Wäre es nicht schön, kostenlos Produkte von Amazon zugeschickt zu bekommen und diese nicht zurückgeben zu müssen? Was im ersten Augenblick absurd klingt, stellt tatsächlich eine gängige, jedoch wenig bekannte Praxis dar. Im Rahmen des sogenannten Amazon-Vine-Programms geschieht genau das. Doch wieso eigentlich? Worauf zielt Amazon Vine ab und wie kann man mitmachen?
Amazon Vine: Kostenlose Produkte für jedermann
Mittels seines Vine-Programms möchte Amazon einerseits Käufern fundierte Produkterfahrungen an die Hand geben, anhand derer sie sich für oder gegen einen Kauf entscheiden können. Andererseits möchte der US-amerikanische Versandhändler seinen Partnern, also den auf Amazon vertretenen Verkäufern, die Möglichkeit geben, objektive Rezensionen zu erhalten. Das grundsätzliche Funktionsprinzip ist dabei recht simpel: Vine-Rezensenten, auch betitelt als Vine Voices, können sich Artikel teilnehmender Händler vollkommen kostenfrei im Amazon-Shop bestellen. Laut dem Versandhändler würden täglich Tausende von Produkten aus allen Kategorien hinzukommen. Anschließend testen die Vine Voices die Geräte und verfassen möglichst objektive Produktrezension. Das war’s. Die Produkte verbleiben bei den Testern und müssen nicht zurückgeschickt werden.
Um jegliche Beeinflussung seitens der Händler zu verhindern, ist der Kontakt ebenjener zu den Vine Voices untersagt. Ferner werden Vine-Bewertungen zwar zusammen mit allen anderen Bewertungen angezeigt, zum Zwecke der Transparenz werden sie jedoch mit dem Schriftzug „Vine Kundenrezension eines kostenlosen Produkts“ markiert. Für Händler ist die Teilnahme übrigens kostenpflichtig. Ab Oktober 2023 lassen sich immerhin zwei Einheiten pro übergeordnete ASIN respektive zwei Vine-Rezensionen kostenlos wahrnehmen. Ansonsten betragen die Kosten bis zu 170 Euro für 30 Vine-Rezensionen. Amazon verdient somit auch direkt an seinem Vine-Programm.
Wie werde ich Vine-Tester?
Mit Blick auf zahlreiche kostenlose Produkte würden sich höchstwahrscheinlich zahllose Freiwillige finden lassen, die mit Freuden am Vine-Programm teilnehmen würden. Leider sind die Teilnehmerhürden alles andere als leicht überwindbar. So kann man sich als Rezensent etwa nicht für das Programm anmelden. Frei nach dem Prinzip „Rufen Sie uns nicht an, wir rufen Sie an“ meldet sich Amazon selbst bei potenziellen Vine Voices. Dafür sucht sich das Unternehmen Käufer aus, die bereits zahlreiche hilfreiche Bewertungen verfasst haben. Unterm Strich: Eine Teilnahme ist nur auf Einladung möglich.
Weshalb die strengen Transparenzmaßnahmen?
Amazon ist nicht das einzige Unternehmen, das kostenfreie Produkte im Austausch für Bewertungen anbietet. Was Amazon offiziell und mit Fokus auf Transparenz und Objektivität macht, bieten zahlreiche Amazon-Händler eigenständig an. Da die Objektivität hier jedoch nicht gewährleistet werden kann, verstößt dieses Vorgehen gegen die Amazon-Richtlinien. Denn es besteht die Gefahr, dass Nutzer sämtliche erhaltenen Produkte positiv bewerten, um weitere kostenfreie Geräte zu erhalten. Daher griff Amazon in den vergangenen Jahren mehrmals hart durch und verbannte zahlreiche Händler, die sich dieser Praktik bedienten, von seiner Verkaufsplattform.