchte, sollte genug Platz dafür haben. Und das war es auch schon. Leistungsfähiger werden Gaming-Smartphones aufgrund des freien Speicherplatzes nicht.

Ein weiterer Faktor, den es zu beachten gilt, ist die Konnektivität des Mobiltelefons. Besonders bei Online-Spielen, die gegen andere Nutzer gezockt werden, sind eine gute Verbindung zum mobilen Internet und ein hohes Datenvolumen Pflicht. Ein 5G-fähiges Gerät ist an dieser Stelle also durchaus sinnvoll. Wer jedoch lieber offline zockt oder das Internet nur zum Herunterladen von Spielen nutzt, kann allerdings auch mit einer durchschnittlichen LTE-Verbindung und einem normalen Mobilfunkvertrag glücklich werden. Ein weiterer, wichtiger Faktor ist der WLAN-Standard. Bei einem Gaming-Handy empfiehlt sich der aktuelle Standard Wi-Fi 6 (IEE 802.11ax) oder Wi-Fi 7 (IEEE 802.11be).

Display

Größer ist besser: ein gemeinsames Motto der Smartphone- und Gaming-Welt. Handy-Hersteller haben in den vergangenen Jahren die Bildschirme ihrer Modelle immer weiter vergrößert. Während 6 Zoll für ein Mobiltelefon noch vor wenigen Jahren als zu groß galt, sind Displays mit dieser Bildschirmdiagonalen aktuell beinahe schon zu klein. Die größeren Panels sind für Games wie gemacht. Denn auch beim PC- und Konsolen-Gaming gilt: größer ist besser.

Natürlich lassen sich Games auch auf Handys unter 6 Zoll spielen. Jedoch wirken besonders grafisch aufwendige Spiele auf einem großen Bildschirm einfach besser. Eine hohe Auflösung ist dabei Pflicht. Wobei „hoch“ relativ ist. Die meisten aktuellen Gaming-Smartphones bieten „lediglich“ eine Full-HD-Auflösung mit circa 1.080 x 1.920 Pixeln. QHD-Bildschirme und 4K-Panele sind dagegen Mangelware. Darum werden sie von Spielen oftmals auch gar nicht erst unterstützt. Wichtiger ist da eher die Bildwiederholfrequenz, die bei aktuellen Gaming-Handys zwischen 144 – 165 Hz betragen sollte. Wenn du wissen möchtest, welche Smartphones allgemein über die besten Displays verfügen, erfährst du es in dem folgenden Ratgeber:

Akku von Gaming-Smartphones

Wer viel spielt, der braucht auch viel Akku. Ähnlich wie Videos gehören Games zu den Energiefressern par excellence. Dementsprechend gut und groß sollte auch der Akku des Gaming-Handys sein. Mehr als 4.500 mAh Nennladung dürfen es aktuell schon sein. Doch Größe ist hier nicht alles. Denn die Akkulaufzeit ist immer von unterschiedlichen Faktoren abhängig, wie zum Beispiel der Größe des Displays oder dem verwendeten SoC.

Das Betriebssystem auf dem jeweiligen Gerät und dessen Energieverbrauch spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Somit kann erst ein Test zeigen, welches Smartphone in puncto Energiespeicher besser abschneidet – es sei denn, der Kapazitätsunterschied ist schon exorbitant hoch.

Eine weitere Pflicht-Funktion stellt mittlerweile die Schnellladefunktion dar. Noch besser ist es, wenn das Smartphone beides kann: schnell und langsam laden. Denn beim Zocken wie beim Laden entsteht Wärme und die sollte nicht zum Ausfall führen. Also gilt während des Spielens eher langsam laden und in den Pausen schnell. Alternativ bieten einige Smartphones die Funktion, dass lediglich die Energie geliefert wird, die der Betrieb des Smartphones erfordert. In dieser Zeit wird der Akku nicht geladen und es entsteht weniger Wärme.

Praktisch ist darüber hinaus auch, wenn das Handy über zwei USB-C-Eingänge verfügt – unten und an der Seite. Der seitliche Anschluss kann in diesem Fall dazu benutzt werden, um das Smartphone während einer Gaming-Session bequem laden zu können.

Gaming-Hardware und -Software

Jedes einzelne Gaming-Smartphone sollte über die bisher beschriebenen Gaming-Eigenschaften verfügen. Allerdings könnte durchaus auch jedes beliebige Oberklasse-Handy eine Schnellladefunktion und einen leistungsstarken Prozessor vorweisen. Was ein High-End-Mobiltelefon zu einem echten Gaming-Handy macht, sind spezielle Hardware- und Software-Features. So muss jedes zum Zocken taugliche Gerät mit einem sogenannten Gaming-Modus ausgestattet sein.

