18 Jahre ist es her, dass inside digital, damals noch als inside handy, das Licht der Welt erblickte. Damals sprach man noch von Handys; Smartphones, wie wir sie heute kennen, waren noch nicht erfunden. Und auch die Nutzung der Handys war eine komplett andere. Heute können wir mit unseren Handys ganz selbstverständlich aus der U-Bahn heraus shoppen, im Park Fußball schauen oder auch schon mit Freunden per Videotelefonat ein Glas Rotwein auf der Terrasse trinken. Doch vor 18 Jahren gab es noch nicht einmal ein Netz, dass das konnte. 2003 gab es noch kein UMTS-Netz, das den Namen verdient hätte.
Mobiles Internet 2003: Kein 5G, kein LTE – noch nicht einmal UMTS
Wer 2003 schon mobile Dienste nutzte, der kennt noch die damaligen Begriffe. MMS Infodienste schickten Nachrichten aufs Handy. Nachrichten konntest du auch über die Infoportale der Netzbetreiber aufrufen: t-zones, o2 Active, Vodafone live! waren die Seiten, die dir Nachrichten per Abruf aufs Handydisplay schickten. Zumeist war das ganze noch in monochrom, hochgradig pixelig und langsam. Aufgebaut waren die Seiten nach dem WAP-Standard. Nur E-Plus hatte mit i-mode auf ein spezielles Protokoll mit Ursprung in Japan gesetzt. Du brauchtest dafür ein i-mode-Handy.
Auch UMTS hätte 2003 eigentlich starten sollen. Die Netzbetreiber standen unter Druck, denn sie hatten im Jahr 2000 viele Milliarden Euro für die Lizenzen ausgegeben. Und sie mussten Auflagen der damaligen Regulierungsbehörde erfüllen. Doch außer einem Geschäftskundenangebot mit PCMCIA-Datenkarten, die du in Laptops (damals eher Schlepptops) stecken konntest, gab es kein mobiles Internet, wie man es heute kennt. Jeglicher Datenverkehr lief über die GSM-Netze. Dabei gingen berufliche Nutzer aber schon mit ihrem Laptop per GSM online – über eine Infrarot-Schittstelle. Damals gab es übrigens noch kein EDGE. Das heißt, die maximale Datenrate lag bei etwa 54 kbit/s. Das sind 0,0054 Mbit/s.
Und doch: Schon damals gab es die erste Datenflatrate für 4,95 Euro: das Surf & E-Mail -Pack. Sie galt für alle aufrufbaren WAP-Seiten.
UMTS startet 2004 – mit 384 kBit/s
Der Netzstart von UMTS für Privatkunden bei den vier Anbietern in Deutschland war eine Enttäuschung für die Anbieter. Die Kunden hatten kaum Interesse. Dabei konnte man mit damals rasanten 384 kBit/s – also 0,384 Mbit/s – surfen. Erste UMTS-Handys konntest du Ende 2004 zum Weihnachtsgeschäft bei Vodafone kaufen. Doch wirklich gut verkauft haben sie sich nicht. Dabei gab es mit diesen Handys erstmals ein Feature, das wir spätestens seit der Pandemie ganz selbstverständlich nutzen: die Videotelefonie. Allerdings: Statt per WhatsApp (gab es damals selbstverständlich noch nicht) fand diese über die Technik von Vodafone ab und wurde pro Minute berechnet. Das interessierte niemanden.
Ein Jahr später folgten schon die ersten UMTS-Anwendungen, die wir heute als Gigacube & Co kennen: Das Mobilfunknetz sollte das Festnetz ersetzen. Das war vergleichsweise günstig. Jedenfalls im Vergleich zu den UMTS-Mobilfunkpreisen. Seinerzeit hast du für 10 Euro gerade mal 30 MB bekommen, für 30 Euro etwa 150 MB.
Den mobilen Datenturbo startete man in Deutschland erst 2006. Die ersten Netzbetreiber nahmen die UMTS-Erweiterung HSDPA in ihre Netze auf. Damit waren zunächst 1,8 Mbit/s, dann 3,6 Mbit/s und zum Schluss bis zu 42 Mbit/s möglich. Inzwischen sind die UMTS-Netze in Deutschland bis auf einen Teil der Sender im Netz von O2 Geschichte. 2021 haben die Netzbetreiber UMTS abgeschaltet.
Das iPhone 2007 gibt den notwendigen Schub
2007 kommt das erste iPhone nach Deutschland. Damals noch ohne UMTS. Schon damals stand Apple neuen Technologien abwartend gegenüber. Auch LTE und 5G hat Apple erst später eingebaut als andere Hersteller. Kurz darauf kam mit dem Telekom G1 das erste Android-Smartphone auf den Markt und die Geschichte nahm ihren Lauf.
Dennoch: Bis zur wirklichen Einführung von LTE sollten noch einmal fünf Jahre vergehen. 2012 gab es die ersten Smartphone-Angebote für Privatkunden, damals noch kaum bezahlbar. Zu den ersten Geräten, die LTE unterstützten, gehörte beispielsweise das Samsung Galaxy S3 LTE oder das Nokia Lumia 920. Dabei schaltete die Telekom medienwirksam schon 2010 die ersten LTE-Antenne an. Doch danach passierte erst mal nichts, die Nutzung mit Datenkarten war 2011 möglich.
Spätestens mit LTE war das mobile Internet im Massenmarkt angekommen. Die Netzbetreiber kamen kaum hinterher, die Netze zu verstärken. Denn mehr Nutzer heißt auch mehr Datentraffic. Studien zufolge wächst das über die deutschen Mobilfunknetze übertragene Datenvolumen seit 2015 jährlich um 45 bis 65 Prozent. Im Schnitt waren es 2015 pro SIM-Karte noch 400 MB, 2020 schon 3 GB (Quelle: VATM Marktstudie 2020).
Das macht sich auch in den Tarifen bemerkbar. Und auch, wenn das Gefühl der Nutzer ein anderes ist: Über die Jahre wurden sie immer günstiger oder bekamen mehr Leistung. So führte die Telekom 2017 Stream On ein. Erstmals war es möglich, Videos und Musik ohne Berechnung des Datentraffics zu Streamen. Aber auch die Tarife selbst wurden kreativer. 2019 führte die freenet-Gruppe funk ein. Einen Tarif, bei dem du jeden Tag neu entscheiden kannst, ob du eine Datenflatrate nutzt oder dir 1 GB reicht. Auch weitere Datenflatrates für das Smartphone sind inzwischen zu haben.
Netze kommen, Netze gehen
Und: Nachdem zwischenzeitlich die Telefónica (O2) den Mitbewerber E-Plus übernahm und die Netze zusammenlegte, ist inzwischen ein neuer Netzbetreiber in Begriff, ein neues eigenes Netz aufzubauen: 1&1. Der Aufbau wird in diesem Jahr beginnen, der Start erfolgt wohl 2022/2023. Dann gibt es LTE und 5G auch von 1&1.
Apropos 5G. Das ist das nächste Kapitel vom mobilen Internet in Deutschland. Seit 2019 gibt es erste Privatkunden-Angebote. Bemerkenswert: Anders als bei UMTS und LTE waren dieses Mal direkt zum Start der Netze auch erste Handys verfügbar für das neue Netz in Deutschland.
Wenn man rückblickend betrachtet, wie sich die Nutzung des mobilen Internets in Deutschland mit UMTS und LTE in den vergangenen 18 Jahren entwickelt hat, darf man gespannt sein, was die kommenden 18 Jahre bringen. inside digital wird die Entwicklung weiterhin verfolgen und dich informieren.