Internetanbieter bewerben gerne Datenraten mit Gigabit-Bandbreiten. Sie wollen dir 1.000 Mbit/s oder wenigstens Anschlüsse mit 100 oder 250 Mbit/s verkaufen. Doch brauchst du wirklich so schnelle Internetleitungen? Die einfache Antwort für die meisten Haushalte lautet heute noch: Nein. Denn Datenraten jenseits der 100 Mbit/s im Downstream brauchen die wenigsten. Doch es gibt Ausnahmen. Dazu später mehr.
Viel wichtiger ist für die meisten, auf einen vernünftigen Upstream zu achten und – noch wichtiger – das heimische WLAN oder die Heimvernetzung unter Kontrolle zu haben.
Klassisches Homeoffice braucht wenig Bandbreite
Lassen wir im ersten Schritt die Heimvernetzung außen vor und betrachten nur die Anwendungen, die man beispielsweise im Homeoffice nutzt. Das sind oftmals Videokonferenzen, um sich mit den Kollegen abzustimmen. Aber auch Büroanwendungen wie Microsoft 365 oder Google Docs stehen bei den Firmen hoch im Kurs, um gemeinsam cloudbasiert an Dokumenten zu arbeiten. Und hier wird ganz deutlich: Dafür sind keine Gigabit-Leitungen notwendig.
Zumindest im Downstream reicht für Cloud-Büro-Anwendungen und Videokonferenzen ein ganz normaler DSL-Anschluss. Diese Leitungen, die teilweise schon seit zehn Jahren oder mehr geschaltet sind, bieten dir klassischerweise bis zu 16 Mbit/s im Downstream und normalerweise – bei alten Leitungen – 1 Mbit/s im Upstream.
Doch es gibt hier zwei Dinge zu bedenken. Zunächst einmal: Sobald auch deine Kinder oder jemand anderes die Internetleitung mitnutzt, kann es sehr schnell sehr eng bei einer normalen DSL-Leitung werden. Und bei einem klassischen DSL-Anschluss sprechen die Provider stets von „Bis zu 16 Mbit/s“ und „1 Mbit/s Upstream“. Doch gerade bei alten DSL-Leitungen bekommst du oftmals nicht die beworbenen 16 Mbit/s, weil deine Leitung womöglich wirklich noch auf DSL-Technik basiert. Heute schalten die Anbieter die Anschlüsse in aller Regel auf VDSL-Technik – auch du nur 16 Mbit/s buchst.
Oder aber dein Vertrag mit deinem Anbieter ist sogar so alt, dass er nur 6 Mbit/s bieten. Das ist heute wirklich zu wenig Datenrate. Hast du seinerzeit 16 Mbit/s gebucht aber nur 6 Mbit/s bekommen, lohnt es sich, mal bei deinem Anbieter nachzufragen. Diese reduzierten Schaltungen wurden damals gemacht, um stabilere Leitungen im DSL-Netz anzubieten. Heute kann man sie oftmals per VDSL mit stabilen 16 Mbit/s realisieren. Aber: Alte Verträge werden aber nicht automatisch umgestellt, weil dein Modem womöglich kein VDSL kann.
Alte Anschlüsse sind oft langsam und teuer
Generell lohnt es sich, den Internetvertrag regelmäßig zu überprüfen, wenn er älter ist. Womöglich zahlst du für deinen alten Tarif genau so viel, wie heute ein Anschluss mit 50 oder 100 Mbit/s kosten würde. Dann lass deinen Vertrag umstellen. Oftmals bekommst du dann auch einen neuen Router, der besseres WLAN anbietet, schneller arbeitet und einfach moderner ist. In der Regel bindest du dich aber für zwei Jahre neu.
Gleichzeitig wirst du mit dem Upgrade mehr Upstream-Bandbreite haben. Denn vor allem dann, wenn deine Kollegen dir immer wieder sagen, du seist nicht zu sehen oder kommst nur abgehackt an, ist deine Leitung in Richtung Internet überlastet. 1 Mbit/s war vor fünf oder zehn Jahren Standard und vollkommen ausreichend – heute nicht mehr. Üblich sind heute mindestens 2,5 Mbit/s, meist sogar 5 oder 10 Mbit/s. Bei den ganz schnellen Leitungen bekommst du auch 40 oder noch mehr Megabit pro Sekunde.
Diesen enorm schnellen Upload brauchst du aber, genau wie den extrem schnellen Download, nur selten. Je nach Berufsgruppe gibt es beispielsweise Grafiker, Architekten oder Mediengestalter, die hohe Datenmengen übertragen müssen. Hier ist ein Anschluss jenseits der 100 Mbit/s Downstream und 10 MBit/s Upstream als Mindestmaß zu sehen. Auch dann, wenn du Kinder hast, solltest du zu einer schnelleren Leitung tendieren. Kinder und Jugendliche nutzen das Internet in einer vollkommen anderen Art und Weise.
Wer braucht welche Bandbreite?
Den Internetmarkt in Deutschland kann man ganz grundlegend in drei Geschwindigkeitsklassen aufteilen. Dabei handelt es sich um Anschlüsse bis 16 Mbit/s in der Einsteigerstufe. Für Viel- und Intensivnutzer gibt es Anschlüsse mit 250 Mbit/s und mehr. Der Rest bewegt sich dazwischen.
DSL mit 16 Mbit/s – reicht das?
