Smart Home Devices ohne Softwareunterstützung können gewünschte Funktionen nicht mehr länger bedienen. Was also bleibt übrig, wenn das Gerät nicht mehr mit der Software unterstützt wird? Müssen alle Smart Home Devices nach Ablauf der Unterstützung in die Tonne wandern? Und wie hoch fällt die Lebenserwartung eines Smart Home Geräts aus? Verbraucher sehen sich schnell mit vielen offenen Fragen konfrontiert. Den Überblick über Rechte und Möglichkeiten zu behalten, fällt dabei schwer.
Und das Licht ging aus – Osram stellte Produktsupport ein
Nach etwa sieben Jahren hat der Leuchtmittelhersteller Osram den Support für seine Smart-Home-Plattform der Lightify-Serie eingestellt. Das bedeutet, dass Anwender die smarten Lampen nicht mehr länger von unterwegs mit dem Smartphone steuern können und auch eine Sprachsteuerung über Sprachassistenten wie Alexa und Google Home nicht länger möglich ist. Die Lightify-Software soll keine weiteren Updates mehr erhalten. Doch warum hat der Hersteller den Support für die smarten Glühbirnen eingestellt?
Laut Aussage des Herstellers auf der offiziellen Webseite, ist das Lightitfy System mittlerweile technisch zu alt. Seine Performance kann nicht mehr länger mit anderen Systemen mithalten und der integrierte ZigBee Standard ist so alt, dass die Kompatibilität mit anderen Smart Home Systemen nicht mehr länger gewährleisten kann. So ärgerlich diese Neuigkeit für Anwender ausfällt, völlig ausschließen lässt sich ein solcher Fall leider nicht. Nicht alle Produkte von allen Anbietern schaffen den Sprung hin zu neuen Standards. Völlig funktionslos werden die verwandten Leuchtmittel jedoch nicht. Sie können nicht mehr länger von unterwegs und mit Sprachassistenten genutzt werden. Innerhalb des Hauses selbst können die Lampen jedoch weiterhin über die Lightify App gesteuert werden. Damit fallen zwar viele Funktionen der Smart Home Geräte weg. Dieser Fall ist nur ein Negativ-Beispiel für Produkte, deren Support für Anwender unerwartet eingestellt wurde.
Gesetzliche Update-Pflicht als Lösung?
Damit Verbraucher nicht unter einem Software-Stopp leiden hat der Bundestag ein Gesetz zur Update-Pflicht verabschiedet. Vom kommenden Jahr an müssen Verkäufer gewährleisten, dass IT-Produkte langfristig nutzbar bleiben. Wie lange genau dieser Software-Support verpflichtend bleibt, geht aus dem Gesetz selbst jedoch nicht hervor. Anwender können für den Anfang davon ausgehen, dass zunächst die Gewährleistungspflicht von zwei Jahren gilt, die für technische Geräte allgemein gültig ist. In Fällen, in denen gelieferte Geräte nur mit einer Cloud funktionieren, könnten die Standard-Update-Fristen sogar länger ausfallen, da Verbraucher hier mit anderen Erwartungen an den Kauf heran gehen. Genaue Rahmenbedingungen bestehen jedoch bisher nicht.
Somit ist das Gesetz zur Update-Pflicht zwar ein erster Schritt in die benötige Richtung, greift jedoch noch nicht konkret und tiefgehend genug, um Verbrauchern eine klare Sicherheit zu liefern. Das bedeutet jedoch nicht, dass technische Geräte grundsätzlich mit der Erwartung gekauft werden sollten, dass sie innerhalb von wenigen Jahren zu Elektroschrott werden. Gerade große Anbieter, die viele Produkte im Smart Home Bereich anbieten, unterstützen ihre Produkte häufig über viele Jahre. Im Gegensatz zu anderen Konkurrenten verfügen diese Unternehmen auch über genügend finanzielle Mittel, um in die Einführung neuer technischer Standards zu investieren. Vorfälle wie das Einstellen der Dienste bei Osram werden damit nicht völlig ausgeschlossen, aber um einiges unwahrscheinlicher.