Darunter versteht man besondere Einstellungen, die das Zocken auf dem Mobiltelefon vereinfachen oder verbessern. Je nach Smartphone bieten solche unter anderem Game-Boosts, eine Aufzeichnungs-Funktion, Streaming-Optionen, eine Konnektivitätssteuerung oder gar ein Makro-Feature. Dank Letzterer kann die Klick-Reihenfolge innerhalb eines Spiels aufgezeichnet und auf Abruf gestartet werden – auch als endlose Schleife. Alle diese Funktionen lassen sich in der Regel auch während des Spielens aufrufen und einstellen.

Gaming-Smartphone
Lenovo Legion Phone Duel: Legion Assistant

Im Hardware-Bereich werden an ein echtes Gaming-Handy ebenfalls besondere Erwartungen gestellt. Wobei die Hersteller selbst entscheiden können, welche Gaming-Hardware am besten zu ihrem Gerät passt. 2023 verfügten beispielsweise alle Top-Gaming-Smartphones über Ultraschall- oder gar mechanische Schultertasten, die den L1- und R1-Tasten am Controller entsprechen. Darüber hinaus setzte beispielsweise Nubia bei seinen RedMagic-Smartphones auf einen richtigen, mechanischen Lüfter und eine halbwegs durchsichtige Rückseite, während das Xiaomis Black Shark-Geräte mit den bereits erwähnten, mechanischen und ausfahrbaren Schultertasten zu überzeugen vermögen. Einige Hersteller gingen zuletzt dazu über, auch auf der Rückseite Touch-Sensoren zu verbauten – diesmal als Gegenstück zu den L2- und R2-Tasten. Doch davon haben sich die meisten Hersteller wieder distanziert.

Gaming-Handy
Xiaomi Black Shark 5 Pro im Hands-On

Ein weiterer, optischer Unterschied zu herkömmlichen Geräten ergibt sich aus RGB-Leuchten auf der Rückseite von Gaming-Smartphones. Bei einigen Asus ROG Phone-Modellen setzt der Hersteller weiterhin sogar auf ein individualisierbares Matrix-Display, das je nach Situation unterschiedliche Bewegtbilder auf die Rückseite zaubert. Grundsätzlich sind den Herstellern keine Grenzen gesetzt.

Der Preis eines Gaming-Smartphones

Egal, ob auf dem PC, der Konsole oder dem Smartphone: Gaming ist stets ein teures Hobby. Wer auf dem Mobiltelefon spielen möchte, der muss entsprechend Geld in die Hand nehmen. Da Gaming-Handys leistungsstark und groß sein müssen, ist mit einem Preis unter 600 bis 700 Euro nicht zu rechnen. Aufwärts überschreiten die Kaufpreise für Gaming-Handys derweil sogar die 1.000-Euro-Grenze deutlich. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, weniger Geld auszugeben. Ein Flaggschiff aus dem Vorjahr oder ein Mittelklasse-Modell können auch ausreichen, jedoch gibt es das uneingeschränkte Gaming-Erlebnis nur auf den aktuellen Top-Geräten.

Neben der richtigen Hardware ist auch die Software entscheidend. Denn viele aufwendige Games gibt es im Google Play Store nur gegen Geld. Ambitionierte Spieler können bis zu 15 Euro für einen Titel ausgeben. Wer seine Zeit lieber in Free-to-Play-Games steckt, zahlt theoretisch keinen Cent. In der Praxis sind diese Spiele jedoch so ausgelegt, dass sie sich nur lohnen, wenn man In-App-Käufe tätigt. Oftmals übersteigen die Kosten für einen Free-to-Play-Titel dann die Ausgaben für die sogenannten Premium Games um ein Vielfaches.

Die besten Gaming-Smartphones

Die aufgeführten „Eigenschaften“, die ein Gaming-Handy vorweisen muss, sind zahlreich. Und so entsprechen in den vorangegangenen Jahren nur drei Hersteller den oben aufgeführten Kriterien. Dazu zählen Asus mit seiner ROG Phone-Serie, Nubia mit der RedMagic-Riege, Xiaomi mit dessen Black Shark-Familie und erneut Xiaomi mit seinem Poco F4 GT. Ein neuer Ableger der Lenovo Legion Phone-Reihe ist derweil nicht zu erwarten. Denn der Hersteller hat sich von seinen Legion-Handys abgewandt. Echte Gaming-Smartphones gibt es dennoch mehr als genug, denn einige Hersteller bringen pro Jahr gleich mehrere Modelle in die Läden. Welche der Geräte die besten Funktionen für Spieler bieten, ist dabei Geschmackssache.

Bildquellen

  • Xiaomi Black Shark 5 Pro im Hands-On: Artem Sandler / inside digital
  • Lenovo Legion Phone Duel: Legion Assistant: Artem Sandler / inside digital
  • Xiaomi Black Shark 5 Pro im Hands-On: Artem Sandler / inside digital
  • Lenovo Legion Phone Duel im Hands-On: Artem Sandler / inside digital

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