Ein Anschluss mit bis zu 16 Mbit/s reicht für Büro-Anwendungen vollkommen aus. Auch nebenbei Musik hören, mal ein Video anschauen oder ganz klassisch im Internet surfen ist möglich. Gleiches gilt für Videokonferenzen – hier sind im Downstream meist nicht mehr als 5 Mbit/s notwendig. Dabei ist die Anzahl der Teilnehmer egal. Der Engpass ist am ehesten der Upstream. Willst du mit eigenem Videobild in eine Konferenz, kann das schon mal ruckeln. Besser ist hier, du schaltest dein Bild aus.
Nicht mehr ausreichend ist ein Anschluss mit 16 Mbit/s ganz schnell, wenn Kinder im Haus sind, die auch das Internet benötigen oder auch der Partner im Homeoffice arbeitet. Hier sollte man über eine schnelle Leitung nachdenken. Ein einzelner 4K-Stream bei Amazon Prime Video oder Netflix schafft es heute schon regelmäßig auf einen Datenhunger von etwa 15 Mbit/s. Mit einem normalen DSL-Anschluss wäre das kaum machbar.
50 oder 100 Mbit/s – was brauche ich?
Fürs reine Homeoffice reicht – selbst wenn mehrere online arbeiten und die Kinder Hausaufgaben machen oder auf ihrem Smartphone daddeln – ein Anschluss mit 50 Mbit/s vollkommen aus. Wird dieser Anschluss per VDSL geschaltet, bringt er 10 Mbit/s im Upstream. Ein Anschluss per Kabel – etwa von Vodafone – ist je nach Tarif langsamer im Upstream.
Der Preisunterschied zwischen 50 und 100 Mbit/s ist oft nicht groß, der Upstream im VDSL-Netz mit 40 Mbit/s aber eklatant besser. Da der Datenhunger sämtlicher Anwendungen im Internet steigt, Videostreaming mehr und mehr auf dem Vormarsch ist und 4K das neue Standard-Bildformat sein wird, schadet es nicht, jetzt schon einen Anschluss mit 100 Mbit/s zu buchen. Auch zukünftige Internetanwendungen lassen vermuten, dass ein Anschluss mit 50 Mbit/s künftig zu klein dimensioniert sein dürfte.
Fürs Homeoffice brauchend diese Datenraten nur jene, die regelmäßig mit großen Datenmengen arbeiten. Dabei musst du einerseits beachten, welche Datenspitzen du selbst verursachst – etwa durch den Abruf und die Übertragung von Videos, Bildern und Dateien, aber auch welches Datenvolumen in Summe anfallen.
250 Mbit/s und mehr – wer braucht das?
Datenraten jenseits der 250 Mbit/s sind oftmals unnötig teuer – zumindest, wenn es nur um normales Arbeiten im Homeoffice geht. Nur, wenn du dein komplettes Leben ins Internet verlegst, mit Cloud-Speichern arbeitest, regelmäßig UHD-Videos abrufst, lohnt es sich über Anschlüsse jenseits der 250 Mbit/s nachzudenken. Auch beim Cloud-Gaming fallen schnell hohe Datenraten an. Wer mit einer normalen Konsole spielt, der freut sich aber meist noch mehr über eine sehr schnelle Leitung – nämlich dann, wenn ein Update der Spiele anstehen.
Insbesondere mit echten Glasfaser-Anschlüssen, die bisher aber nur vergleichsweise wenige Haushalte bekommen, ist der Upstream ins Internet bei diesen hohen Datenraten besonders schnell. 100 Mbit/s Upstream gelten als Standard, ein Vielfaches ist möglich. Das dürfte ein Traum für jeden sein, der große Datenmengen ins Internet schickt. Das können gleichermaßen Grafiker und Fotografen wie auch Architekten sein. Auch Influencer laden regelmäßig große Datenmengen auf die Plattformen, auf denen sie veröffentlichen.
Derzeit investieren die Anbieter in Deutschland massiv in den Ausbau von Glasfaserleitungen, die Nachfrage ist aber gering. Das verwundert nicht, das die Anbieter heute schon versuchen, Datenraten an die Kunden zu bringen, die aber die wenigsten brauchen. Die Preise für die Anschlüsse sind entsprechend. Dennoch raten wir dir, dass du sich um einen Anschluss an das Glasfasernetz kümmerst, sobald ein Anbieter bei dir ausbaut. Das gilt zumindest dann, wenn du der Eigentümer des Hauses oder der Wohnung bist oder aber du planst, dort noch mehrere Jahre zu Wohnen. Denn hier heißt es: Aus der Vergangenheit lernen. Wer etwa 10 Jahre zurück schaut, der wird 50 MBit/s als einen Anschluss empfunden haben, der auf Jahrzehnte ausreichen sollte. Tatsächlich wird es heute oft eng in der Leitung, die damals als Highspeed galt. Gleiches ist für die Zukunft zu erwarten, weswegen langfristig am Glasfasernetz kaum etwas vorbeiführt.
Wichtig: Die Heimvernetzung muss stimmen
Der schnellste Anschluss bringt dir nichts, wenn das Internetsignal nicht an deinem Rechner ankommt. Leider ist das oft genug der Fall. Die Gründe dafür sind vielfältig. So ist es beispielsweise denkbar, dass dein WLAN-Router oder dein Rechner veraltete Standards nutzen. Auch können falsche WLAN-Einstellungen der Grund sein.
Meist handelt es sich aber um Reichweitenprobleme. Hier ist es wichtig, die richtige Hardware zu nutzen, um das Internet beispielsweise im temporären Arbeitsraum im Dachgeschoss oder Keller vernünftig nutzen zu können, ohne gleich Unmengen an Geld auszugeben.
Übrigens: Einen günstigen Tarif mit deiner Wunsch-Geschwindigkeit findest du in unserem Tarifrechner.