Update-Garantien von Herstellern
Abhilfe könnten hier konkrete Update-Garantien schaffen, die von Anbietern ausgesprochen werden. Mit Ausnahme von Samsung greift jedoch bisher kaum ein Anbieter auf solch konkrete Update-Versprechen zurück. Denn ab dem Moment, ab dem eine solche Ansage von Herstellern gemacht wird, wird diese für die Hersteller entsprechend gesetzlich verpflichtend. Viele Hersteller setzen daher lieber auf die Weiterführung von Updates im eigenen Ermessen. Wer etwa einen Windows-Rechner kauft, kann durchaus damit rechnen, dass der Hersteller das Gerät noch fünf bis zehn Jahre mit weiteren Updates versorgt. Auch Lenovo verspricht für seine Lenovo Tablets häufig längere Updatezeiten.
Smart Home Devices ohne Softwareunterstützung – Elektroschrott?
Ob ein Smart Home Device ohne Softwareunterstützung direkt zum Elektroschrott wird, hängt im konkreten Fall sehr von den einzelnen Funktionen ab und wie diese eingeschränkt werden. Vor allem das Aufkommen von Sicherheitslücken, die durch Updates nicht mehr weiter geschlossen werden, machen die Weiternutzung von Smart Home Geräten mit Internetverbindung zu einem möglichen Sicherheitsrisiko. Anwender sollten sich hier also genau überlegen, ob sich der weitere Gebrauch der noch verfügbaren Funktionen im Einzelfall lohnt. Bei der Möglichkeit einzelne Lampen im Haus ein- und auszuschalten, mag das Risiko im Verhältnis gering sein. Anders sieht es bei Geräten mit Integrierten Kameras oder Mikrofonen aus, die nicht mehr ausreichend gesichert werden.
Hier gilt es also abzuwägen, ob man die verbleibenden Funktionen ohne unnötige Sicherheitsrisiken weiter verwenden kann. Schaltet man im eigenen Heim eine Poolpumpe oder ein Bewässerungssystem ein, ist der Nutzen wohl höher als das mögliche Risiko. Eine Überwachungskamera mit Bewegungsmelder, die man mit dem Handy verbindet, ist hingegen ein gänzlich anderes Kaliber. Hier sollte man das Gerät im Zweifelsfalle lieber vom Netz nehmen, so ärgerlich das ausfällt.
Doch nicht immer muss es zum schlimmsten Fall kommen. Die Entwickler des smarten Türschlosses Nello One, das Münchener Startup Locumi Labs, etwa müssten Insolvenz anmelden und den Betrieb einstellen. Somit teilte man der Kundschaft mit, dass künftig Cloud-Funktionen wie Türöffnen aus der Ferne nicht mehr möglich sein würde. Aber es kam anders – eine italienische Firma übernahm das Start-Up und führte schließlich sogar den Servertrieb fort.
Wie hoch ist das Risiko für einzelne Smart Home Geräte?
Je größer die Firma ist, die hinter dem Gerät und der Software steckt, desto unwahrscheinlicher ist eine Insolvenz derselben. Zudem verfügen größere Hersteller über mehr Kapitel, um ihre Geräte mit neuen Updates zu versorgen. Selbst wenn es bisher noch keine genauen Vorgaben gibt, wie lange Hersteller ihre Geräte mit Updates versorgt halten müssen, besteht dennoch ein gewisser Konkurrenzdruck für die einzelnen Marken.
Da der Smart Home Markt viele Geräte von vielen Herstellern birgt, will keine Marke ihre Kunden nachhaltig verärgern. Ein gewisses Eigeninteresse daran, Geräte lange funktionsfähig zu haben, ist also bereits gegeben. Wie sich die Update-Pflicht weiterentwickelt, bleibt abzusehen. Die Verbraucherschutzzentrale hat zwar bereits eine Nachbesserung gefordert, erfahrungsgemäß dürften sich solche Ergänzungen jedoch eine Weile hinziehen.